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Wirtschaft: Für Breuer ist das Kapital völlig falsch verteilt

Deutsche-Bank-Chef spricht auf dem Kongreß "Venture Capital" FRANKFURT (MAIN) (ro).Nach Ansicht von Deutsche-Bank-Vorstandssprecher Rolf Breuer ist das Anlagekapital in Deutschland völlig falsch verteilt.

Deutsche-Bank-Chef spricht auf dem Kongreß "Venture Capital"

FRANKFURT (MAIN) (ro).Nach Ansicht von Deutsche-Bank-Vorstandssprecher Rolf Breuer ist das Anlagekapital in Deutschland völlig falsch verteilt."Was wir an Kapital sammeln zur Finanzierung von Schiffen, Flugzeugen oder Wohnungen - dies alles über steuerliche Subventionen - das spottet jeder Beschreibung", meinte der Banker am Freitag auf dem internationalen Börsenkongreß "Venture Capital" in Frankfurt.Das Bizarre sei, daß in Deutschland Verlust belohnt werde.In den USA werde der Erfolg honoriert."Dies ist die Wurzel der riesenhaften Kapital-Fehlverteilung in unserem Land." Nach Auffassung von Breuer muß viel mehr Geld in die Unterstützung von neuen, zukunftsweisenden Unternehmen gesteckt werden.Hierzulande gebe es zwar genügend Kapital, aber es fehle Geld für innovative Unternehmen."Deshalb hat Venture Capital auch eine politische Dimension", meinte der Banker vor rund 300 Teilnehmern des Börsenkongreßes.Beim sogenannten Venture Capital gehe es nicht um Bankkredite, sondern um eine langfristige Beteiligung am Eigenkapital des jeweiligen Unternehmens mit der Aussicht auf eine hohe Rendite.Es gehe dabei aber auch um eine unternehmerische Beteiligung und die Unterstützung des Managements.Insofern ist Venture Capital nach Ansicht des Deutsche-Bank-Chefs nichts für Kleinanleger, aber auch nicht Aufgabe der Banken.In den USA mache dies kein einziges Geldhaus.Hierzulande entfiele 60 Prozent dieses Beteiligungskapitals auf Banken.Breuer wünscht sich ein viel stärkeres Engagement von großen, institutionellen Anlegern wie Versicherungen oder Pensionsfonds, wie es in den USA der Fall ist.Letztere sind hierzulande noch nicht zugelassen. Breuer plädiert aber für mehr Raum für junge, innovative Unternehmen an den Börsen in Europa.Nur so könne die Abwanderung in die USA verhindert werden.Der "Neue Markt" in Frankfurt sei ein wichtiger Schritt.Nach den ersten Monaten könne man bei 14 notierten Unternehmen und einer Marktkapitalisierung von rund sechs Mrd.DM zufrieden sein.Langfristig erachtet Breuer die Vernetzung solcher Börsensegmente in Europa als notwendig.Amsterdam, Brüssel, Paris und Frankfurt hätten dazu erste Schritte eingeleitet.Breuer fordert aber auch mit Blick auf das Kapital und das Alter der Unternehmen die Zügel für die Zulassung zu diesen Börsen etwas lockerer zu lassen.Bei der Publizität und der Offenheit der Firmen müsse die Latte aber höher gelegt werden.Die Firmen müssen nach Ansicht von Breuer noch mehr offenlegen als bisher. Mental hat sich nach Ansicht des Bankers mit Blick auf die Beteiligungsfinanzierung in Deutschland schon einiges bewegt.Dies hat er mit Blick auf den Staat festgestellt.Der sei nicht daran Schuld, daß Venture Capital hierzulande noch in den Kinderschuhen stecke.Auch bei Familienunternehmen sei einiges in Bewegung geraten.Aber insgesamt sind die Veränderungen hierzulande noch zu zaghaft, sagt Breuer.Wenn man die Chancen, die Venture Capital für die Unternehmen und letztlich auch für die gesamte Wirtschaft biete, nutzen wolle, müsse zum Beispiel auch die Zusammenarbeit zwischen Forschung, zwischen Universitäten und Unternehmen noch viel stärker ausgebaut werden.

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