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Wirtschaft: Für die Familie

Ministerin Schmidt zeichnet Unternehmen aus, in denen sich Beruf und Karriere vereinbaren lassen

Berlin - „Wir“ heißt die Mitarbeiterzeitschrift der Komsa AG aus Sachsen. Und weil mit „Wir“ nicht nur die 500 festen Mitarbeiter und 100 Zeitarbeitskräfte gemeint sind, liegt die Zeitschrift nicht im Betrieb aus, sondern wird nach Hause geschickt. „Wir haben eine sehr familiäre Firmenkultur“, sagt Unternehmenssprecher Uwe Bauer. Familie und Beruf zu verbinden, das sei bewusste Strategie im Unternehmen. So gibt es bei dem Großhändler und Dienstleister für Informationstechnik und Telekommunikation nicht nur flexible Arbeitszeiten, Teilzeit- und Heimarbeitsplätze, sondern auch einen Kindergarten, der ganz auf die Bedürfnisse berufstätiger Eltern eingerichtet ist. Ergebnis: 41 Prozent der Führungspositionen sind mit Frauen besetzt.

Für diesen Spitzenwert ist die Komsa AG aus Sachsen am Dienstagabend ebenso wie der Wasch- und Reinigungsmittelkonzern Henkel und das Stahlbau- und Metalltechnikunternehmen Schönberger aus Bayern im Wettbewerb „Erfolgsfaktor Familie 2005“ von Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) ausgezeichnet worden. „Familienfreundlichkeit lohnt sich für Unternehmen“, sagte Schmidt bei der Preisverleihung im Bundeskanzleramt. Für die Gewinner gab es dazu noch ein Preisgeld von je 10000 Euro. 366 Unternehmen hatten an dem vom Ministerium initiierten Wettbewerb teilgenommen, 35 Unternehmen waren in die engere Wahl gekommen.

Die Wirtschaft sei dafür zuständig, dass aus der Entscheidung „Kind oder Karriere“ endgültig das Lebensmodell „Kind und beruflicher Erfolg“ werde, sagte Schmidt. Die Projekte der Wettbewerbsteilnehmer könnten dazu beitragen, „dass Eltern stressfreiere Eltern und stressfreiere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sein können.“ Auch Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) forderte die Wirtschaft zu familienfreundlichen Arbeitsbedingungen auf. Familienpolitik sei auch eine ökonomische Frage, sagte Schröder. Kluge betriebliche Familienpolitik sei konkretes Handeln für eine gute Zukunft. Bei Henkel zum Beispiel lobten die Juroren, dass die Förderung berufstätiger Mütter und Väter bei dem Konzern schon eine lange Tradition hat. Das Angebot reicht hier von flexiblen Arbeitszeitmodellen über die Firmenkindertagesstätte „Gerda Henkel“, die seit 1940 besteht, bis hin zu einem Wohnprojekt für ehemalige Mitarbeiter im Rentenalter.

Dass Familienfreundlichkeit auch in kleinen Unternehmen möglich ist, beweist die Firma Schönberger mit 28 Mitarbeitern – 22 Männer und sechs Frauen. Schönberger erwartet von ihnen Einsatz rund um die Uhr, legt aber Wert darauf, dass die Familien darunter nicht leiden. Zu Kindergeburtstagen oder anderen Familienfesten gibt es einen Tag bezahlten Urlaub extra. Auch Männer sollen aktiv am Familienleben teilnehmen, darauf legen die beiden Geschäftsführerinnen Wert. Die Firma bietet ihren Mitarbeitern darüber hinaus zinsfreie Darlehen und auch Hilfe bei Behördengängen.

Der Innovationspreis ging an die Arznei- und Pflegemittelfirma Weleda aus Schwäbisch- Gemünd für ihr „Generationennetzwerk“. Hier helfen sich Alt und Jung, aktive und ehemalige Mitarbeiter gegenseitig – bei der Hausarbeit, im Krankheitsfall, bei der Kinderbetreuung. „Dort helfen, wo man sich früher selbst Hilfe gewünscht hätte“, so lautet das Motto des Netzwerks, das von der Personalabteilung des Unternehmens koordiniert wird.

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