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Wirtschaft: Für eine Hand voll Cents

Inzwischen kann man zu Discountpreisen mobil telefonieren – doch nicht alle Billigangebote lohnen sich

Berlin - Mobil telefonieren für 19, 18, 14, ja sogar 9,9 Cent in der Minute – derzeit liefern sich die Anbieter einen Wettbewerb um den niedrigsten Preis. Dabei kommen neue Unternehmen auf den Markt, die mit Mobilfunk eigentlich nichts zu tun haben: Der Kafferöster Tchibo machte im vergangenen Jahr den Anfang, als er Mobiltelefone in seine Regale legte. Inzwischen gibt es Mobilfunkangebote zum Beispiel auch bei Payback oder Lekkerland.

Die Handydiscounter sorgen zwar dafür, dass die Preise sinken. Ein Anbieter lässt Festnetztelefone in seiner Fernsehwerbung sogar Selbstmord verüben, weil mobil telefonieren jetzt so günstig wie im Festnetz sei. Doch es wird für den Kunden immer schwieriger, aus der Vielzahl der Angebote den individuell günstigsten Tarif herauszufinden. Denn wie immer gilt: Was auf den ersten Blick besonders günstig erscheint, kann am Ende teuer werden.

Zunächst kann man die Angebote danach unterscheiden, ob es ein verbilligtes Handy dazu gibt oder nicht. Manche Discounter bieten gar keine Handys an, daher sind diese Angebote für Kunden gedacht, die bereits ein Telefon besitzen, nicht alle zwei Jahre ein neues Modell benötigen oder günstig ein gebrauchtes Handy erworben haben.

Der nächste Unterschied: Angebote mit vorausbezahlten Guthaben, die man abtelefonieren kann (Prepaid), oder Angebote mit Vertrag. Bisher galt: Bei Prepaid waren die Minutentarife in der Regel höher, dennoch kamen Wenigtelefonierer hier meist günstiger weg als mit einem Vertrag, bei dem monatlich eine Grundgebühr fällig wird. Die Discounter durchbrechen diese Regel gerade.

„Wer einfach nur telefonieren will und ab und zu eine SMS verschicken, ist bei den Discountern gut aufgehoben“, sagt Kai Petzke vom Tarifberater Teltarif. Ein Vorteil der Discounter sei auch die meist einfache Tarifstruktur: Ein Preis rund um die Uhr in alle deutschen Netze. „So bekommt der Kunde relativ schnell ein Gefühl dafür, was ihn das mobile Telefonieren kostet“, sagt Petzke. Service darf man bei den Discountern dagegen in der Regel nicht erwarten – oder er kostet dann extra viel. Vorsicht sei auch geboten, wenn man doch einmal mehr will, als einfach nur telefonieren, nämlich zum Beispiel das Handy auch im Ausland nutzen. „Einige Anbieter langen im Ausland kräftig zu“, sagt Petzke. Der Tarifexperte rät auch bei Paketangeboten zur Vorsicht – vor allem dann, wenn man nicht gut abschätzen kann, wie viel man tatsächlich spricht. „Wer immer mit der Stoppuhr telefoniert und jeden Monat genau die im Paket enthaltenen Minuten telefoniert, ist damit gut bedient“, sagt Petzke. „Wer aber mal einen Monat viel und den anderen wenig telefoniert, was normal ist, zahlt immer drauf.“

Ein Beispiel: Mobilcom bietet ein Paket mit 200 Minuten im Monat für 19,80 Euro im Monat. Das macht rechnerisch einen Preis von 9,9 Cent pro Minute. Wer jedoch weniger als 200 Minuten telefoniert, für den erhöht sich der durchschnittliche Minutenpreis. Wer mehr als 200 Minuten telefoniert, zahlt für die darüber hinausgehenden Gespräche 39 Cent pro Minute, was den Durchschnittspreis ebenfalls über 9,9 Cent bringt.

Eines muss der Kunde von Discountangeboten jedoch nicht fürchten: Dass er mit schlechterer Qualität telefoniert. Grundlage aller Discountangebote sind die vier in Deutschland existierenden Mobilfunknetze von T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2. Die Netzbetreiber, die zurzeit wegen des Aufbaus der UMTS-Mobilfunknetze viele freie Kapazitäten haben, geben diese Kapazitäten zu Großhandelspreisen an die Discounter ab, die dann eigene Tarife für ihre Kunden machen. Dennoch sollte man bei der Auswahl des Discountangebots erfragen, über welches Netz man am Ende telefoniert. Denn nicht in allen ländlichen Regionen sind alle vier Netze gleich stark ausgebaut. Wer auch im Ferienhaus am See guten Empfang haben will, sollte vorher klären, welche Netze vor Ort den besten Empfang bieten.

Um die Auswahl des günstigsten Tarifs zu erleichtern, hat Teltarif für den Tagesspiegel eine Beispielrechnung erstellt (siehe Tabelle). Wichtig ist dabei jedoch, dass ein bestimmtes Profil, das eines Normaltelefonierers, zu Grunde gelegt wurde. Für die Beispielrechnung wurden die Preise für 1089 verschiedene Verträge beziehungsweise Vertragskombinationen berechnet. Die günstigste Variante für das Profil kostet monatlich 13,38 Euro (The Phone House), die teuerste 134,55 Euro. In der Tabelle stehen auf den Plätzen eins bis zehn die günstigsten Angebote der Discounter – verglichen mit den jeweils günstigsten Angeboten der Netzbetreiber für das vorgegebene Profil. Der günstigste Tarif mit voller Subvention, bei dem man sich sein Handy beim Händler (fast) frei auswählen kann, kostet fast das Doppelte des Angebots vom günstigsten Discounter.

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