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Noch zu halten? Griechenland braucht Geld, kommt aber mit seiner Haushaltssanierung nicht hinterher.

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Für Griechenland zahlen: Bangen um die Euro-Zone

Wirtschaft und Politik ringen um Rettungskonzepte. Die OECD ist für den Kauf von Staatsanleihen, Wirtschaftsminister Rösler ist von Griechenland "ernüchtert". Währenddessen kaufen die deutschen Versicherer verstärkt US-Anleihen.

In der Debatte um gemeinsame Staatsschulden stellt sich die Industrieländerorganisation OECD hinter die Pläne der Europäischen Zentralbank (EZB), Anleihen europäischer Krisenländer aufzukaufen. „Staaten, die Hilfe wollen, müssen ihren eingeschlagenen Kurs des Sparens und der Reformen weiterverfolgen“, sagte Generalsekretär Angel Gurría der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Die EZB-Unterstützung gibt ihnen die dafür nötige Zeit.“ Deshalb sei er für den von EZB-Präsident Mario Draghi eingeschlagenen Weg. Zugleich plädierte Gurría für einen Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone – und brachte eine Lockerung der Vorgaben ins Spiel. „Vielleicht braucht die neue Regierung etwas mehr Raum, um die harten Auflagen erfüllen zu können“, sagte er.

Heftige Kritik an der Regierung in Athen kam dagegen von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP). Griechenland hat nach seiner Meinung kein Interesse an Reformen zur Bewältigung der Krise. „Ich bin ernüchtert“, sagte Rösler dem Magazin „Focus“. Zwar habe er zusammen mit der deutschen Wirtschaft vielfältige Unterstützung angeboten. „Kaum eines unserer Angebote hat die griechische Seite genutzt“, kritisierte Rösler. Auch seien Reformzusagen „weitgehend folgenlos geblieben“.

Während Rösler wiederholt einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone ins Gespräch gebracht hat, will die Piratenpartei mit einem klaren Bekenntnis zu Europa in den Bundestagswahlkampf ziehen. „Wir sind schließlich eine europäische Partei, und die europäische Idee zählt viel mehr als die Reduzierung auf eine Währung“, sagte der Parteivorsitzende Bernd Schlömer. Die Finanzkrise werde eines der entscheidenden Wahlkampfthemen werden. Bei ihrem Krisenmanagement lasse die Bundesregierung eine ausreichende Bürgerbeteiligung und eine Einbindung der Parlamente vermissen. Hier würde er „mehr Aktivität und Souveränität“ erwarten, so Schlömer.

Angesichts der sich zuspitzenden Euro-Krise suchen die großen deutschen Versicherer verstärkt nach Alternativen zum Euro-Raum. So hat die Allianz ihr Engagement in US-Staatsanleihen von Januar bis Juni um gut eine Milliarde Euro auf 8,95 Milliarden Euro erhöht. Zudem setzt Europas größter Versicherer zunehmend auf Immobilien, erneuerbare Energien und Investitionen in Infrastrukturprojekte, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel. Dennoch ist der Konzern auch weiterhin mit großen Summen im Euro-Raum engagiert. Allein 33 Milliarden Euro stecken in italienischen Staatsanleihen, gut 28 Milliarden Euro in französischen. Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re, der insgesamt 92 Milliarden Euro in Staatsanleihen investiert hat, hat den Anteil der US-Anleihen von 16,9 auf 18,3 Prozent erhöht. Griechenland, Irland, Portugal machen dagegen zusammen nur noch ein Prozent aus, Italien drei und Spanien ein Prozent. mit dapd

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