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Wirtschaft: Für Kinderlein kaufet

Der Spielzeughandel macht ein Drittel des Jahresumsatzes vor Weihnachten. Die Stimmung ist bestens

München - Wenn ein Wirtschaftszweig in den Wochen bis Weihnachten ein Drittel seines Jahresumsatzes macht, sollte wegen der hereinstürzenden Rezession jetzt Angst und Schrecken herrschen. Ist aber nicht so. „Es gibt keinen Einbruch“, sagt Werner Lenzner vom Nürnberger Marktforscher Eurotoys. Wenn die nächsten Wochen keine Katastrophe brächten, seien Umsätze auf Vorjahres niveau wahrscheinlich. Die Branche ist krisensicher, meint auch der Chef des Verbands der Spielwareneinzelhändler, Willy Fischl. „Kein Kind würde verstehen, wenn wegen der Finanzkrise Weihnachten ausfiele.“ An Kindern werde stets zuletzt gespart.

Relativ gut gelaunt sind die Spielzeugverkäufer vor allem, weil 2007 erstmals seit Jahren wieder mehr Kinder in Deutschland geboren wurden. Das ist perspektivisch wichtiger als die aktuelle Rezession. Gut für sie ist auch, dass Eltern immer später Kinder bekommen und wirtschaftlich dann tendenziell bessergestellt sind.

Vom steigenden Qualitätsbewusstsein profitieren die heimischen Hersteller. In den vergangenen zwei Jahren ist die Zahl der in der Branche Beschäftigten wieder um ein Zehntel auf mehr als 11 000 Leute gestiegen. Die heimische Produktion hat parallel dazu pro Jahr um gut sechs Prozent auf gut 1,1 Milliarden Euro zugelegt. Dagegen sind in China – als Folge der Skandale um gefährliches Spielzeug – seit Anfang des Jahres mehr als 3600 Spielzeugfabriken geschlossen worden, wie Experten schätzen. Dennoch dominiert das Land den globalen Spielzeugmarkt mit einem Anteil von 85 Prozent. Trotz des härteren Vorgehens chinesischer Behörden kursiert immer noch Risiko-Ware. Der Tüv Rheinland hat soeben Billigspielzeug unter zehn Euro getestet und bei der Hälfte gefährliche Mängel festgestellt. 23 von 50 der untersuchten Produkte hätten in der EU wegen gefährlicher Substanzen oder verschluckbarer Kleinteile eigentlich gar nicht verkauft werden dürfen. Vor allem Konsumgut aus China sei nicht besser geworden, kritisiert auch EU-Verbraucherschutzkommissarin Meg lena Kuneva. Die Hälfte aller wegen Sicherheitsmängeln 2008 aus dem Verkehr gezogenen Konsumprodukte stamme aus China. „Besser ein gutes als mehrere billige Spielzeuge kaufen“, rät der Tüv.

Gefragt sind in diesem Jahr vor allem Videospiele und Konsolen wie Nintendo DS oder Wii, mit denen alle Generationen spielen. Bis zu 40 Prozent Umsatzplus auf gut 1,6 Milliarden Euro erwartet Marktforscher Lenzner hier. Klassische Spielwaren dürften 2008 auf konstant 2,2 Milliarden Euro Umsatz kommen. Tiefer als im Vorjahr müssen Konsumenten dafür übrigens nicht in die Tasche greifen. Einzelhändler wie Hersteller versprechen stabile Preise. Thomas Magenheim-Hörmann

Thomas Magenheim-HörmannD

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