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Wirtschaft: Für viele Berliner wird Strom teurer als nötig

Bei Vattenfall verschieben sich die Tarifgrenzen

Berlin - Die Preiserhöhung des Stromversorgers Vattenfall könnte bei vielen Berlinern für eine böse Überraschung sorgen. Denn in der kommenden Woche steigen nicht nur die Tarife um durchschnittlich 5,2 Prozent. Gleichzeitig verschieben sich auch die Grenzen, ab wann sich welcher Tarif lohnt. Für die Verbraucher kann das eine zusätzliche Belastung von bis zu zehn Euro im Jahr bedeuten.

Der Bewag-Nachfolger Vattenfall hatte im Januar angekündigt, seine Strompreise zum 1. Mai zu erhöhen. Begründet wurde dies mit den „massiv gestiegenen Strombezugspreisen“ an den Energiebörsen. Dem Unternehmen zufolge entstehen den Privatkunden dadurch Mehrkosten von rund 20 Euro im Jahr. Dies gilt für den Standardtarif „Berlin Klassik“. Im Tarif „Klassik Plus“, den vor allem Familien nutzen, könne die zusätzliche Belastung je nach Verbrauch sogar 50 Euro betragen.

Genau diese Kunden jedoch müssen sich auf weitere Belastungen einstellen. Denn der Tarif „Klassik Plus“ macht nach der Preiserhöhung für viele Verbraucher überhaupt keinen Sinn mehr. Nach Berechnungen des Tagesspiegels lohnt er sich künftig erst ab einem Verbrauch von 2750 Kilowattstunden im Jahr. Bisher lag die Grenze bei 1900 Kilowattstunden (siehe Tabelle). Mit anderen Worten: Viele „Klassik-Plus“-Kunden zahlen nach der Preiserhöhung zu viel; mit dem Tarif „Berlin Klassik“ würden sie deutlich besser fahren.

Ein Beispiel: Eine Familie mit einem Jahresverbrauch von 2000 Kilowattstunden bezieht bisher den Tarif „Klassik Plus“. Nach der Preiserhöhung muss sie für diese Strommenge 449,60 Euro bezahlen. Mit „Berlin Klassik“ wären es hingegen nur 439,16 Euro. Die Familie zahlt also rund zehn Euro mehr als nötig. Ähnlich – wenn auch nicht im selben Umfang – sieht es bei Kunden aus, die den Tarif „Multiconnect“ gewählt haben.

Wer nun jedoch seinen Tarif wechseln möchte, stößt auf Probleme. Denn für „Klassik Plus“ und „Multiconnect“ gilt eine Vertragslaufzeit von zwölf Monaten. Die Kunden stecken also im teureren Tarif fest. Wegen der Preisänderung haben sie zwar theoretisch das Recht, ihren Vertrag außerplanmäßig zu kündigen. Allerdings gilt dies nur bis zwei Wochen vor Inkrafttreten der Erhöhung – und diese Frist ist bereits abgelaufen.

Böser Wille stecke nicht dahinter, beteuert man bei Vattenfall. „Alle Kunden sind über die bevorstehende Preiserhöhung und die Kündigungsfristen informiert worden“, sagte eine Sprecherin. Explizite Hinweise für die betroffenen „Klassik-Plus“-Kunden hat Vattenfall allerdings nicht gegeben. „Dafür hätten Kosten und Nutzen in keinem Verhältnis zueinander gestanden“, sagte die Sprecherin.

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