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© dpa

Funkausstellung: Hersteller kehren zurück in die Realität

Visionen waren gestern: Elektronikfirmen arbeiten an sparsamen Geräten und nützlichen Anwendungen.

Berlin - Coole Handys, edle Audioanlagen, flache Fernseher, schlaue Navigationsgeräte und schicke Espressovollautomaten – am Freitag beginnt in den Messehallen unter dem Funkturm die Internationale Funkausstellung (Ifa). Auch wenn die Ifa sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt hat – seit 2008 werden auf der Messe auch Waschmaschinen, Kühlschränke und andere Elektro-Hausgeräte gezeigt – im Zentrum steht immer noch der Fernseher. Der wird immer flacher, immer größer und kann immer mehr. Doch wird teure Unterhaltungselektronik auch in der Krise gekauft?

In den ersten Monaten des Jahres verkauften sich Fernseher besser als erwartet. Obwohl es in diesem Jahr kein Fußball-Großereignis gab, setzten die Hersteller nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im ersten Halbjahr 20 Prozent mehr Geräte ab. „Das liegt an den gewaltigen Innovationsschritten, die die Branche gemacht hat“, sagt GfK-Forscher Jürgen Boyny. Neben der Digitalisierung und dem Umstieg von der Röhre auf den Flachbildschirm sei dies etwa auch die Verbesserung der Bildqualität. Hinzu kommt: „Die Verbraucher sind in Kauflaune“, sagt Boyny.

Doch das wird nicht so bleiben: „Das Weihnachtsgeschäft wird schwierig, weil die Arbeitslosigkeit steigt“, sagt der GfK-Forscher. „Bei den Fernsehgeräten erwarten wir nach einem Umsatzplus von vier Prozent im ersten Halbjahr einen Umsatzrückgang von 3,8 Prozent im zweiten Halbjahr.“ Dennoch rechnet die GfK mit steigenden Absatzzahlen. 2008 wurden in Deutschland 7,5 Millionen Fernseher verkauft. „2009 werden es 8,2 Millionen Geräte sein“, sagt Boyny voraus. Und weil die Verbraucher eher zu preiswerteren Geräten greifen, geht Boyny davon aus, „dass sich die Preise nicht erholen werden“. Nur für die Hersteller ist das keine gute Nachricht.

2008 wurden auf der Ifa Waren im Wert von mehr als drei Milliarden Euro bestellt. Die Branche rechnet 2009 mit einem ähnlichen Ordervolumen. Boyny erwartet, dass die Zahlen leicht über dem Vorjahr liegen. „Bereits im vergangenen September hat der Handel angesichts der Krise sehr zögerlich eingekauft“, sagt der GfK- Forscher. „Jetzt sind die Lager vielerorts leer.“ Es muss nachbestellt werden.

Kaufanreize bieten die neuen flachen TV-Geräte nicht nur, weil sie schicker aussehen als die alten Röhrengeräte. Sie können auch mehr: private Fotos zeigen zum Beispiel oder Videos aus dem Internet. „Das Fernsehen entwickelt sich zu einem multimedialen Ereignis“, sagt Ansgar Schlautmann von der Managementberatung Arthur D. Little. „Schon heute sitzen viele Menschen mit ihrem Laptop vor dem Fernseher, um sich zusätzliche Informationen zu besorgen. Künftig werden immer mehr Internet-Anwendungen in die TV-Geräte integriert.“

Grundsätzlich neue Trends hat Schlautmann auf der Ifa 2009 noch nicht ausgemacht. „Was man aber sehen kann, ist ein Realitätsgewinn.“ So sei inzwischen klar, dass es Fernsehen auf dem Handy, ein großes Thema der vergangenen Ifa, so schnell nicht geben werde. Auch dass Menschen künftig all ihre elektrischen Geräte zu Hause drahtlos vernetzen, erwartet Schlautmann nicht. „Das ist eine nette Geschichte, ich glaube aber nicht, dass das ein großer Markt wird. Die Frage ist doch, worüber soll der Kühlschrank mit dem Internet kommunizieren?“ Sinnvoll sei die Vernetzung jedoch zum Beispiel zur Überwachung des Energieverbrauchs in einem Haushalt.

Das mobile Internet werde dagegen zu einem immer wichtigeren Thema: „Apple ist hier mit seinem App-Store immer noch Vorreiter“, sagt Schlautmann. Weltweit arbeiten Entwickler an neuen Anwendungen für das Designhandy iPhone und stellen sie den Kunden im App-Store zur Verfügung. Schlautmann geht davon aus, dass immer mehr Gerätehersteller und auch Netzbetreiber in solche Plattformen für mobile Anwendungen investieren. „Die Netzbetreiber hierzulande könnten da noch etwas mehr tun.“

Was für die Gerätehersteller von Haushaltsgeräten eine Selbstverständlichkeit ist, wird auch für die Hersteller von Unterhaltungselektronik wichtiger: das Energiesparen. Ab August 2010 gilt eine neue EU-Verordnung, die vorschreibt, wie viel Strom etwa ein Fernseher maximal verbrauchen darf. „Im Vorfeld hat sich schon viel getan“, sagt Jenny Braune von der Stiftung Warentest. Zuletzt hätten alle getesteten LCD-Fernseher die Norm erfüllt. Immer noch gilt aber, dass LCD- und besonders Plasma-Fernseher deutlich mehr Strom verbrauchen als Röhrengeräte. Die neuen Plasma-Geräte mit hochauflösenden Bildern (Full HD) liegen noch weit über der neuen Norm. Auf der Ifa werden nun die ersten LCD- Geräte gezeigt, die mit stromsparenden Leuchtdioden (LED) zur Hintergrundbeleuchtung arbeiten. „Den großen Unterschied sehen wir noch nicht“, sagt Braune von der Stiftung Warentest. Aber bei den LEDs stehe die Entwicklung noch am Anfang. Noch sparsamer werden also die TV-Geräte auf der Ifa 2010 sein.

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