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Wirtschaft: Fusion: Chase-Boss Harrison gibt den Ton an

Vor drei Wochen klingelte bei Douglas "Sandy" Warner das Telefon. Am anderen Ende meldete sich sein Freund William Harrison.

Vor drei Wochen klingelte bei Douglas "Sandy" Warner das Telefon. Am anderen Ende meldete sich sein Freund William Harrison. Die beiden kennen sich seit 25 Jahren. Warner ist Vorstandschef des ehrwürdigen Bankhauses J.P. Morgan & Co Inc; Harrison leitet in der gleichen Funktion die nicht weniger traditionsreiche Chase Manhattan Corp. Die beiden haben sich in den letzten zwei Jahren immer wieder über ein Thema unterhalten, das alle ihrer Kollegen beschäftigt: Was muss man tun, um in die oberste Reihe des internationalen Wertpapiergeschäfts zu kommen. Harrison wollte diesmal Nägel mit Köpfen machen. Sein Übernahmeangebot im Wert von 31 Milliarden Dollar für J.P. Morgan überrraschte Sandy Warner nicht. Obwohl er in der neuen J.P. Morgan Chase die zweite Geige spielen dürfte, griff er zu. "Wir sprachen keine fünf Minuten miteinander, da wussten wir, dass der Zusammenschluss für unsere Aktionäre gut sein wird", so Harrison nach der Ankündigung am Mittwoch. "In ein paar Jahren wird es in diesem Sektor nur noch ein paar Spitzen-Players geben."

Harrison und Warner sind, was ihre Berufskarrieren angeht, nicht minder Spitzen-Players. Beide haben sich in ihren Unternehmen hochgearbeitet. William B.Harrison Jr. wurde am 1. Juni zum Präsidenten und Vorstandschef der Chase Manhattan Corp berufen und am 1. Januar zugleich zum Vorsitzenden des Verwaltungsrates. Nach dem Zusammenschluss mit der Chemical Banking Corporation im März 1996 rückte Harrison zum Vize-Vorsitzenden auf. Diesen Posten hatte er bei Chemical seit der Fusion mit Manufacturers Hanover im Dezember 1991 inne. Zu Chemical kam Harrison 1967. Nach ein paar Jahren in der Unternehmensfinanzierung schickte ihn die Bank 1976 als Leiter der Filialkette im Westen nach San Francisco. 1982 übernahm er als Bereichsdirektor die Verantwortung für Chemicals Europa-Geschäft und 1986 wurde ihm das Nordamerikageschäft unterstellt. Ein Jahr später rückte er zum Leiter des Bereichs kommerzielle Bank-und Unternehmensfinanzierung auf. Im August 1990 folgte dann der Sprung zum Vizechef der Chemical Bank. Harrison sitzt im Aufsichtsrat mehrerer Unternehmen, darunter Merck & Co Inc. Er ist Mitglied der einflussreichen Wirtschaftsgremien Business Roundtable und Business Council, denen auch Warner angehört.

1943 in North Carolina geboren, studierte der Football-Spieler und Tennis-Fan Volkswirtschaft an der University of North Carolina und absolvierte danach ein Studium für Management am Schweizer Ableger der Harvard Business School. Er lebt mit seiner Frau Anne und zwei Kindern in Greenwich im Staat Connecticut.

Eine ähnliche Karrierre hat Douglas A. Warner III hinter sich. Nach Abschluss des Studiums an der Yale University im Jahr 1968 trat der heute 53-Jährige bei der Morgan Guaranty Trust Co ein. Morgan Guaranty ist eine hundertprozentige Tochter der J.P. Morgan & Co. 1987 beförderte ihn die Bank zum Executive Vice President und 1989 wurde ihm der gleiche Posten bei der Muttergesellschaft anvertraut. Zum Vorsitzenden und CEO berief ihn J.P. Morgan 1995. Warner ist Mitglied des Aufsichtsrates des Brauereikonzerns Anheuser-Busch und Vorsitzender des Memorial Sloan-Kettering Cancer Center. Das Scheinwerferlicht liegt jedoch auf Harrison. Seine Aufgabe besteht darin, zwei Bankriesen mit unterschiedlichen Unternehmenskulturen zum drittgrößten Finanzkonzern zu verschmelzen. Harrison besitzt nicht das Charisma seines Vorgängers Walter Shipley. Kaum jemand zweifelt aber daran, dass er die Erfahrung mit bringt, komplizierte Zusammenschlüsse abzuwickeln.

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