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Wirtschaft: Fusionen: Der Trend hält im Jahr 2001 an

Die Fusionswelle in Europa ist im vergangenen Jahr etwas abgeflacht. Schuld waren die gescheiterten Zusammenschlüsse im Finanzsektor, etwa der von Deutscher und Dresdner Bank.

Die Fusionswelle in Europa ist im vergangenen Jahr etwas abgeflacht. Schuld waren die gescheiterten Zusammenschlüsse im Finanzsektor, etwa der von Deutscher und Dresdner Bank. Gleichwohl gab es in diesem Jahr mit der Mannesmann-Übernahme durch Vodafone auch den größten Firmenkauf der Geschichte. Experten halten den Fusionstrend für ungebrochen. Vor allem in der Versorgungsbranche werde es eine Neustrukturierung geben.

Laut einer Untersuchung der BHF-Bank wurden bis Mitte Dezember Unternehmenszusammenschlüsse mit europäischer Beteiligung im Volumen von einer Billion Euro angekündigt. Dahinter verbergen sich fast 13 000 Zusammenschlüsse. Da die Fusionswelle zum Ende des Jahres abflachte, wird das 1999er Volumen von 1,2 Billionen Dollar nicht erreicht werden. "Ich denke nicht, dass der Dampf raus ist aus dem Fusionsboom in Europa. Es ist nur etwas ruhiger geworden", sagt Richard Peterson von Thomson Financial Securities Data. Don Meltzer, Fusionsexperte bei Credit Suisse First Boston, sieht es ähnlich: "Das Geschäft wird sich im ersten Quartal wieder beleben, weil Trends wie Globalisierung und Neustrukturierung in Europa weitergehen." Laut BHF-Bank werden sich die europäischen Telekommunikationsfirmen und Autobauer nun verstärkt auf die Integration der erworbenen Einheiten richten. Ein regeres Fusionstreiben erwarten die Analysten bei Versorgern, bei denen der Prozess der Deregulierung und Liberalisierung gerade erst in Gang kommt.

Ein neuer europäischer Fusionsrekord wurde vor allem durch die gescheiterten Vorhaben aus dem Finanzsektor verhindert. Der Zusammenschluss von Deutscher und Dresdner Bank scheiterte ebenso wie der von Dresdner Bank und Commerzbank sowie die Verschmelzung der Frankfurter Börse mit der London Stock Exchange. Hinzu kommt die steigende Wachsamkeit der Wettbewerbsbehörden, die bei Mega-Fusionen wieder genauer hinsehen. So wurde der Zusammenschluss des britischen Musikproduzenten EMI mit dem US-Konzern Time Warner von den EU-Wettbewerbshütern gekippt. Auch die Dreierfusion des Aluminiumkonzerns Alcan, Kanada, mit der französischen Pechiney und der schweizerischen Algroup scheiterte am Brüsseler Widerstand. Gleichzeitig gab es im Jahr 2000 auch die größte Fusion der Geschichte. Nach einer dreimonatigen Übernahmeschlacht von Mannesmann und Vodafone hatten im Februar die Briten die Nase vorn - für 389 Milliarden Mark. Zum Vergleich: Daimler-Benz zahlte 1998 für den US-Autobauer Chrysler nur 72 Milliarden Mark.

Ausgelöst durch die Liberalisierungsbewegungen hat die Telekommunikationsbranche den Löwenanteil zu den Fusionen im Jahr 2000 beigetragen. France Télécom schluckte den britischen Mobilfunker Orange für rund 100 Milliarden Mark, der niederländische Internetprovider World Online wurde durch die italienische Tiscali übernommen, die France-Télécom-Tochter Wanadoo griff bei Freeserve zu. Durch die Liberalisierung des europäischen Strommarktes haben sich auch die Versorger neu aufgestellt. Neben der Verschmelzung der Stromkonzerne Veba und Viag zu Eon wurde RWE durch die Fusion mit der VEW zum größten deutschen Anbieter. Beide Versorger mussten in diesem Jahr aber bei ihrer Expansion auch Rückschläge einstecken.

Fusionsschwergewichte kamen auch aus den USA. Für 35 Milliarden Dollar wurde Texaco von Chevron geschluckt und die Ölbranche weiter konzentriert. Auch in der Pharmabranche setzten die Amerikaner Zeichen. Für 116 Milliarden Dollar schnappte sich Pfizer Warner-Lambert und wurde zum zweitgrößten Pharmakonzern der Welt. Das überboten nur noch die britischen Arzneimittelhersteller Glaxo Wellcome und Smithkline Beecham, deren Zusammenschluss sich wegen der US-Kartellbehörde bis Dezember verschob. Auch die im Januar angekündigte Übernahme von Time Warner durch den Internet-Anbieter AOL für 130 Milliarden Dollar genehmigten die Kartellwächter erst vor kurzem. Es war das erste Mal, dass ein New Economy-Unternehmen einen Traditionskonzern schluckte.

In der New Economy hat nach einer Phase von Unternehmensgründungen eine Konsolidierung begonnen. Durch seine Akquisitionspolitik hat sich vor allem der Internetberater Pixelpark AG in diesem Jahr ausgezeichnet. Der Chef des Berliner Unternehmens, Paulus Neef, will die Nummer eins in Europa werden und akquirierte dazu mehrere kleinere IT-Firmen. Im April erlitt er jedoch einen Rückschlag, als die zwei Wochen vorher angekündigte Übernahme der schwedischen Firmen Cell Network und Mendator für 2,4 Milliarden Euro scheiterte.

tas

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