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Wirtschaft: Fusionspoker ohne die Münchener Rück

Konzernchef Bomhard lehnt aktive Rolle bei Bankenzusammenschlüssen ab – und will wieder Gewinne machen

München (nad). Nach dem ersten Verlust seit knapp hundert Jahren sieht sich der weltweit größte Rückversicherer, die Münchener Rück, wieder auf der Erfolgsspur. Der seit Januar amtierende Vorstandschef Nikolaus von Bomhard verfolgt einen harten Sanierungskurs, um im laufenden Jahr in die Gewinnzone zurückzukehren. Eine aktive Rolle bei der erwarteten Konsolidierung im Bankensektor will die Münchener Rück trotz ihrer umfangreichen Bankenbeteiligungen allerdings nicht spielen. Die Aktie der Münchener Rück legte am Donnerstag bis Handelsschluss leicht um 0,3 Prozent auf 93,61 Euro zu.

„Wir haben einen deutlichen Schlussstrich unter schwierige Jahre gezogen“, sagte Bomhard am Donnerstag in München. Nun gelte es, die Strategie der Münchener Rück „noch konsequenter als bisher“ umzusetzen, um die Profitabilität des Konzerns dauerhaft zu sichern und zu steigern. Einen Richtungswechsel hat Bomhard – schon als einfaches Vorstandsmitglied – vor allem beim Risikomanagement und bei der Kapitalanlagepolitik vollzogen.

Der Aktienanteil sei im vergangenen Jahr von 17,4 auf 15,1 Prozent gesenkt worden, sagte von Bomhard. Dabei reduzierte die Münchener Rück ihre historisch gewachsene Beteiligung an dem Allfinanzkonzern Allianz von mehr als 20 auf 12,2 Prozent. Bomhard machte klar, dass dieser Anteil keine strategische Bedeutung mehr hat und schrittweise noch weiter abgebaut werden soll. Ihre Beteiligung an dem gewerblichen Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate hat die Münchener Rück im abgelaufenen Jahr komplett abgebaut. Die Beteiligung an der Hypo-Vereinsbank (HVB) verringerte sich von mehr als 25 auf 18,4 Prozent.

Mit dem Beteiligungsabbau zieht die Münchener Rück die Lehren aus dem Kursverfall an den Börsen. Der enorme Wertverlust aus Kapitalanlagen war 2003 Hauptursache für den Sturz der Münchener Rück in die roten Zahlen und eine Zurückstufung der Kreditwürdigkeit durch mehrere Rating-Agenturen. Zudem führten Steuerbelastungen und Verluste bei Ergo, dem Erstversicherer der Münchener Rück, zu einem Konzernverlust von 434 Millionen Euro nach Steuern.

Bomhard sagte, der Aktienanteil solle nicht weiter verringert werden, das Wertpapier-Portfolio jedoch „breiter diversifiziert" werden. An dem 18,4-prozentigen HVB-Anteil will der Rückversicherer in den kommenden Monaten nichts ändern, zumal es eine Vertriebskooperation mit der zweitgrößten deutschen Bank gibt. Bei der erwarteten Konsolidierung im Bankensektor sieht sich die Münchener Rück, die neben dem HVB-Anteil auch knapp zehn Prozent an der Commerzbank hält, nicht in einer aktiven Rolle. „Wir sind nicht der Königsmacher für die Bankenlandschaft“, stellte Bomhard klar. Er sehe sich eher in der Rolle des „interessierten Beobachters.“

Einen Wechsel vollzieht Bomhard auch bei der Dividendenpolitik, die sich künftig stärker an den Erträgen des jeweiligen Geschäftsjahres orientieren soll. Für das Jahr 2003 sollen aber trotz des hohen Verlusts 1,25 Euro pro Aktie ausgeschüttet werden.

Im laufenden Geschäftsjahr will die Münchener Rück einen Nettogewinn von zwei Milliarden Euro und einen leicht verbesserten Umsatz erreichen. Ab 2005 soll die Eigenkapitalrendite nach Steuern nach Angaben von Finanzvorstand Jörg Schneider zwölf Prozent betragen. Einen Schub erwartet der Rückversicherer dabei vor allem aus dem eigentlichen Versicherungsgeschäft. Die Rückversicherer hätten im vergangenen Jahr ein „Bombenergebnis“ geliefert, das im laufenden Jahr noch übertroffen werden soll, sagte Bomhard. In der Rückversicherung soll die wichtige Schaden-Kosten-Quote im laufenden Jahr – wie bereits im Vorjahr – bei höchstens 97 Prozent liegen. Bei einer Quote von unter hundert Prozent arbeitet ein Versicherer profitabel. „Mittelfristig will die Münchener Rück unter den führenden Anbietern der ertragreichste sein“, sagte Bomhard.

Auch der angeschlagene Erstversicherer Ergo soll nach der beschlossenen Umstrukturierung noch in diesem Jahr profitabel werden. Ergo-Vorstandschef Lothar Meyer sagte, er rechne im laufenden Jahr mit einem „deutlich positiven Ergebnis zwischen 150 und 250 Millionen Euro“. Die Stellung von Ergo will er besonders im Wachstumsmarkt der betrieblichen Altersvorsorge ausbauen.

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