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Die haben's drauf: Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Mats Hummels und Mesut Özil (von links nach rechts) haben Werbung für Nutella gemacht.

© promo

Fußball: 59.000 Kalorien für ein DFB-Trikot

Zur Europameisterschaft können Kinder auf Hanuta-, Duplo- oder Kinder-Riegel-Packungen für Fußballprämien sammeln. Das muss ein Ende haben, fordern die Verbraucherschützer von Foodwatch.

Hoffentlich gibt es im Fünf-Sterne-Hotel „Dwor Oliwski“ Nutella. Denn dort, rund zehn Kilometer von Danzig entfernt, logiert ab Montag die deutsche Fußballnationalmannschaft. Und ohne die süße Nougatpaste haben’s unsere Jungs einfach nicht drauf. Das wissen wir aus den vielen Fernsehspots, die in den vergangenen Jahren zur Kinderstunde über die Mattscheibe geflimmert sind. Ob Mats Hummels, Mesut Özil, Benedikt Höwedes und Manuel Neuer, die bis zum vergangenen Jahr die Werbegesichter für Nutella waren, die Schokocreme wirklich essen, ist nicht bekannt. Auch nicht, ob sie andere Produkte aus dem Haus Ferrero naschen. Das müssen sie aber auch nicht, weil sie ihre Trikots gestellt bekommen - anders als die vielen jungen Fans, die sich für die Leibchen ins Zeug legen müssen. Notfalls mit vollem Körpereinsatz. Wie dem ungehemmten Konsum von Schokolade.

Rechtzeitig zur Fußball-Europameisterschaft legt Ferrero seinen „Duplo“-, „Kinder Riegel“- und „Hanuta“-Packungen nämlich wieder Bildchen der Spieler bei. Und Punkte, die man sammeln und später in Fußballprämien umtauschen kann. Etwa in ein „DFB-Fan-Trikot“. Das bekommt man für 100 Punkte. Die stecken in 500 Kinderriegeln. Neben 5,5 Kilogramm Zucker und 3,6 Kilogramm Fett, das entpricht etwa 1800 Würfelzuckerstückchen und 18 Päckchen Butter. 59 000 Kilokalorien muss ein Kind verputzen, um sich ein „Fan Shirt“ zu eressen, hat die Verbraucherorganisation Foodwatch ausgerechnet. Um die Kilos wieder abzutrainieren, müsste man mehr als 60 Fußballspiele absolvieren, bei der EM müsste man von der Vorrunde bis zum Finale an allen Spielen teilnehmen, und das gleich zwei Mal.

„Es ist unverantwortlich, wenn der DFB dazu beiträgt, dass ein Sportereignis wie die EM dazu missbraucht wird, gerade Kindern möglichst viele Kalorien anzudienen“, ärgert sich Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer von Foodwatch. Er fordert den Deutschen Fußballbund auf, die Zusammenarbeit mit Ferrero zu beenden. Dass sich der Verband diese Mahnung zu Herzen nimmt, ist jedoch höchst unwahrscheinlich. Frühere Appelle verhallten stets ungehört, und auch auf eine neue Anfrage des Tagesspiegels reagierte der Verband am Donnerstag nicht.

Bleibt anzumerken, dass der DFB nicht nur an die Kleinen denkt, sondern auch an die Großen. Denn auch Vati oder Mami bekommen ein „DFB-Fan-Shirt“, für acht Kästen Bitburger. Papi säuft, Junior futtert – so ist Fußball ein Spaß für die ganze Familie.

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