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Wirtschaft: Galerie Aldi

Beim Discounter gibt es bald handsignierte Kunstdrucke

Berlin (pet). Aldi wird zum Galeristen. Neben Milsani-H-Milch und „Markus-Gold“-Kaffee will der größte deutsche Discounter ab Anfang Dezember auch Werke des prominenten Beuys-Schülers Felix Droese und anderer „lebender Künstler“ anbieten, wie es aus informierten Kreisen heißt. Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Discounter in andere Welten vorwagt: Die Filialen von Aldi-Süd verkaufen schon seit Jahren auch Produkte wie Champagner und teure Laptops – mit großem Erfolg.

Wann es genau losgeht, ist noch nicht klar. Aldi-Süd hält sich wie immer sehr bedeckt. „Da können wir im Moment leider noch keine Auskunft geben“, sagt eine Sprecherin. Das werde erst eine Woche vor Aktionsbeginn passieren. Wann das sei? Auch dazu macht Aldi keine Angaben. Nach Auskunft von Künstler Droese werden die kleinen Kunstdrucke vom 8. Dezember an in den Filialen des Discounters angeboten. Auch der 53-Jährige hat das Wissen nur aus zweiter Hand, mit Aldi direkt habe er nie zu tun gehabt, sagt Droese. „Das lief alles über den Lieferanten.“

Er hat seinen Teil der Arbeit ohnehin schon längst erledigt. Bereits im Sommer hat er die beiden Offset-Drucke in einer Auflage von je 10 000 Stück signiert und abgeliefert. Aldi will die insgesamt rund 140 000 Werke von Droese und weiteren Mitstreitern – Namen werden streng geheimgehalten – für zehn bis 15 Euro anbieten. Droese bekommt nach eigenen Angaben einen Euro pro Bild. In der Hamburger „Produzentengalerie“, die ihn ausstellt, bekommt er für eine kleine Papierarbeit bis zu 1500 Euro. Ein großes Papierwerk, wie sie zum Beispiel vor kurzem in Köln verkauft worden ist, wechselt nach Auskunft des Galeristen Jürgen Vorhardt sogar für 20000 bis 30 000 Euro den Besitzer.

Geld kann es also nicht sein, was den renommierten Künstler dazu treibt, seine Kunst zwischen Pappkartons im Discountladen auszustellen. Was dann? „Felix Droese hat schon immer Interesse an außergewöhnlichen Vertriebswegen gehabt“, sagt sein Galerist. „Und er hat immer sehr politisch gearbeitet.“ Auch Droese, der vor allem mit Holzschnitten bekannt geworden ist, möchte seine Aldi-Ausflug politisch verstanden wissen – unter der Überschrift „Hierarchien umdrehen“. Während sich Sponsoren und Vorstände immer weniger Kunst leisteten, hänge in den einfachen Wohnzimmern zwar mehr Kunst, „aber der fehlt es an Qualität“. Bei Aldi könne er viel mehr Menschen erreichen. Um Hierarchien umzudrehen und „alle gleich zu machen“, habe schon sein Künstler-Kollege Gerhard Richter 1966 seine Werke für wenig Geld im Kaufhof angeboten. Daran will Droese anknüpfen.

Originale neben Dosensuppe

Dass sich der Künstler und seine Mitstreiter durch seinen Ausflug in den Discounter die eigene Marke kaputtmachen und auf Dauer den Preis verderben könnte, befürchtet jedoch auch Droeses Galerist Vorhardt nicht. „Da sehe ich keine Gefahr“, sagt er. „Auf den Preis hat das überhaupt keinen Einfluss.“ Dagegen könnte der Wert der Billigware durchaus einmal steigen, meint Sabrina von der Lay, künstlerische Leiterin des Art Forum Berlin. Auch die Massenkunst von Beuys, sagt Kunstexpertin van der Lay, sei 20 Jahre später recht teuer geworden. Ähnliches könnte auch mit der Aldi-Kunst von Droese & Co. passieren. Auch die werde in limitierter Auflage und handsigniert angeboten – „das ist schon etwas Besonderes“, sagte die Expertin.

Der Künstler hofft das auch. Schließlich, sagt Droese, werde seine Kunst im Aldi so präsentiert wie in einer Galerie: im Passepartout, handsigniert, nummeriert, in schwarzem Rahmen. „Ich gehe davon aus, dass der Wert steigen könnte.“ Trotzdem dürfte es schwierig werden, sich über die Klein-Kunst zu sanieren. Die Drucke werden in 1500 Aldi-Süd-Filialen verkauft, jede bekommt nur vier bis acht Stück. Droese: „Selbst der größte Spekulant schafft es nicht, die alle aufzukaufen.“

Maren Peters

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