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Gasag: Mehr Druck auf der Leitung

Die Gasag bohrt Berlins Erdgasspeicher an, um für den Winter vorzusorgen. Dann soll der Rohstoff schneller in die Haushalte strömen und Lieferengpässe ausgleichen.

Berlin - Berlins Energie verbirgt sich im Untergrund. Unsichtbar, gasförmig, gepresst in die Poren bunten Sandsteins, unter dem Betriebsgelände der Gasag westlich des Olympiastadions. Der 800 Meter tief gelegene Vorratsspeicher des Versorgers zieht sich bis unter den Grunewald. Jetzt soll mit 17 Bohrgängen an zwei Standorten bis Ende September der Förderdruck des Erdgases erhöht werden. Zum Winter hin soll der Rohstoff schneller in die Berliner Haushalte strömen und eventuelle Lieferengpässe ausgleichen.

Ein 35 Meter hoher Bohrturm ragt in die Höhe, fünf behelmte Bauarbeiter treiben den Bohrkopf in 800 Meter Tiefe. Unten lagern die Gasreserven der Hauptstadt, 750 000 Kubikmeter Erdgas beherbergt das unterirdische Reservoir zurzeit. Nach Angaben der Gasag ist das ein Fünftel des Berliner Jahresverbrauchs. Gut 35 Prozent davon kommen aus Russland, 16 Prozent aus Deutschland, der Rest aus skandinavischen Ländern und Holland. Bis 2012 könnte der Speicher auf über eine Million Kubikmeter erweitert werden. „Über eine Million Badewannen voll Gas wären das“, sagt Klaus Freytag, Präsident des Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg. Die Behörde überwacht die Bohrungen, Gaslagerung unter einer Millionenstadt ist ein sensibles Thema. „Imissionsschutz, Sicherheit, Umweltschutz. Das sind die drei Kerngebiete“. Die bevorstehenden Bohrungen nennt Freytag unbedenklich. Die Lautstärke sei gering und unterschreite gesetzliche Vorgaben deutlich, Austritts- und Explosionsgefahr bestünde nicht, das Grundwasser würde durch versiegelte Flächen nicht verschmutzt werden. Die Anwohner seien frühzeitig informiert worden, um Bedenken und Ängste auszuräumen.

Die Gasag will durch die Bohrungen sogenannte Spitzen im Winter abfedern. Durch die angestrebten 40 000 Kubikmeter mehr Gas pro Bohrloch könnte in den verbrauchsintensiven Berliner Wintermonaten auf teure Zukäufe aus dem Ausland verzichtet werden, hofft Gasag-Sprecher Klaus Haschker. Die Preise würden zwar für den Endverbraucher nicht sinken, aber „Versorgungssicherheit und Preisstabilität kann gewährleistet werden“. Auch wenn sich ein internationaler Gasstreit wie Anfang 2009 zwischen der Ukraine und Russland wiederholen würde, müsste in Deutschland auch in Zukunft niemand frieren. Grund ist die enorme Speicherkapazität für Erdgas in Deutschland. Knapp 20 Milliarden Kubikmeter Erdgas können unterirdisch gelagert werden, in Großbritannien sind es gerade mal 4,4. Hier profitiere Deutschland von seiner traditionellen Rolle als wichtige Drehscheibe, auf der sich zahlreiche transkontinentale Pipelines kreuzten, sagt Experte Freytag. api

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