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Wirtschaft: Gaskunden warnen vor zu wenig Wettbewerb

Verbände halten Preissenkung von zehn Prozent für möglich – wenn die Liberalisierung vorankommt / Gasag legt Kalkulation offen

Berlin - Die monopolistischen Strukturen auf dem deutschen Gasmarkt könnten noch für Jahre bestehen. Das befürchten zumindest die Verbände der Energiekunden und der alternativen Energieanbieter. „Es besteht die Gefahr, dass sich eine wirkliche Marktöffnung um Jahre verzögert“, sagte Alfred Richmann vom Verband der industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) am Montag in Berlin. Ähnlich äußerte sich Frank Steyer vom Bundesverband der Energieabnehmer (VEA): „Wir befürchten, dass die alten Anbieter das Rennen machen und weiter den Kunden die Preise diktieren.“

Die Bundesnetzagentur arbeitet derzeit daran, den Gasmarkt zu öffnen. Ziel ist, dass die Verbraucher ab 1. Oktober ihren Anbieter frei wählen können. Bisher sind Privatkunden an ihren örtlichen Monopolisten, in Berlin die Gasag, gebunden. An diesem Dienstag will die Netzagentur Details zu ihren Plänen nennen.

Diese Details jedoch könnten den Verbänden zufolge den Wettbewerb behindern. Dabei geht es unter anderem um die saubere Trennung der Kosten für das Gas selbst und für den Transport durch das Netz. „Wir hatten zuletzt den Eindruck, dass sich die Vorstellungen des BGW durchsetzen“, sagte Richmann. Der BGW (Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft) vertritt die Interessen der etablierten Gasbranche.

Richmann zufolge hat sich der BGW in jüngster Zeit nicht mehr an den Treffen von Gaswirtschaft, Energieverbrauchern und Netzagentur beteiligt, sondern bilateral mit der Behörde verhandelt. „Falls sich der BGW durchsetzt, wird sich für die Haushaltskunden nichts ändern“, warnte Richmann. Ähnliche Befürchtungen äußerte Robert Busch vom Bundesverband neuer Energieanbieter (bne), der die Newcomer des Markts vertritt.

Bei der Bundesnetzagentur hingegen versucht man, diesen Eindruck zu zerstreuen. Eine Sprecherin wies den Vorwurf zurück, dass sich eine Seite stärker durchgesetzt habe als die andere. „Die bilateralen Gespräche haben wir lediglich aus zeitökonomischen Gründen geführt“, sagte sie dem Tagesspiegel. Laut Energiewirtschaftsgesetz muss die Netzagentur bis zum 1. Februar ein Modell für den Gasmarkt vorlegen. Bei echtem Wettbewerb könnten die Gaspreise um bis zu zehn Prozent sinken, erwartet der Verband der deutschen Gas- und Stromhändler. Die Verbraucher würden so um insgesamt drei Milliarden Euro entlastet.

Unterdessen hat der Berliner Versorger Gasag erstmals seine Preiskalkulation offen gelegt (siehe Grafik). Verbraucherschützer hatten dies stets gefordert. Über Anzeigen in Tageszeitungen teilte das Unternehmen mit, dass die gestiegenen Endkundenpreise ausschließlich auf die erhöhten Bezugskosten für Gas zurückzuführen seien. Die Kosten für den Netzbetrieb seien hingegen konstant geblieben, die Gewinnmarge habe sich sogar verringert. Verbraucherschützer blieben skeptisch. Die Zusammensetzung der Preisbestandteile sei nicht nachvollziehbar, hieß es.

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