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Wirtschaft: Gastgewerbe kämpft um Privilegien

Kaltes Frühjahr sorgt für hohe Einbußen

Berlin - Das deutsche Hotelgewerbe wehrt sich vor der Sparklausur des Bundeskabinetts am Wochenende gegen einen Verlust seines Mehrwertsteuerprivilegs. Die Branche nutze den seit Januar auf sieben Prozent gesenkten Steuersatz für Investitionen, Preisnachlässe und schaffe zusätzliche Jobs, betonte der Branchenverband Dehoga am Dienstag. Eine Rücknahme der umstrittenen Entlastung würde „dieses zarte Pflänzchen Aufschwung“ kaputt machen, warnte die Lobbyorganisation.

„Die Politik ist gut beraten, sich am Wochenende auf das Sparen zu konzentrieren und nicht auf Steuererhöhungen“, sagte Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges. Die schwarz-gelbe Koalition will am Sonntag und Montag auf einer Kabinettsklausur über den Konsolidierungskurs der kommenden Jahre entscheiden.

Zuletzt hatten Vertreter von Union und FDP ins Gespräch gebracht, die Steuersenkung für die Hotels, für die die Koalition heftige Kritik einstecken musste, wieder einzukassieren. Die Steuerentlastung ist laut Dehoga für das Gastgewerbe aber wichtig, da es immer noch die Folgen der Wirtschaftskrise spürt und in diesem Jahr bestenfalls stagnierende Umsätze erwartet. Die Entlastung habe die Stimmung zwar etwas aufgehellt, sagte Verbandspräsident Ernst Fischer auf der Jahrespressekonferenz in Berlin. „Doch von einer wirklichen Trendwende sind wir noch weit entfernt.“

Während die gesamte Wirtschaft im ersten Quartal binnen Jahresfrist um 1,7 Prozent zulegte, sanken die preisbereinigten Umsätze beim Gastgewerbe um rund 3,6 Prozent. Von der Steuerentlastung erhofft sich der Verband 2010 Investitionen von rund 680 Millionen Euro auf Seiten der Betriebe und 5500 zusätzliche Stellen. Jedes dritte Hotel senke seine Preise um durchschnittlich 6,5 Prozent, erklärte der Verband.

Neben der schwachen Nachfrage machte dem Gastgewerbe auch das Wetter einen Strich durch die Rechnung. „Das kalte und nasse Frühjahr verhagelte uns das Open-Air-Geschäft“, sagte Fischer. Laut Umfrage setzten 87 Prozent der Unternehmen in den Frühjahrswochen 2010 weniger unter freiem Himmel um als im gleichen Zeitraum des Krisenjahres 2009. Knapp jeder vierte Gastronom machte fast gar keinen Umsatz. Im Rezessionsjahr 2009 hatte die Branche mit rund 4,8 Prozent den schärfsten Einbruch seit 2003 hinnehmen müssen. rtr

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