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Gastkommentar: Wo die Spenden landen

Wer spendet, möchte, dass ein möglichst großer Teil des Geldes vor Ort ankommt und nicht bei den Organisationen versickert. Doch wie findet man das heraus? Auch viele renommierte Organisationen haben kein DZI-Siegel.

Die Organisationen verweisen auf ihre Jahresberichte, in denen die Werbe- und Verwaltungsausgaben aufgelistet werden. Die besten Berichte werden jährlich mit dem Transparenzpreis ausgezeichnet. Sieger des diesjährigen Transparenzpreises war die Deutsche Welthungerhilfe, 2008 war es Care und 2007 die Kindernothilfe. In ihrem Jahresbericht 2008 veröffentlichte die Welthungerhilfe Werbe- und Verwaltungsausgaben von 6,7 Prozent, Care von 13,6 Prozent und die Kindernothilfe von 13,7 Prozent. Der Rest der Spenden, also zwischen 86,3 und 93,3 Prozent, würde demnach in die Projekte fließen. Doch das stimmt nicht.

Schon der Ansatz, Verwaltungsausgaben als schlecht und Projektkosten als gut einzuschätzen, ist schief. Zu den Verwaltungskosten gehört auch die ordnungsgemäße Buchführung über die Spenden sowie Ausgaben für die Prüfung durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft oder das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen, das das DZI-Spendensiegel vergibt. Diese Ausgaben sind wichtig.

Zu den Projektkosten werden bei den oben genannten Organisationen normalerweise alle Kosten gerechnet, die für die Tätigkeit im Ausland anfallen. Neben der eigentlichen Hilfstätigkeit gehört dazu auch die Verwaltung der Mittel vor Ort oder etwa der Ersatz eines gestohlenen Geländewagens. Nur das Verhältnis der Kosten zu betrachten, sagt also wenig aus.

Werbe- und Verwaltungsausgaben sind von den Projektausgaben zudem auch nicht einfach abzugrenzen. Hinzu kommt, dass es keine allgemein gültige Regel für die Zuordnung gibt. Zwar hat das DZI eine Definition veröffentlicht, doch gilt diese nur für Organisationen, die das DZI-Spendensiegel tragen. Viele kleine und auch renommierte große Organisationen haben aber kein DZI-Siegel.

Den größten Einfluss auf die Verzerrung der Werbe- und Verwaltungsprozentsätze hat die Frage, ob die Organisationen ausschließlich von privaten Spenden oder von öffentlichen Institutionen finanziert werden. „Care Deutschland-Luxemburg e.V. setzt Ihre Spende wirksam und effizient ein: 83,5 Prozent unserer Ausgaben fließen direkt in Projekte zur Überwindung von Not, Armut und Benachteiligung, drei Prozent in unsere Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Nur 4,5 Prozent benötigen wir für die Verwaltung.“ Aber 83,5 Prozent der Ausgaben, nicht etwa der Spende, fließen direkt in die Projekte. Tatsächlich müssten den eigenen Spendeneinnahmen von Care von 4,1 Millionen Euro die Werbekosten von 1,5 Millionen Euro zugerechnet werden. Pro Spendeneuro gibt Care also circa 36 Prozent für Werbung aus. Anders bei der Kindernothilfe: Sie weist Werbekosten von vier Millionen Euro aus. Dies sind 7,7 Prozent der Gesamtkosten. Da die Kindernothilfe aber überwiegend aus privaten Spenden finanziert wird, sind dies nur rund acht Prozent der Spendeneinnahmen. Viel wichtiger ist aber die Frage, in welche Projekte das Geld fließt. Informationen über die inhaltliche Arbeit zeigen, ob eine Spende wirklich ankommt.

Der Autor ist seit 2006 Geschäftsführer des Max- Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin.

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