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Wirtschaft: Gasverbrauch sinkt um ein Fünftel

Das milde Wetter lässt bei der Gasag den Absatz einbrechen

Berlin - Der Versorger Gasag wird in der Hauptstadt in diesem Jahr deutlich weniger Erdgas verkaufen. Im ersten Quartal sei der Absatz ein Fünftel geringer gewesen als im Vorjahreszeitraum, sagte Vertriebsvorstand Andreas Prohl am Montag bei der Bilanzpressekonferenz der Gasag in Berlin. Hauptgrund dafür sei das ungewöhnlich warme Wetter gewesen. Für das Gesamtjahr rechnet die Gasag mit einem Absatzrückgang auf ihrem Hauptmarkt von sieben bis acht Prozent. Die Berliner würden aber auch bei gleicher Temperatur weniger heizen, um zu sparen, sagte Prohl. Außerdem erwarte er in diesem Jahr einen verschärften Wettbewerb um Privatkunden, die mit Gas heizen.

Auf weiter sinkende Preise können die Verbraucher jedoch nicht hoffen, nachdem die Gasag zum 1. April Gas billiger gemacht hat. Vor wenigen Wochen hatte das Unternehmen noch angedeutet, dass die Preise zum zweiten Halbjahr erneut gesenkt werden könnten. Doch die Iran-Krise, die die Notierungen an den Ölmärkten in die Höhe getrieben hat, macht das laut Gasag-Vorstand unwahrscheinlich. Der Gaspreis ist abhängig von den Ölkursen. „Wir gehen jetzt von stabilen Preisen aus“, heißt es. Wegen der starken Schwankungen beim Ölpreis gebe es bei den Kunden immer mehr den Wunsch, sich wenigstens für ein Jahr preislich abzusichern. Bei einem bundesweiten Preisvergleich des Bundeskartellamts habe man sehr gut abgeschnitten, sagte Prohl. Die Berliner landeten im günstigsten Sechstel der 738 überprüften Anbieter.

Schon im vergangenen Jahr hat die Gasag weniger Gas verkauft (siehe Grafik). Der Jahresüberschuss stagnierte bei 49 Millionen Euro, wie Finanzvorstand Olaf Czernomoriez mitteilte. Allerdings ist die Gasag zunehmend auch im Umland aktiv und baut Beteiligungen auf. Der Gasag-Konzern (siehe Kasten) konnte deshalb seinen Überschuss von 57 auf 82 Millionen Euro steigern. Zudem sei die Gasag seit Anfang des Jahrtausends ein „stabiler Steuerzahler“ in der Hauptstadt. 2006 wurden 31 Millionen Euro an das Land Berlin überwiesen.

Auf dem Heimatmarkt gerät die Gasag unter Druck, nachdem im vergangenen Jahr der Wettbewerb auch um private Verbraucher möglich geworden ist. Bisher wurden der Gasag 4000 Heizgaskunden von Konkurrenten abspenstig gemacht, vor allem durch die deutsche Tochter der niederländischen Nuon. Die Gasag hat insgesamt in Berlin 650 000 Kunden, 300 000 davon nutzen Erdgas für die Heizung und sind im Gegensatz zu Kochgaskunden besonders lukrativ. Das Abwerben durch Wettbewerber sei „kein einmaliges Thema“ gewesen, sagte Vertriebsvorstand Prohl. Mit sinkenden Gebühren für die Durchleitung von Gas durch die Netze werde es für Konkurrenten immer lukrativer, aktiv zu werden. Insbesondere erwartet Prohl, dass auch bald die Gesellschaft „E wie einfach“ auf den Berliner Markt drängen wird. „E wie einfach“ ist eine Tochter von Eon. Der Energiekonzern ist zwar einer der drei Aktionäre der Gasag, das dürfte nach Einschätzung von Vorstand Prohl die Konkurrenz nicht mildern. „Von Rücksichtnahme unserer Aktionäre konnte ich bisher nichts verspüren“, sagte er. Auch Vattenfall Europe und Gaz de France sind an der Gasag beteiligt.

Auf Anfrage kündigte ein Sprecher von „E wie einfach“ an, man werde in einigen wenigen Wochen in Berlin auch öffentlich stärker aktiv. Neben Anzeigen und Plakaten seien weitere Werbemaßnahmen geplant. Details wollte der Sprecher jedoch noch nicht nennen.

Die Gasag sucht nun auch bundesweit Kunden. Verträge gibt es zwar noch nicht, im Blick sind aber vor allem größere Wohnungsgesellschaften. Bis Ende des Jahres will die Gasag aktiv werden.

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