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Wirtschaft: Gelb, grau, grün: Ökostrom gibt es nicht nur pur

Was aus der Steckdose kommt, ist häufig unbestimmbar

Ob der Strom gelb, grau oder grün sein soll, kann jeder Verbraucher selbst entscheiden. Diese Wahlfreiheit gibt es seit fünf Jahren – und wird doch kaum in Anspruch genommen. Die Wechselquote des Privatkunden liegt gerade einmal bei fünf Prozent. Vor allem der Wechsel zu Ökostromabietern hält sich deutlich in Grenzen. Nur etwas mehr als 300000 Kunden ließen sich Ende 2002 von ihnen beliefern. „Das liegt mit Sicherheit auch an den höheren Strompreisen“, sagt Aribert Peters, Vorsitzender des Bundes der Energieverbraucher. Für viel entscheidender hält er aber die Tatsache, dass der Verbraucher nicht weiß, ob er mit seinem Geld auch wirklich etwas für die Umwelt leistet: „Die Bereitschaft, zum Ökostromanbieter zu wechseln, ist schon da, aber die Verbraucher sind misstrauisch.“

In der Regel wird Ökostrom aus erneuerbaren (regenerativen) Energiequellen wie Sonne, Wind, Wasser, Biomassen oder Erdwärme gewonnen. Aber in dieser „reinen“ Form wird er nur selten angeboten. Als Ökostrom gilt daher auch der Mix aus 50 Prozent erneuerbaren Energien und 50 Prozent KraftWärme-Kopplungsanlagen, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, aber mit hoher Effizienz arbeiten. Um mehr Licht in das Strom-Dunkel zu bringen, wurden von unterschiedlichen Verbänden Gütesiegel für Ökostrom entwickelt. Neben einigen TÜV-Plaketten und dem „Grüner-Strom-Label“ ist vor allem die Auszeichnung „OK Power“ bekannt. Das Siegel wird vom Freiburger Ökoinstitut, der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen und der Naturschutzorganisation WWF getragen. „Es ist ein offenes Geheimnis, dass es bezüglich der Gütesiegel unterschiedliche Meinungen in den Verbraucherverbänden gibt“, sagt ein Verbraucherschützer.

Greenpeace will sich die Öko-Etiketten erst gar nicht anheften. „Wir würden unseren Ökostrom damit nur abwerten“, sagt Robert Werner, Geschäftsführer von Greenpeace Energy. Die Naturschützer bieten eigenen Strom an und haben ihrer Meinung nach höhere Anforderungen an grünen Strom als die Prüfer von OK Power. Werner verspricht: „Wir stecken das Geld in neue Projekte. Spätestens nach drei Jahren wird ein Kunde mit Energie aus neu gebauten regenerativen Anlagen versorgt.“

Weil die Greenpeace-Anlagen zum Großteil auf Förderung verzichten, ist der Strom auch teurer. 370,20 Euro muss ein Haushalt für 1500 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr hinblättern. Zum Vergleich: Dieselbe Menge Yello-Strom kostet den Kunden 324,15 Euro. Doch Ökostrom muss nicht immer teuer sein. Die Stromrebellen von den Elektrizitätswerken aus dem badischen Schönau (EWS) bieten 1500 kWh pro Jahr für 304,50 Euro an. Und: Es wird garantiert, dass 0,5 Cent aus jeder bezahlten Kilowattstunde in neue Anlagen für Solarstrom oder Kraft- Wärme- Kopplung wandern. tas

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