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Lernen ist Luxus. Der Stundenplan an der Uni ist heute oft so eng, dass die Studenten nebenbei nicht mehr jobben können.

© ddp

Geld: Studienkredite: Pauken auf Pump

Etwa 100.000 Studenten pauken auf Pump, Tendenz steigend: Viele Banken bieten spezielle Studienkredite an. Worauf man achten sollte.

Im Oktober beginnt das Wintersemester und damit für hunderttausende Studienanfänger eine neue Welt, oft verbunden mit dem Umzug in eine andere Stadt. Dann heißt es Wohngemeinschaft statt Wohnzimmer der Eltern. Doch der neue Lebensabschnitt muss auch finanziert werden. Das ist nicht so leicht, gerade wenn der Geldbeutel der Eltern nicht so üppig gefüllt ist. Seit einige Bundesländer – derzeit fünf – Studiengebühren erheben, verschärft sich das Problem. Zumal die immer engeren Stundenpläne es den Studenten zunehmend schwer machen, neben dem Studium zu arbeiten.

Eine Lösung kann sein, einen Kredit aufzunehmen, der nach dem Examen zurückgezahlt wird. Viele Banken bieten inzwischen spezielle Studienkredite an. Etwa 100 000 Studenten pauken auf Pump, Tendenz steigend. Ein Kredit für das Studium funktioniert anders als etwa bei Immobilien. Das Geld fließt nicht auf einmal, sondern monatlich über die Studienzeit verteilt. Die Höhe der Raten kann man bis zu einem Limit selbst festlegen. Nach dem Examen gewähren die Banken ein bisschen Zeit, in der sich der Absolvent ein Job suchen sollte. Denn danach ist das Darlehen zurückzuzahlen, zumeist ebenfalls in monatlichen Raten.

KONDITIONEN VERGLEICHEN

Kredite an Studenten werden zu ganz unterschiedlichen Zinssätzen angeboten. Das hat ein aktueller Vergleich der Stiftung Warentest ergeben. Die Verbraucherschützer berechneten dafür die Rückzahlungen, die ein Student stemmen muss, wenn er sich über drei Jahre lang monatlich mit 300 Euro unterstützen lässt. Das günstigste Angebot legt derzeit die staatliche Förderbank KfW vor, mit einem Zinssatz von 3,72 Prozent. Am meisten greift dagegen die Deutsche Bank mit 7,73 Prozent den Studenten in die Tasche. Der Unterschied fällt ins Gewicht: Wer das Darlehen innerhalb von sieben Jahren zurückzahlt, muss bei der Deutschen Bank etwa 3 400 Euro mehr aufbringen.

Insgesamt 68 Angebote haben die Tester untersucht, doch die Zahl vermittelt einen falschen Eindruck. Mehrere Banken wie die Dresdner Bank oder die Berliner Bank sind inzwischen aus dem Geschäft mit den Studenten ausgestiegen. Von den großen überregionalen Banken bleibt nur die Deutsche Bank mit einem eigenen Angebot. Commerzbank, Targobank (ehemals Citibank), Hypovereinsbank sowie 23 kleinere Institute – zumeist Sparkassen – vermitteln den Kredit der KfW, die keine eigenen Filialen hat. Die staatliche Bank stemmt den Löwenanteil der Kredite: Im Moment unterstützt sie knapp 78 000 Studenten mit monatlich im Durchschnitt 480 Euro. Maximal zahlt die KfW 650 Euro. Bei anderen, etwa der Deutschen Bank oder der Sparkasse Lübeck, fließen bis zu 800 Euro.

KOSTEN BEGRENZEN

Die Zinssätze der meisten Banken und auch die Höhe der monatlichen Auszahlung sind flexibel. Wenn also das Studentenleben doch mehr kostet als ursprünglich veranschlagt, kann man die Summe bei den meisten Anbietern verändern. Bei der KfW ist das jeweils im April und im Oktober möglich. Zum neuen Semester passt sich bei der staatlichen Bank jeweils auch der Zinssatz des Darlehens an. Er orientiert sich am Euribor. Das ist das Zinsniveau, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen, eng gekoppelt an den Leitzins der Europäischen Zentralbank. Verleiht die Notenbank billig Geld, kommen auch die Studenten bei KfW-Krediten verhältnismäßig günstig weg. Steigt der Leitzins, was in den kommenden Jahren als wahrscheinlich gilt, verteuern sich auch die Studienkredite.

Auch Achim Meyer auf der Heyde vom Deutschen Studentenwerk empfiehlt: „Gerade jetzt ist es besonders ratsam, nur Kredite abzuschließen, deren Zinsen gedeckelt sind.“ Bei der KfW und anderen ist dies der Fall. Für 15 Jahre garantiert die KfW nach Abschluss des Vertrages einen individuellen Höchstzinssatz. „So kann man die variable Verzinsung kalkulierbar machen“, erklärt KfW-Sprecherin Eske Ennen. Achten sollte man auch auf zusätzlich anfallende Kosten. So erhebt etwa die KfW eine einmalige Abschlussgebühr zum Start des Kredits von 238 Euro. Damit werden die Banken bezahlt, die die Darlehen vertreiben.

AN DIE ZUKUNFT DENKEN

Die Rückzahlung des Kredits beginnt nach Ende des Studiums und zwar unabhängig davon, ob der Berufseinstieg erfolgreich war. Bei den von der Stiftung Warentest untersuchten Banken ist spätestens zwei Jahre nach Examen die erste Rate fällig. Das kann schnell zum Problem werden. „Ich kenne Fälle von Absolventen, die durch die Rückzahlung ihres Studienkredits in die Privatinsolvenz gerutscht sind“, berichtet Meyer auf der Heyde. Deshalb rät er, schon zu Beginn des Studiums einen genauen Plan zu erstellen, wie das Geld am Ende zurückgezahlt wird. Eine Hilfe kann dabei der Tilgungsrechner sein, den die KfW auf ihrer Internetseite anbietet.

Grundsätzlich gilt: Je weniger Schulden man aufnimmt, desto weniger muss man später begleichen. „Studienanfänger sollten genau prüfen, ob sie tatsächlich einen Kredit brauchen“, sagt KfW-Sprecherin Ennen. Das Darlehen sei dafür gedacht, den Lebensbedarf zu decken, um sich aufs Studium konzentrieren zu können. Auch Meyer auf der Heyde warnt: „Man sollte sich nie ausschließlich über Kredite finanzieren.“

ALTERNATIVEN PRÜFEN

Neben Bankkredit und Eltern bieten sich noch alternative Geldquellen. So kann man Bafög beantragen. Das ist zur Hälfte ein zinsloses staatliches Darlehen, das man ebenfalls zurückzahlen muss, zur anderen Hälfte ein kostenloser Zuschuss. Der Bafög-Satz liegt je nach Einkommen der Eltern bei bis zu 648 Euro im Monat und wird gezahlt, solange die Regelstudienzeit dauert. Die Förderung soll Kindern aus Familien mit geringeren Einkommen ein Studium ermöglichen.

Besonders günstig lebt es sich als Student mit einem Stipendium. Dafür gibt es viele Anlaufstellen, zum Beispiel Parteien, Kirchen, staatliche Behörden oder private Stiftungen. Das Geld müssen die Geförderten später nicht zurückzahlen. Was oft vergessen wird: Ein Stipendium bekommen nicht nur Hochbegabte. Oft gibt politisches oder soziales Engagement den Ausschlag. Ein überdurchschnittliches Abiturzeugnis gehört aber meist dazu. Wie beim Bafög berechnet sich der monatliche Förderbetrag in der Regel nach dem Einkommen der Eltern. Einen Überblick über die potentiellen Förderer bietet die Internetseite des Studentenwerks (www.studentenwerke.de). Auch hier gibt es finanzielle Hilfe, allerdings nur mit kurzfristigen Übergangskrediten, etwa während einer Prüfungszeit. Die erhalten Studenten abgesehen von einer Bearbeitungsgebühr ohne Zinsen. Die Höhe der Kredite unterscheidet sich je nach Universität.

Wenn das alles nicht hilft, muss der Student sich doch einen Nebenjob suchen. Doch Vorsicht: Wenn man mehr als 350 Euro im Monat verdient, wird der Bafög-Satz gekürzt. Und liegt das Einkommen im Jahr über 8004 Euro, büßen die Eltern das Kindergeld ein.

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