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Großzügig. Ein Autokorso ist zwar eigentlich nicht erlaubt, die Polizei in Berlin zeigt sich aber tolerant.

© imago/Revierfoto

Geld und Spiele: Was die Fußball-WM mit Versicherungen, Handys und Autos zu tun hat

Einige Gewinner und Verlierer der Fußball-WM stehen schon vor dem Finale fest. Spannend wird es dort, wo Firmen einen ihren Geschäftserfolg an den Erfolg der Sportler knüpfen.

Messi oder Müller, Argentinien oder Deutschland: Ob die größte Party der Welt am Sonntag in Buenos Aires oder Berlin steigt, wird sich erst am späten Sonntag zeigen. Doch einige Gewinner und Verlierer der Fußball-WM stehen jetzt schon fest. Dieses Ereignis tangiert viele Wirtschaftsbereiche – einige davon nur zufällig. Spannend wird es dort, wo Firmen einen Teil ihres Geschäftserfolges an den Erfolg der Sportler knüpfen. Wir haben uns nicht nur bundesweit, sondern auch speziell in Berlin ein Bild gemacht.

Grünes Licht für Autokorsos

Schon nach dem Halbfinale wurde es eng auf dem Ku’damm: Blechlawine, Hupkonzert. Zwischen den Autos tausende Fans. Schnell kann da etwas passieren. Doch die Versicherungswirtschaft will mit Blick auf den WM-Titel nicht als Spielverderberin dastehen. Bei einem Personenschaden werde der Vorfall wie ein normaler Verkehrsunfall gehandhabt – und das gilt auch bei Blechschäden an teilnehmenden Autos, beteuert Alina Schön vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). „Das wird dann wie ein ganz normaler Unfall geregelt, die Vollkaskoversicherung tritt dann bei einem Sachschaden in Kraft.“

Der Verband stehe Autokorsos tolerant gegenüber. Es spreche nichts dagegen, daran teilzunehmen, wenn die Verkehrsregeln der Straßenverkehrsordnung (StVO) eingehalten würden. „Im Vordergrund muss immer die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer stehen“, sagt Schön. Sie empfiehlt allen Teilnehmern, trotz aller Begeisterung immer den Fuß auf der Bremse zu haben und sich nicht ablenken zu lassen.

Laut StVO sind Autokorsos eigentlich nicht erlaubt. Der Berliner Polizeihauptkommissar Heiko Homolla sieht aber einen Ermessensspielraum: „Die Autokorsos auf dem Ku’damm sind nichts anderes als Jubelveranstaltungen. Bei kleinen Verkehrsdelikten drücken wir schon mal beide Augen zu. Das sieht aber anders aus, sobald Teilnehmer gefährdet werden.“ Bei sechs Deutschlandspielen musste die Berliner Polizei dort insgesamt aber nur drei Mal eingreifen.

Millionen Bytes für deutsche Tore

100 Megabyte Surfvolumen haben sie ihren Kunden für jedes Tor von Müller und Co. versprochen, wenn sie sich eine bestimmte TV-App runterladen. Jetzt hat das deutsche Team in sechs Spielen 17 Mal getroffen und das Finale kommt erst noch. Gehört Vodafone jetzt zu den Gewinnern oder den Verlierern?

Offiziell kann sich der Konzern natürlich nichts Schöneres vorstellen, als seinen Kunden mindestens 120.000 Gigabyte zur Feier des deutschen Teams zu schenken. Auch betriebswirtschaftlich sei noch alles im Rahmen, heißt es. Man habe schließlich Vertrauen ins deutsche Team und mit bis zu 20 Toren kalkuliert, sagt Vodafone-Sprecher Alexander Leinhos. Aber natürlich freue man sich, wenn Kunden das nur anfangs kostenlose Handyprogramm auch über die WM hinaus nutzen.

Rabatt fürs Sondermodell

Bei VW sieht die Sache schon anders aus. Mit gerade einmal 15 Turniertoren der deutschen Elf wurde gerechnet, als sich die Nutzwagensparte des Unternehmens für ein besonderes Angebot zur WM entschied. Käufer des kleinen Kastenwagens namens Caddy Soccer zahlen 50 Euro weniger pro schwarz-rot-goldenem Tor. Also bisher immerhin schon 850 Euro.

Die Zahl der Glücklichen wollte Konzernsprecher Günther Scherelis nicht nennen. Aber obwohl ab jetzt jedes weitere deutsche Tor den Golfhersteller zu ungeplanten Schenkungen zwingt, „vergüten wir natürlich gerne mehr als diese 15 Tore, wenn unsere Mannschaft dadurch den Weltmeistertitel erspielt“. Der Konzern wird den Verlust verkraften.

Die Torlinientechniker

Die Goalcontrol GmbH aus Würselen bei Aachen entscheidet über WM-Gewinner und ist selbst einer. Seit 2009 entwickelt die Firma das System zur Torlinientechnik, mit der Wembley-Streitigkeiten künftig vermieden werden sollen. Erstmals kam sie bei einer WM zum Einsatz, klärte zum Beispiel das 2:0 von Frankreich gegen Honduras auf.

Rund 200.000 Euro kostet die Einrichtung des Goalcontrol-4-D-Systems je Stadion. In allen zwölf WM-Stadien wurden jeweils 14 Hochgeschwindigkeitskameras und ein Rechenzentrum installiert. Ein gutes Geschäft und viel Gratis-Werbung für eine kleine deutsche Firma.

Philip Barnstorf, Lisa Splanemann

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