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Telefonica will ein Bankkonto fürs Smartphone anbieten - und damit vor allem junge Kunden erreichen.

© REUTERS

Geld wie SMS verschicken: Telefonica entwickelt Bankkonto fürs Smartphone

Der Mobilfunkanbieter Telefonica macht Banken Konkurrenz und bietet ein Konto fürs Smartphone an. Wer das nutzt, wird mit Datenvolumen belohnt.

Von Carla Neuhaus

Markus Haas mag große Worte. Revolution ist so eins, Disruption ein anderes. Was Haas an diesem Donnerstag in Berlin vorstellt, soll angeblich das Bankgeschäft in Deutschland auf den Kopf stellen. So wie Whatsapp die Kommunikation junger Menschen verändert hat, will Haas die Art und Weise beeinflussen, wie sie Bankgeschäfte machen. Haas sitzt im Vorstand des Mobilfunkanbieters Telefonica Deutschland, der vor allem durch seine Marke O2 bekannt ist. In den vergangenen Monaten hat sein Team daran gearbeitet, ein Bankkonto fürs Smartphone zu entwickeln – im Spätsommer soll es an den Start gehen. Wer einem Freund Geld überweisen will, soll statt Kontodaten dann nur dessen Handynummer eintippen müssen. Die Kontoeröffnung funktioniert per Videochat, einen Sofortkredit gibt es per App binnen Sekunden. „Wir holen die Bankfiliale aufs Smartphone“, sagt Haas.

Zwar ist er nicht der Erste, der auf diese Idee gekommen ist. In Berlin bietet zum Beispiel auch das Start-up Number26 ein Konto fürs Smartphone an. Und auch andere Gründer versuchen, den Banken Konkurrenz zu machen, indem sie Finanzlösungen fürs Handy entwickeln. Doch durchgesetzt haben sich ihre Angebote in der Breite bislang nicht. Der Grund: Ihnen fehlen die Kunden. Haas nicht. 43 Millionen Mobilfunkverträge zählt Telefonica in Deutschland – ein Großteil davon entfällt auf die Marke O2, unter der auch das neue Bankkonto läuft. Haas setzt dabei auf den Community-Effekt. Er hofft: Wenn erst mal ein paar Jugendliche das Konto nutzen, wollen andere im Freundeskreis es auch haben. Deshalb sollen auch Kunden anderer Mobilfunkanbieter das Konto eröffnen und die App nutzen können. Mit dem Unterschied, dass der Konzern die eigenen Kunden gesondert belohnt: Je öfter sie das Smartphone-Konto für Überweisungen einsetzen, desto mehr Datenvolumen schreibt der Anbieter ihnen gut. Besonders viel Datenvolumen bekommt, wer die Smartphone-Bank gleich als Gehaltskonto nutzt.

In anderen Ländern überweisen Menschen Geld längst per sms

Dass es nun ausgerechnet ein Mobilfunkanbieter ist, der mit diesem neuen Kontomodell an den Start geht, ist nur auf den ersten Blick verwunderlich. Denn in anderen Regionen der Welt – vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern – ist das Zahlen per Smartphone längst normal. In Kenia zum Beispiel überweisen Bankkunden ihr Geld traditionell per SMS. Weil die nächste Bankfiliale dort in der Regel zu weit entfernt ist und viele keinen Computer haben, laufen die meisten Überweisungen dort seit Jahren über das Mobilfunknetz.

Hierzulande sind es vor allem die jungen Menschen, die das neue Konto ansprechen soll: diejenigen, die mit dem Smartphone aufgewachsen sind und gar nicht mehr ohne können. Zusätzlich zur App fürs Handy bekommen sie eine Kreditkarte, mit der sie Geld abheben oder im Geschäft bezahlen können. Dass sich das auszahlen könnte, haben auch klassische Geldinstitute erkannt. Auch die Sparkassen arbeiten derzeit zum Beispiel an einem Smartphone-Konto. Yomo – kurz für Your Money – soll es heißen und ebenfalls aus einer Girokonto-App plus Karte bestehen. Allerdings soll Yomo noch nicht ganz marktreif sein, heißt es.

Für den Mobilfunkanbieter ist das neue Konto eine Einnahmequelle

Für den Mobilfunkkonzern Telefonica hat das Smartphone-Konto vor allem einen Vorteil: Es schafft eine neue Einkommensquelle – auch wenn anfangs nur zahlen muss, wer das Konto nicht regelmäßig nutzt. Denn die Mobilfunkkonzerne stehen unter Druck. Die Konkurrenz und damit der Wettbewerb um Kunden ist so groß, dass die Anbieter mit Handyverträgen allein immer weniger Geld verdienen. Da kommt ein Bankkonto fürs Smartphone genau zur richtigen Zeit.

Zumal der Mobilfunkanbieter dafür selbst keine Banklizenz braucht. Telefonica kooperiert mit der Fidor Bank aus München: einem Institut, das daran arbeitet, das Onlinebanking moderner und schneller zu machen. „Bei uns bekommt man auch am Sonntag einen Kredit per Knopfdruck“, sagt Fidor-Chef Matthias Kröner. Die Kreditwürdigkeit der Kunden untersucht das Institut zum Beispiel binnen Sekunden, indem es die Zahlungsein- und -ausgänge überprüft.

Bleibt die Frage, wie sicher dieses neue Angebot ist. Kunden sollen selbst entscheiden, wie sie sich identifizieren: per Fingerabdruck oder Pin. Haas verspricht: „Für uns ist das Projekt kein Hobby. Wir nehmen den Datenschutz sehr ernst.“

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