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Beratungsprotokolle bringen nichts, kritisieren die Verbraucherschützer. Sie fordern ein Ende der provisionsgestützten Beratung.

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Geldanlage: Jede zweites Produkt ist ein Flop

Die Verbraucherzentralen haben 300 Fälle untersucht. Ihr Fazit: Die Banken verkaufen den Kunden noch immer Papiere, an denen nur sie verdienen.

Ein Fall aus der Praxis: Der Kunde ist 29, er verdient knapp 2000 Euro im Monat, und in sieben Jahren möchte er eine Immobilie kaufen. Doch das dürfte ihm schwer fallen. Denn mit dem, was sein Erspartes abwirft, ist kein Staat zu machen. Das Geld liegt auf einem schlecht verzinsten Tagesgeldkonto und steckt in zwei fondsgebundenen Rentenversicherungen fest. Schlecht, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: „Wer eine Immobilie kaufen will, muss flexibel sein.“ Ein typischer Fall, kritisiert der Verbraucherschützer.

Nauhauser präsentierte am Donnerstag in Berlin eine aktuelle Untersuchung von knapp 300 Fällen aus der Beratungspraxis von fünf Verbraucherzentralen. Danach war nahezu jedes zweite Produkt im Depot des Kunden nicht bedarfsgerecht, bei neu angebotenen Finanzangeboten fielen sogar 87 Prozent durch. Die Hauptvorwürfe: Die Produkte brächten zu wenig Rendite und seien zu teuer. Dass Bankberater ihren Kunden zu riskante Anlagen verkaufen, komme dagegen seltener vor.

„Der finanzielle Gesundheitszustand ist schlecht“, meint auch Dorothea Mohn vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV). Schuld daran ist nach Meinung der Verbraucherschützerin vor allem die schlechte Beratung in den Banken. „Finanzberater sind heute in Wirklichkeit keine Berater, sondern schlicht Verkäufer.“ Das Problem: Weil die Kunden oft keine Ahnung von den Finanzprodukten haben, kaufen sie noch immer das, was der Berater ihnen empfiehlt. „Die Verbraucher sind nicht auf Augenhöhe“, ärgert sich die Finanzexpertin. Daran würden auch die gesetzlich vorgeschriebenen Produktinformationsblätter und die Beratungsprotokolle nichts ändern.

Mohn sieht daher den Gesetzgeber erneut in der Pflicht. Per Gesetz müssten die Berater verpflichtet werden, nicht nur eine geeignete Empfehlung abzugeben, sondern die beste. Zudem solle die Finanzaufsicht die Beratungen überwachen. Kernpunkt ist jedoch die Trennung von Beratung und Verkauf. Berater dürften keine Provisionen mehr kassieren, fordert die Verbraucherschützerin. Das sieht auch Nicole Maisch ähnlich. „Die Honorarberatung muss deutlich gestärkt werden und überhöhte Provisionskosten gedeckelt werden“, sagte die verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen dem Tagesspiegel. Zwar tritt Mitte nächsten Jahres ein Gesetz zur Honorarberatung in Kraft, das ist aber auf Finanzinstrumente wie Wertpapiere beschränkt. Versicherungen und Bausparverträge sind vom neuen Gesetz dagegen nicht erfasst. „Das Gesetz reicht nicht“, meint Mohn.

Aber wie sieht eine gute Finanzberatung aus? „Sie muss zum Einzelfall passen“, meint Niels Nauhauser. Der junge Mann, der auf eine Immobilie spart, sollte daher schnell Eigenkapital aufbauen, rät der Verbraucherschützer: Bank- oder Fondssparpläne, auch Tagesgeld seien hier grundsätzlich sinnvolle Investments – wenn man zu einem guten Anbieter geht.

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