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Auf den ersten Blick bieten Anleihen wie von Air Berlin beste Rendite. Auf nur ein einziges Unternehmen sollte man aber nicht setzen.

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Geldanlage: Was Sie bei Hochzinsanleihen beachten sollten

Mit Renditen von zehn Prozent und mehr sind Hochzinsanleihen in Zeiten von Niedrigzinsen lukrativ – und risikoreich. Ein Marktüberblick.

Sparer sind ratlos: Die Hausbank zahlt für Sparbücher und Tagesgelder 0,25 Prozent bis gar nichts, Direktbanken maximal 1,4 bis 1,5 Prozent. Wer sein Geld zehn Jahre dem deutschen Staat leiht, erhält etwa 1,9 Prozent pro Jahr. Selbst Anleihen solider Firmen, etwa der BASF, werfen bei fünfjähriger Bindung kaum mehr als 1,5 bis maximal 1,9 Prozent pro Jahr ab. Wer mehr will, muss das Risiko erhöhen. Hochzinsanleihen – in der Sprache der Anleger heißen sie High Yield Bonds – sind deshalb gefragt wie nie.

UNTERNEHMENSANLEIHEN

Wer High Yield hört, denkt vielfach sofort an Junk-Papiere, also hochspekulativen Investment-Müll. Allerdings: Auch in Deutschland zählen die Anleihen vieler Firmen zum Hochzinssektor. So will etwa die Firma Heidelberger Druck ihre Hochzinsanleihe demnächst um 50 Millionen Euro aufstocken und Anlegern bis April 2018 jährlich 9,25 Prozent Zinsen zahlen. Air Berlin zahlt seinen Gläubigern bei einer Anleihe gleicher Laufzeit 8,25 Prozent – allerdings ist der Kurs bereits von 100 auf rund 107 Euro gestiegen, so dass sich der Kaufpreis nur noch mit 6,5 Prozent verzinst. Auch die Heidelberger Druck-Anleihe ist gefragt. Ein Kurs von 107,5 hat die Rendite inzwischen auf 7,41 Prozent gedrückt.

Die Zinsen kommen nicht von ungefähr. Die Rating-Agentur Moody’s bewertet Heidelberger Druck nur mit Caa+. Das bedeutet hohes Risiko. „Nur bei günstiger Entwicklung sind keine Ausfälle zu erwarten.“ Air Berlin wiederum hat zwar kein Rating einer Agentur, doch hält die Mehrheit der Analysten die Aktie wegen der schwierigen finanziellen Situation und Marktlage für eine Verkaufsposition.

STAATSANLEIHEN

Auch mit südeuropäischen Staatsanleihen ist Hochprozentiges möglich – wobei die Bewertungen nicht nur im Junk-Bereich liegen: So rentiert die 30-jährige italienische Staatsanleihe, die noch bis November 2029 läuft und einen Zinskupon von 5,25 Prozent besitzt (WKN 177091), wegen deutlicher Kursgewinne nur noch bei 4,387 Prozent. Das Rating Italiens liegt derzeit bei Baa2, wird also noch als Investment empfohlen. Eine portugiesische Staatsanleihe mit gut 23 Jahren Restlaufzeit (WKN A0GP0C) wirft gar 6,02 Prozent pro Jahr ab. Die Rendite errechnet sich aus dem Zinskupon von 4,1 Prozent und dem zu erwartenden Kursgewinn. Derzeit notiert die Anleihe bei gut 76 Prozent, wird jedoch, wenn alles gut läuft, am Ende zu 100 Prozent zurückgezahlt. Portugal hat seit 2011 keine Investmentempfehlung mehr, gilt also als hochspekulativ. Allerdings hat Moody’s den Ausblick von negativ auf neutral angehoben. Dass Investoren wieder an Portugal-Investments interessiert sind, zeigt die Kursentwicklung der Anleihe: Anfang 2012 notierte sie noch bei gut 38 Prozent.

Eine bis 2020 laufende zypriotische Anleihe wirft 7,64 Prozent pro Jahr ab (Rating Caa3, „nur bei günstiger Entwicklung kein Zahlungsausfall“), eine griechische Staatsanleihe mit fünf Jahren Restlaufzeit 6,04 Prozent (ebenfalls Caa3). Ihr Kurs hat sich seit 2012 fast schon verfünffacht.

Wie Fonds das Risiko minimieren

HIGH-YIELD-FONDS

Weil einzelne Anleihen oft nur in hohen Stückelungen erhältlich sind und auch Klumpen-Risiken schaffen, weichen Privatanleger häufig auf Fonds oder passive Indexpapiere (ETF) aus. Die meisten Fonds investieren in 50 bis mehrere 100 unterschiedliche Hochzinsanleihen und reduzieren das Risiko damit erheblich. Das Interesse ist gewaltig: High-Yield- Fonds gehören nach den Daten des Fondsberaters Morningstar seit Jahren zu den gefragtesten Fondsarten. Gerade haben die britische Bank HBSC und der Vermögensverwalter Henderson neue Papiere auf den Markt gebracht, darunter den HSBC Global High Yield Bond und den Henderson Horizon Global High Yield Bond Fund. Das Anlagespektrum aller Fonds umfasst weltweit mindestens 3000 Anleihen, in denen Gelder von 1,5 Billionen Dollar angelegt sind. Auf Europa entfallen davon nur gut 600 Anleihen mit etwa 300 Milliarden Euro.

Wer sich dafür entscheidet, einen Teil seines Geldes in Hochprozentern arbeiten zu lassen, steht vor der Qual der Wahl: Mehrere hundert Fonds buhlen um das Geld der Anleger. Die meisten investieren vor allem in Papiere, deren Bewertung zwischen BBB+ und CCC liegt. Übersetzt heißt dies: Die Fonds leihen Unternehmen Geld, das im besten Fall als „durchschnittlich gute Anlage“ gilt, die nur in Schlechtwetterphasen zu Problemen führen könnte. Im schlechtesten Fall handelt es sich um Papiere mit „beträchtlichem Risiko“, die bei Problemen „wahrscheinlich“ zu Ausfällen führen. Die hohen Zinsen sind eine Art Ausgleich für das hohe Risiko.

Nicht alle Fondsmanager haben das gleiche glückliche Händchen, doch blieben in den vergangenen fünf Jahren bei allen Papieren dicke Pluszeichen hängen: Während die erfolgreichsten seit Anfang 2009 alljährlich 16 bis 18 Prozent einfuhren – etwa die globalen High-Yield-Fonds von ACM Bernstein, Axa oder Goldman Sachs –, schafften die schwächsten immer noch sieben bis elf Prozent pro Jahr.

AUSSICHTEN 2014

In den Fokus gerückt sind zuletzt Fonds, die in Europa anlegen. Der Grund: Weil Teile der Euro-Zone in den Startlöchern zur wirtschaftlichen Erholung stecken, könnten die Anleihen künftig von Upgrades profitieren. Sinkt das Ausfallrisiko, dann sind die für die gesamte Laufzeit garantierten Zinskupons noch attraktiver. „Momentan ist der optimale Zeitpunkt, um in Euro-Hochzinsanleihen zu investieren. Die Chancen sind sehr überzeugend“, sagt Jorgen Kjaersgaard, Fondsmanager bei ACM Bernstein. Die Entwicklung der Ausfallraten belegen dies: Während 2009 fast acht Prozent der Risiko-Schuldner in Europa ihre Anleihen nicht mehr bedienen konnten, sei die Rate seither auf etwa zwei Prozent gesunken. Das bedeutet, zwei von 100 Schuldnern gehen bankrott, 98 jedoch können zahlen. Weltweit lag die Rate zuletzt bei 2,7 Prozent und damit unter dem langjährigen Mittel von drei Prozent.

Auch die Fondsgesellschaft Fidelity glaubt an ein gutes Hochzinsjahr 2014: „Die Jagd nach Rendite wird den Zufluss ins europäische Hochzinssegment stützen und für eine weiteres Rekordjahr bei Emissionen sorgen“, sagt Andrej Gorodilov, Fondsmanager des Fidelity European High Yield Fund. Zudem seien die Hochprozenter, sekundiert ACM Bernstein-Manager Kjaersgaard, auch besser gegen eine Zinswende gewappnet, die alte Anleihen meist stark unter Druck setze. Denn bei den High Yields stehe das Kreditrisiko im Vordergrund.

Statt einem Manager die Auswahl der Papiere zu überlassen, kann der Anleger auch einfach passiv ein Abbild des gesamten Marktes kaufen: Der ETF-Marktführer Ishares hat fünf passive Indexfonds im Angebot, etwa den „ishares $ High Yield Corporate Bond“. Er investiert breit in die weltweit meistgehandelten Dollar-Unternehmensanleihen, die nicht als Investition empfohlen werden (Rating Ba1 und BB+ und tiefer) . Der ETF ist seit September 2011 auf dem Markt und hat seither etwa 27 Prozent eingespielt – eine Rendite, für die die Sparbücher mit 0,25 Prozent Magerzinsen knapp ein Jahrhundert benötigen würden.

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