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Geldautomat

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Geldautomaten: Bargeld aus der Maschine

Der Geldautomat wird 40 Jahre alt. Früher bedienten Kunden Geräte mit Lochkarte und Schlüssel.

Berlin - Karte rein, Geheimzahl eingeben und Bares mitnehmen. Heutzutage alltäglich und nicht mehr wegzudenken, war das Prozedere am Geldautomaten nicht immer so einfach: Bewaffnet mit Doppelbartschlüssel, gelochtem Plastikausweis und Auszahlungsbelegen in Form von Lochkarten, musste man sich 1968 an den ersten deutschen Geldautomaten wagen. Das Gerät der Kreissparkasse Tübingen glich eher einem Tresor und ermöglichte es immerhin tausend auserwählten Kunden, rund um die Uhr auf ihr Girokonto zuzugreifen.

Den weltweit ersten Geldautomaten hatte ein Jahr zuvor die britische Barclays Bank in Betrieb genommen. Neue Techniken bei Hard- und Software sorgten in Deutschland ab Mitte der 70er für eine stetige Verbesserung des Verfahrens. Mit der Einführung und Verbreitung des kodierbaren Magnetstreifens auf EC-Karten traten die Geldautomaten in Westdeutschland ihren Siegeszug an. Die EC-Karte war bei allen Kreditinstituten einheitlich, verfügte über eine persönliche Identitätsnummer und sicherte den Zugang zum gesamten deutschen Geldautomaten-Pool. Damit wuchs die Verbreitung rapide an: „Während es 1981 in ganz Westdeutschland nur 82 Automaten gab, waren es bald schon mehrere tausend“, berichtete Thorsten Wehber, Historiker des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. In Ostdeutschland dagegen gab es im August 1989 lediglich 274 Maschinen, davon allein 80 in Ostberlin, wo auch einer der erste Geldautomaten der DDR 1987 aufgestellt wurde.

Aktuell gibt es in Deutschland rund 55 500 Geldautomaten. Mit 155 Automaten pro 1 000 Quadratkilometern Fläche ist das deutsche Geldautomatennetz das dichteste in Europa. „Das ist auch gerechtfertigt. Denn die Nachfrage der Bundesbürger nach Bargeld ist trotz der steigenden Bedeutung von Kartenzahlungen ungebrochen“, sagte der Vorstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Bernd M. Fieseler, anlässlich des Jubiläums. An den Automaten der Sparkassen würden jährlich rund 170 Milliarden Euro ausgegeben.

In den letzten Jahren gerieten die Maschinen immer wieder in Verruf, da sich Fälle des sogenannten „Skimmings“ häuften. Dabei bringen Betrüger Aufsätze über dem Einzugschlitz an und kopieren so die Kartendaten. Mit versteckten Kameras werden die Pin-Nummern gefilmt. Mit gefälschten Karten können die Betrüger dann im Ausland Geld abheben. „Neue Automaten sind deshalb mit Anti- Skimming-Modulen ausgestattet“, erläutert Fieseler. Hierbei werde die EC-Karte ruckartig eingezogen, was das Auslesen der Kartendaten erschwere. Auch alte Geräte würden teilweise nachgerüstet. An weiteren neuen Sicherheitsstandards werde gearbeitet.

So testen die Experten, ob zusätzlich zur Pin auch der Fingerabdruck als Identitätsmerkmal abgefragt werden soll. „In einer geschlossenen Nutzergruppe muss man erst mal erkunden, wie sich das in der Praxis bewährt“, sagte Fieseler. Man arbeite auch an einem schwerer einsehbaren Bildschirm. Dieser wäre auch sinnvoll, wenn ein weiterer geplanter Service der Sparkassen Wirklichkeit werde: Der Sparkassen- und Giroverband verhandelt bereits mit Krankenkassen, ob Kunden am Geldautomaten auch ihre Gesundheitskarte einlegen und sich so über ihre Arztdaten informieren können. Eine Speicherung der Inhalte seitens der Sparkassen sei jedoch nicht geplant.

Zusätzlich werde das Angebot zum Aufladen von Handys an Geldautomaten ausgebaut. Künftig sollen nicht mehr nur Kunden der großen Mobilfunkanbieter ihre Guthabenkarten aufladen können. Auch die Karten von Zweitanbietern können bald an den Geldautomaten aufgeladen werden. Eine entsprechende Vereinbarung mit Congstar sei unter Dach und Fach, weitere Gespräche laufen noch.

Miriam Braun

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