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Geldentwertung: Gefühlte Inflation fast doppelt so hoch

Die offizielle Statistik weist für März einen moderaten Preisanstieg aus. Bankenvolkswirte kommen zu einem ganz anderen Ergebnis.

Die von den deutschen Verbrauchern gefühlte Inflation ist fast doppelt so hoch wie die offizielle Teuerungsrate. Nach Berechnungen der Großbank Unicredit lag sie im März bei 3,7 Prozent, während der vom Statistischen Bundesamt ermittelte Wert lediglich 2,1 Prozent beträgt.

Auch im langjährigen Vergleich ist das ein hoher Wert: In den vergangenen 15 Jahren lag die gefühlte Inflation im Schnitt bei 2,3 Prozent. "Besonders die Rekordpreise für Benzin und Diesel sowie steigende Kosten für viele Lebensmittel sorgen dafür, dass die von den Verbrauchern wahrgenommene Inflation viel höher ist als die offizielle Teuerungsrate", sagte der Deutschland-Chefvolkswirt der Bank, Andreas Rees, am Dienstag.

"Vor allem die teuren Kraftstoffe dürften dafür sorgen, dass der Abstand noch längere Zeit groß bleibt." Das mache einen Teil der Kaufkraftgewinne zunichte, die durch steigende Beschäftigung und spürbare Lohnzuwächse entstanden seien. "Die Verbraucher sind deshalb zurückhaltender und geben nicht so viel Geld aus, wie man angesichts der guten Rahmenbedingungen vermuten dürften", sagte Rees.

Im Unterschied zum Statistikamt gewichten die Unicredit-Ökonomen die untersuchten Waren nach ihrer Kaufhäufigkeit. "Da Benzin und Nahrungsmittel wie frisches Obst und Gemüse regelmäßig gekauft werden, fallen den Verbrauchern die Preiserhöhungen hier besonders stark auf", sagte Rees. "Umgekehrt fallen Preissenkungen für dauerhafte Konsumgüter wie Computer und Heimelektronik weniger auf, weil diese Waren viel seltener gekauft werden."

Mehl kostete im März beispielsweise 30 Prozent, Margarine 27 Prozent und Zucker 21 Prozent mehr als vor einem Jahr. Kopfsalat verteuerte sich sogar um 48 Prozent, Gurken um 31 Prozent. Computer verbilligten sich dagegen um 19 Prozent, Notebooks um 15 Prozent und Fernsehgeräte um 13 Prozent. (rtr)

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