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Wirtschaft: Geliebt und gehasst

Von Hartmut Moheit Berlin. Es ist gerade eine Woche her, da ist Hans Herrmann mit dem alten Silberpfeil von Rudolf Caracciola, dem legendären W 196, durch die „Grüne Hölle“ gefahren.

Von Hartmut Moheit

Berlin. Es ist gerade eine Woche her, da ist Hans Herrmann mit dem alten Silberpfeil von Rudolf Caracciola, dem legendären W 196, durch die „Grüne Hölle“ gefahren. Mehr gemütlich, für ein Fernsehteam, aber das hat ihm gereicht. „Da kamen wieder Erinnerungen auf, völlig gleichgültig, ob ich durchs Schwedenkreuz, die Fuchsröhre oder über die Hohe Acht gefahren bin. Ich habe ohnehin auf dem alten Nürburgring nie einen Abschnitt bevorzugt“, sagt der 74-jährige Schwabe. In der Eifel bei Adenau, wo Hans Herrmann heute noch über seine Maichinger Firma Autohersteller wie Mercedes und Porsche mit Zulieferteilen versorgt, ist er als Rennfahrer nicht nur einmal über die 22,8 km lange Strecke gerast, auf der am 19. Juni 1927 das erste Autorennen (Sieger: Rudolf Caracciola im Mercedes) ausgetragen wurde. „Auf einer holprigen Straße, ohne Auslaufzonen und ständig den Tod vor Augen“. Hans Herrmann spricht über seine Empfindungen von damals, weil vieles über den 75-jährigen Nürburgring im Laufe der Jahre auch verklärt dargestellt wurde. „Jedes Jahr gab es doch Tote“, sagt er. „Wenn ich am Start stand, dann habe ich mich gefragt, wen es diesmal erwischen würde. Wenn ich mir eine Zahnpasta gekauft habe, dann kam mir schon der Gedanke: Mensch, wirst du diese Tube überhaupt aufbrauchen?“

Hans Herrmann spricht nur über die Nordschleife, die auch von Legenden wie Manfred von Brauchitsch, Hans Stuck, Alberto Ascari, Jackie Stewart und schließlich Niki Lauda, nach dessen Feuer-Unfall 1976 die Formel 1 nie wieder auf dieser Strecke fuhr, gleichermaßen gehasst wie geliebt wurde. Und er redet über seinen einstigen Teamgefährten Juan Manuel Fangio, „ein ganz feiner Mensch, dem nie so etwas passiert wäre, wie Michael Schumacher beim diesjährigen Grand Prix in Österreich“. Hans Herrmann ist sich ganz sicher: „Nie hätte er auf den letzten Metern wegen einer Teamorder dem Kollegen noch den Sieg weggenommen.“ Doch Vergangenheit und Gegenwart am Nürburgring unterscheiden sich gravierend.

Das eine ist die Nordschleife, mit der in die einst arme Region der Wohlstand eingezogen ist, das andere der 1984 eingeweihte und seit 1995 wieder jährlich für die Formel 1 benutzte Grand-Prix-Kurs, der als eine der sichersten Rennstrecken der Welt gilt. Wenn es heute noch auf der für jedermann offenen Nordschleife aus dem Kreis der Möchtegern-Rennfahrer jedes Jahr nicht nur einen Toten zu beklagen gibt (Herrmann: „Da sind so viele Idioten unterwegs“), wurden in die moderne Rennstrecke nebenan, wo am Sonntag der Große Preis von Europa ausgetragen wird, jedes Jahr viele Millionen Mark in die Sicherheit investiert. Auch dafür, dass die Eifel die Formel 1 nicht wieder verliert. 15 Millionen Euro Gewinn pro Jahr bringt die Formel 1 den Geschäftsleuten, der Gesamtumsatz liegt bei 200 Millionen.

Zum großen Jubiläum wird die Mercedes-Arena eingeweiht, die nicht nur den Kurs um 588 m auf 5,144 km verlängert, sondern auch den Zuschauern mehr Sicht bieten wird. „Mercedes und der Nürburgring, das ist eine Liebesbeziehung“, sagt Mercedes-Sportchef Norbert Haug, und so werden die aktuellen Stars in den Silberpfeilen, David Coulthard und Kimi Räikkönen, ebenfalls eine Runde im Caracciola-Auto, diesmal aber auf dem neuen Kurs, fahren. Hans Herrmann wird diesmal nicht dabei sein, er weilt in Italien. „Nicht so schlimm“, sagt er, „ich hatte ja meine Runde auf dem alten Kurs.

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