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Gemeinschaftswährung: Sorgen über nahendes Euro-Allzeithoch

Der Urlaub wird billiger, aber die Export-Wirtschaft stöhnt unter einem stetig steigenden Euro. Auch andere europäische Staaten haben mit den Umrechnungskursen und der derzeitigen Dollar-Schwäche zu kämpfen.

London - Der Kurs des Euro nähert sich einem neuen Allzeithoch: Die europäische Gemeinschaftswährung durchbrach am Mittwoch erstmals seit Ende 2004 die Marke von 1,36 US-Dollar und notierte zeitweise bei 1,3616 Dollar, nur knapp unter dem Rekordwert von 1,3633 Dollar vom 28. Dezember 2004. Händler verwiesen auf die gute Konjunktur in der Eurozone und die erwartete Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Juni. Ein starker Euro verbilligt Importe und verteuert Ausfuhren, was die exportorientierte deutsche Wirtschaft belastet. Für deutsche Touristen verbilligt er den Urlaub in vielen außereuropäischen Ländern.

Schon seit Tagen ist der Euro auf Höhenflug, angetrieben von guten Wirtschaftsdaten aus Deutschland und der Eurozone, während die Sorge vor einer harten Landung der US-Konjunktur den Dollar belastet. Der Greenback verlor auch im Vergleich zur britischen Währung an Boden: Ein Pfund kostete etwa 2,01 Dollar, der höchste Stand seit fast 26 Jahren. In den USA und Großbritannien liegt der Leitzins derzeit bei 5,25 Prozent, in Euroland bei 3,75 Prozent. Die demnächst erwartete Zinserhöhung der britischen Zentralbank lockt kurzfristige Geldanleger ins Vereinigte Königreich. Das stärkt die Währung. "Während Währungen wie das britische Pfund, der Euro und der japanische Yen von den anstehenden Zinserhöhungen profitieren, verliert der Greenback an Attraktivität", sagte John Kicklighter von Forex Capital Markets.

Importe werden biliger

Wirtschaft und Verbrauchern bringt der starke Euro Vor- und Nachteile. Da sie für einen Euro mehr Gegenwert in Dollar bekommen, können sich etwa USA-Reisende freuen. Theoretisch könnten auch Importgüter und das Benzin an der Zapfsäule günstiger werden, da Rohöl an den Weltmärkten in der Regel in Dollar gehandelt wird. Verbilligt sich der Dollar im Vergleich zum Euro, müssen die großen Mineralölkonzerne aus der Eurozone weniger bezahlen. Bei den Exporten bringt der starke Euro Nachteile. Denn für ein Produkt mit festem Europreis müssen beispielsweise in den USA mehr Dollar hingeblättert werden. Dies könnte die Nachfrage nach "Made in Germany" sinken lassen, auch wenn der hohe Eurokurs der boomenden Wirtschaft hierzulande zuletzt nicht geschadet hat.

Wie schon in den vergangenen Tagen reagierten die Aktienmärkte am Mittwoch überraschend gelassen auf den Wechselkursanstieg. Sonst bei steigendem Eurokurs mit hohen Abschlägen bestraft, notierten die zuletzt stark angezogenen Titel der Autobauer wie VW, Daimler-Chrysler oder BMW mit nur leichten Korrekturen. Experten gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft erst ab einem Euro-Kurs von 1,40 Dollar unter den Exportnachteilen leidet. (tso/AFP)

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