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Wirtschaft: General Motors kauft sich von Fiat frei

Amerikanischer Autokonzern zahlt 1,55 Milliarden Euro und braucht im Gegenzug keine weiteren Anteile zu übernehmen

Turin – Der US-Autokonzern General Motors (GM) zahlt Fiat eine Abfindung von 1,55 Milliarden Euro und muss im Gegenzug dafür nicht die defizitäre Fiat-Autosparte übernehmen. Alle Jointventures werden aufgelöst. Der Aufsichtsrat von Fiat billigte am Sonntagabend eine entsprechende Vereinbarung mit GM. Damit endet die vor fünf Jahren geschlossene Partnerschaft der beiden Konzerne. Die Amerikaner geben ihren zehnprozentigen Anteil an Fiat zurück. Sie hatten kein Interesse, auch noch die restlichen 90 Prozent zu übernehmen – nicht zuletzt wegen der notwendigen Sanierung von Opel und Saab.

Die Elefantenhochzeit mit General Motors (GM) hatte der Fiat-Patriarch Gianni Agnelli eingefädelt. Nach der „Scheidung“ ist nun in Turin wieder Ernüchterung eingekehrt, auch wenn sich Fiat-Präsident Luca Cordero di Montezemolo nach außen sichtlich erleichtert zeigte. „Es ist ein guter Tag voller Optimismus“, sagte der Fiat-Präsident. Doch die Abfindung hilft ihm nur wenig. Denn Fiat plagt ein Gesamtschuldenstand von geschätzten 15 Milliarden Euro.

Über Monate spielte GM mit Fiat Katz und Maus. Die „Scheidungsprozedur“ fochten beide Seiten mit harten Bandagen aus. Dabei kämpfte Fiat-Geschäftsführer Sergio Marchionne ein ungleiches Spiel mit dem übermächtigen GM-Präsidenten Richard Wagoner, der von den im März 2000 eingegangenen Vertragsverpflichtungen nichts mehr wissen wollte. Er zweifelte die Gültigkeit der „Put option" an, nach der die Amerikaner den Rest von Fiat übernehmen müssen, weil Fiat die Vertragsgrundlagen einseitig geändert hatte. Die Italiener hatten 2002 ihr Gesellschaftskapital um fünf Milliarden Euro erhöht. Das führte dazu, dass das 20-prozentige Aktienpaket von GM auf zehn Prozent zusammenschrumpfte. Zudem hatte Fiat 51 Prozent der Finanzgesellschaft Fidis verkauft.

Im Jahr 2000 hatte GM 20 Prozent der Fiat-Aktien übernommen und dafür 2,4 Milliarden Dollar gezahlt. Darüber hinaus hatten sich die Amerikaner verpflichtet, ab Ende 2004 die restlichen Anteile zu kaufen, wenn die Fiat-Aktionäre darauf bestünden. Als Garantie für das Zusammengehen hatte Fiat auf einer festgelegten Entschädigung bestanden. Danach musste GM mindestens 900 Millionen Euro und maximal drei Milliarden Euro zahlen, falls sie die Anteile ausschlagen. Bereits ein Jahr später hatte GM in der Unternehmensbilanz den Wert der Fiat-Anteile von 2,4 Milliarden Dollar auf 200 Millionen Dollar abgewertet und schließlich völlig abgeschrieben.

Fiat muss sich jetzt auf die Suche nach einem neuen Partner machen. In Frage kommen Peugeot oder Toyota. Die Turiner bringen aber nicht gerade die beste Mitgift mit: Die Marken Alfa Romeo und Lancia haben einen geringen Marktanteil, und in Europa liegt Fiat am Rande der Rentabilitätsgrenze. Außerdem belaufen sich allein die 2005 fälligen Verbindlichkeiten auf rund sechs Milliarden Euro.

Nachdem das Problem Fiat gelöst ist, muss GM eine weitere Baustelle in Ordnung bringen. Nach Informationen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ ist bei GM ein Richtungskampf ausgebrochen, ob die schwedische Autotochter Saab geschlossen wird oder nicht. Das hat auch Konsequenzen für die deutsche Tochter Opel. Ob die neue Mittelklasse von Opel und Saab in Rüsselsheim oder im schwedischen Trollhättan gebaut wird, wird jetzt erst im März entschieden.

Vincenzo Delle Donne (mit dpa)

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