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General Motors: Nick Reillys Rechnung

Der amerikanische Automobilkonzern GM hält die deutsche Tochter Opel an der kurzen Leine.

Berlin - Opel-Chef Nick Reilly muss neu rechnen. Der US-Konzern kann in Deutschland offenbar nicht davon ausgehen, die beantragten Kreditbürgschaften in Höhe von 1,1 Milliarden Euro zu bekommen. Reilly kalkuliert nur noch mit rund 700 Millionen Euro. Insgesamt hat GM 1,8 Milliarden Euro in Europa beantragt. 1,9 Milliarden Euro will der Konzern selbst aufbringen, 3,3 Milliarden Euro soll die Opel-Sanierung insgesamt kosten. Die GM-Zentrale in Detroit scheint nicht bereit zu sein, die Lücke in Reillys Finanzplan zu schließen. Experten sehen dahinter ein politisches Kalkül.

Auch in anderen europäischen Ländern, in denen GM Autos und Motoren baut, sind Bürgschaften noch nicht sicher. Während Großbritannien und Spanien schon jeweils 300 Millionen Euro bewilligt haben, zog Belgien seine Zusage in Höhe von 500 Millionen Euro zurück, nachdem der Konzern die Schließung oder den Verkauf seines Werkes in Antwerpen bekannt gegeben hatte. „Positive Signale“ hat Nick Reilly nach eigener Auskunft aus Polen erhalten, wo Opel in Gleiwitz produziert. Offen ist hingegen noch, ob Österreich GM Kreditbürgschaften gewährt. Der Autokonzern baut in Aspern in der Nähe von Wien mit 1850 Mitarbeitern Motoren und Getriebe. Bis zu 300 Millionen Euro können Unternehmen im Rahmen des österreichischen „Unternehmensliquiditätsstärkungs-Gesetzes“ in Anspruch nehmen. „Wir verfolgen die politische Entwicklung in Deutschland mit Interesse“, sagte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner am Donnerstag. Die Prüfung des Bürgschaftsantrages erfolge aber „vorbehaltlos“. Die Chancen des GM-Powertrain-Werkes in Aspern stünden gut. Ein Scheitern der Sanierung von Opel Europa als Ganzes sei „derzeit nicht das Thema“.

Dass Opel von der Konzernmutter General Motors als Sanierungsfall behandelt wird, sehen Experten kritisch. „GM wird mittels konzerninterner Verrechnungstaktiken wie in der Vergangenheit immer seine Zahlen so rechnen, dass die amerikanische Mutter gut dasteht und die deutsche Tochter dahinsiecht“, sagte Wolfgang Meinig, Leiter der Bamberger Forschungsstelle Automobilwirtschaft. Einen ähnlichen Vorwurf hatte Opel-Betriebsratschef Klaus Franz geäußert. Meinig unterstellt GM sogar, sich unter Vorgabe falscher Gründe Zinsvorteile mit Hilfe einer Staatsbürgschaft erschleichen zu wollen. Nick Reilly wies solche Vorwürfe zurück. „Wir manipulieren unsere Zahlen nicht, berichten korrekt“, sagte der Opel-Chef. mot

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