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Der Zukauf soll Opel helfen, wettbewerbsfähiger zu werden.

© dpa

General Motors: Opel-Mutter kauft Autobank

GM holt sich seine Autobank zurück, um Kunden in Europa Kredite anbieten zu können. Der Markt ist umkämpft.

Von Carla Neuhaus

Berlin - Knapp 26 000 Euro gibt ein Deutscher im Schnitt für ein neues Auto aus. Doch nur die wenigsten haben diese Summe auf der hohen Kante liegen – deshalb nehmen 80 Prozent für den Autokauf einen Kredit auf. Für die Hersteller bedeutet das: Haben sie eine eigene Autobank, können sie am Verkauf gleich doppelt verdienen – am Kaufpreis und an den Kreditzinsen. Ein Geschäft, das sich auch der Opel-Mutterkonzern General Motors nicht mehr entgehen lassen will.

Deshalb haben die Amerikaner jetzt für 4,2 Milliarden Dollar (etwa 3,3 Milliarden Euro) das Europa- und Lateinamerikageschäft des US-Autofinanzierers Ally Financial gekauft. Die Übernahme solle GM dabei helfen, zeitgleich mit der „aggressivsten Produktoffensive der Unternehmensgeschichte zu einem noch stärkeren Wettbewerber“ zu werden, erklärte Finanzvorstand Dan Ammann.

Ally Financial finanziert bereits seit Jahrzehnten Opel-Autos sowie die Modelle der Schwestermarke Chevrolet, in den letzten Jahren jedoch als firmenfremder Finanzpartner. Denn 2006 hatte der angeschlagene US-Konzern den Finanzierer, der damals noch unter dem Namen GMAC firmierte, verkauft. Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen, bewertet den Rückkauf positiv. „Es wäre geradezu töricht gewesen, das nicht zu tun“, sagt er.

Denn für die großen Autokonzerne spielt die Kreditvergabe im Kampf um den Kunden mittlerweile eine entscheidende Rolle. „Es besteht die Gefahr, dass die Kunden zu einer anderen Automarke wechseln, wenn ihnen keine attraktiven Finanzierungsmodelle angeboten werden“, sagt Stefan Bratzel vom Center of Automotive in Bergisch Gladbach. Gleichzeitig versuchten die Hersteller über Sonderkonditionen bei der Kreditvergabe häufig auch, den Absatz bestimmter Modelle anzukurbeln. „Die herstellerverbundenen Banken sind mittlerweile ein unverzichtbarer Stabilisator der Automobilwirtschaft“, sagt Michael Reinhart vom Arbeitskreis Autobanken.

Institute wie die BMW Bank oder die Volkswagen Bank können heute durchaus mit den klassischen Geschäftsbanken mithalten. Allein im vergangenen Jahr haben die deutschen herstellerverbundenen Autobanken 1,31 Millionen Neuverträge abgeschlossen, gut zehn Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Und wenn sie nicht gerade Sonderkonditionen vereinbaren, verdienen die Hersteller daran nicht schlecht. Das einzige Risiko, das die Autobanken tragen, sind die Leasingverträge. Denn die Hersteller müssen die Leasingfahrzeuge nach Vertragsende wieder verkaufen. Ist die Nachfrage dann jedoch gering, bekommen sie nicht den Preis, den die Autobank beim Abschluss des Leasingvertrags einkalkuliert hat.

Der normale Autokredit, den die meisten Verbraucher in Anspruch nehmen, sei für die Hersteller weniger riskant. Über ihn könnten sie „ohne große Ausgaben Profite machen“, sagt Experte Dudenhöffer. „In guten Zeiten steigern sie ihren Gewinn über die Autobanken um 20 bis 30 Prozent.“ So steuert Daimlers Finanzsparte, Daimler Financial Services (DFS), derzeit zum Beispiel auf ein neues Rekordjahr zu. In den ersten zehn Monaten 2012 stieg das Vertragsvolumen im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent auf 77,7 Milliarden Euro. Der operative Gewinn übertraf in den ersten drei Quartalen erstmals die Marke von einer Milliarde Euro und soll im Gesamtjahr bei 1,3 Milliarden Euro liegen.

Dabei profitiert Daimler auch von seiner guten Kreditwürdigkeit. Denn nur mit einem guten Rating können die Autobanken sich günstig am Kapitalmarkt Geld leihen und das zu entsprechenden Konditionen an ihre Kunden weitergeben. Welche Folgen ein vergleichsweise schlechtes Rating haben kann, hat zuletzt Peugeot zu spüren bekommen. Nachdem die Ratingagenturen den zweitgrößten Autobauer mehrmals herabgestuft haben, musste der französische Staat einspringen. Sieben Milliarden Euro stellte er der Banque PSA Finance, der Finanzsparte von Peugeot bereit, damit die Refinanzierungskosten des Konzerns nicht weiter steigen. mit rtr/dpa/dapd

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