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Nicht immer Nichtstun. Beinahe die Hälfte der über 65-Jährigen in Deutschland engagiert sich in Vereinen oder der Kirche.

© picture alliance / dpa

Generali-Studie: Altern könnte härter werden

Senioren sind heute überwiegend zufrieden. Eine Studie deutet aber an, dass das nicht so bleiben muss.

Es könnte eine trügerische Harmonie sein. Nur knapp jeder fünfte Deutsche über 65 Jahre fürchtet Konflikte zwischen den Generationen. Dabei haben die Älteren in den vergangenen knapp 40 Jahren einen deutlich höheren Zuwachs beim Einkommen zu verzeichnen als die Generationen, die noch im arbeitsfähigen Alter sind. Künftig werde sich zudem die Verteilung der Einkommen nicht nur in der Gesamtbevölkerung, sondern auch unter den Über-65-Jährigen zunehmend ungleichmäßig entwickeln, sagte Andreas Kruse, Direktor des Instituts für Gerontologie an der Uni Heidelberg. Mit Renate Köcher, Chefin des Instituts für Demoskopie Allensbach, stellte er am Mittwoch in Berlin die Altersstudie 2013 des Versicherungskonzerns Generali vor.

Im Durchschnitt geht es Menschen über 65 wirtschaftlich überwiegend gut. Ihr Haushaltsnettoeinkommen liegt der Studie zufolge bei 2200 Euro monatlich, jeder Zehnte bezeichnet seine wirtschaftliche Lage gar als „sehr gut“. 30 Prozent finden, „es geht“. Rentner, denen es finanziell „schlecht“ (fünf Prozent) oder „sehr schlecht“ (ein Prozent) geht, sind also deutlich in der Minderzahl. Das spiegelt sich auch in der Richtung wieder, in der das Geld zwischen den Generationen hin und her fließt. Lediglich drei Prozent der insgesamt 4197 Befragten zwischen 65 und 85 Jahren gaben an, regelmäßig finanziell von ihren Kindern unterstützt zu werden. Umgekehrt zahlen 38 Prozent ihren Kindern einen regelmäßigen Zuschuss oder bessern den Enkeln das Taschengeld auf. Fast ebenso groß ist die Hilfsbereitschaft, wenn die Kinder in finanziellen Schwierigkeiten sind (37 Prozent) oder größere Anschaffungen wie Auto oder Küche anstehen (30 Prozent). Rund 9,7 Milliarden Euro lassen die Älteren auf diese Weise für die Jüngeren jährlich springen.

Nicht nur materiell ist die ältere Generation zufrieden. Die Rentner fühlen sich fast durch die Bank zehn Jahre jünger, als sie sind. Erst ab einem Alter von 80 verschlechtere sich diese Wahrnehmung, sagte Köcher. „Die Gesellschaft altert schneller, gleichzeitig bleiben die Älteren länger jung.“ Gesundheit wird zum Statussymbol: Ihr Stellenwert entwickle sich über die sozialen Schichten betrachtet auseinander, sagte die Demoskopin weiter.

Unternehmen hätten das Potenzial der zufriedenen vitalen Alten noch nicht ausgeschöpft. Viele fühlen sich zu jung, um den ganzen Tag auf der Couch zu verbringen. 45 Prozent engagieren sich in Sportvereinen, in der Kirche oder kulturell – durchschnittlich vier Stunden in der Woche. Sie wären nach Kruses Auffassung – der für die Bundesregierung auch den Altenbericht erstellt – interessant als Senior-Arbeitskräfte. Bald könnte es allerdings sein, dass diese fitten Senioren verstärkt ihren nicht so fitten Altersgenossen helfen müssen. Bereits 2025 oder 2030 könnte der demografische Wandel zu einem Problem in der Pflege führen, schätzt der Alterswissenschaftler.

Und auch finanziell sind die, denen es gut geht, künftig stärker gefordert, damit es harmonisch bleibt. Bereits seit 1992 entwickelte sich der finanzielle Spielraum der sozialen Schichten auseinander. Die Gesellschaft werde diskutieren müssen, ob Menschen, die sehr gut gestellt sind, künftig auf bestimmte Leistungen des Staates verzichten könnten, sagte Kruse.

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