zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Generika-Hersteller haben umsatzstarke Jahre vor sich

Als am 21. August 2001 das Bayer-Patent an dem Antibiotikum Ciprobay in Deutschland ablief, muss Hartmut Retzlaff ein freudiger Schauer über den Rücken gelaufen sein: Für ihn begann jetzt die Zeit der Ernte.

Als am 21. August 2001 das Bayer-Patent an dem Antibiotikum Ciprobay in Deutschland ablief, muss Hartmut Retzlaff ein freudiger Schauer über den Rücken gelaufen sein: Für ihn begann jetzt die Zeit der Ernte. Nur einen Tag später, am 22. August, brachte Retzlaff eine Kopie des Bayer-Medikaments, das in den USA derzeit einigen Wirbel verursacht, auf den Markt - einen Billig-Kopie mit gleichem Wirkstoff aber neuem Namen: Ciprofloxacin. Retzlaff ist Chef des Generika-Unternehmens Stada, das neben Ratiopharm und Hexal einer der führenden Hersteller patentfreier Nachahmer-Medikamente in Europa ist. Ihm und seinen Kollegen stehen fette Jahre bevor.

Allein bis 2004 werden nach Angaben der BHF-Bank insgesamt 100 Original-Medikamente mit einem Umsatzvolumen von mehr als 30 Milliarden Dollar ihren Patentschutz verlieren, darunter so bekannte Präparate wie die "Glückspille" Prozac des US-Konzerns Eli Lilly oder Astra-Zenecas Magenmittel Losec. Der Markt ist verlockend, der Kampf um Marktanteile hart: "Wir wissen, wann ein Patent abläuft, und bereiten uns Jahre im voraus darauf vor", sagt ein Stada-Sprecher.

Wir erbittert der Kampf ausgetragen wird, kann man in den USA gerade mitverfolgen. Dort streitet sich Bayer seit Wochen mit der amerikanischen Regierung um das US-Patent an dem Anti-Milzbrand-Medikament Ciprobay. Bayer genießt eigentlich noch bis Dezember 2003 Patentschutz. Um die Entwicklung von Generika zu stoppen, hatte Bayer vor vier Jahren US-Generika-Hersteller nach einem Vergleich angeblich 200 Millionen Dollar gezahlt. Jetzt droht die Regierung damit, den Patentschutz unter Berufung auf einen nationalen Notstand zu verkürzen und für Billig-Präparate zu öffnen.

Die Folgen für den Umsatz wären gravierend: Nach Analystenschätzung geht der Preis eines Originalpräparates innerhalb weniger Wochen nach Einführung der Kopie um mehr als 50 Prozent zurück. Pharmakonzerne versuchen daher, den Patenschutz ihrer Medikamente möglichst lange auszudehnen. Nur in dieser Zeit können sie die Entwicklungskosten für ihre Produkte wieder hereinholen. Was die Pharmakonzernen schmerzt, macht die Generika-Konkurrenz gesund: Analysten gehen davon aus, dass der Markt für Nachahmerprodukte mit etwa zwölf Prozent im nächsten Jahr deutlich stärker wachsen wird als der Pharmamarkt mit sieben Prozent Wachstum.

pet

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false