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Christlich und sozial. Georg Fahrenschon soll Sparkassenpräsident werden. Foto: dpa

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Georg Fahrenschon: Kampflos an die Spitze der Sparkassen

Eigentlich ist Georg Fahrenschon der Typ des Politikers, wie ihn sich viele Bürger wünschen: kompetent, sachlich, freundlich, bescheiden. Genau deshalb hat der 43-Jährige der Politik den Rücken gekehrt.

Von Robert Birnbaum

Zwar ist ein bayerischer Finanzminister allemal Anwärter auf noch Höheres in der CSU. Aber Fahrenschon fehlt das Brutalo- Gen des Vollblutpolitikers, das man dafür braucht. Nun wird er aller Voraussicht nach Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). Der einzige Konkurrent, Rolf Gerlach vom Sparkassenverband Westfalen-Lippe, hat seine Kandidatur am Montag zurückgezogen. Der Weg für Fahrenschon ist frei, bevor der Kampf begonnen hat.

Fahrenschons Abschied aus der Politik hatte sich im Sommer angekündigt, als das Amt des CSU-Bezirksvorsitzenden in Oberbayern vakant wurde. Der Posten gilt in der internen Hierarchie als womöglich noch gewichtiger als der des Parteichefs selbst. Die Oberbayern stellen in dem nach wie vor höchst wirkmächtigen Stämme-System der CSU die mit Abstand stärkste Gruppe. Wer Oberbayern hinter sich hat, ist automatisch Anwärter auf das Amt des Parteichefs und Ministerpräsidenten. Fahrenschon sah die Konsequenz und verzichtete – Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner griff zu.

Das Charakterbild muss ihm in dem neuen Job nicht schaden, im Gegenteil. Der DSGV ist nicht als Schlangengrube verschrien; sein Präsident wirkt allemal mehr und besser durch Seriosität denn durch Krawall. Außerdem passt Fahrenschon zum Selbstverständnis des mächtigen Verbands, der 600 Institute umfasst. Er ist ein Christ-Sozialer mit Verwurzelung in beiden Traditionen, die im Parteinamen angelegt sind, ein nachdenklicher Manager mit ethischem Anspruch. Dass er das Amt – angeblich mit jährlich einer Million Euro dotiert – inhaltlich ausfüllen kann, steht selbst für politische Konkurrenten außer Frage. In seiner Zeit als Bundestagsabgeordneter von 2002 bis 2007 hatte der Volkswirt den Ruf eines exzellenten Finanzpolitikers. Erwin Huber holte ihn als Finanzstaatssekretär nach München, Horst Seehofer beförderte ihn im Jahr darauf zum Chef des Hauses.

Seehofer brauchte dringend einen wie Fahrenschon. Die Affäre um die BayernLB musste handwerklich korrekt, aber zugleich politisch so sensibel abgewickelt werden, dass Altvordere wie Edmund Stoiber und Huber nicht über das im Alpenland übliche und durch das Vorbild des Franz Josef Strauß gedeckte Maß hinaus in Misskredit gerieten. So unentbehrlich war Fahrenschon für seinen Chef, dass der ihn 2009 nicht zurück nach Berlin ziehen ließ, als durch Michael Glos’ Rücktritt überraschend das Wirtschaftsministerium frei wurde. Stattdessen bekam Seehofers Generalsekretär seine Chance – der Rest ist Geschichte: das Kurzkapitel „Guttenberg“.

Gelohnt hat Seehofer seinem Minister die Treue auf die ihm eigene Weise. Er hat es sich zur Angewohnheit gemacht, in Parteitagsreden jedermann zu loben, der ein halbwegs wichtiges Amt in der CSU bekleidet. Seehofer hält die Lobeshymnen meist für witzig. Die Gelobten nicht. Fahrenschon musste sich bei solchen Gelegenheiten anhören, dass der Ministerpräsident mit ihm um jeden Euro ringen müsse – was die Machtverhältnisse derart auf den Kopf stellt, dass es nicht mal im Scherz ernst gemeint sein konnte.

Fahrenschon hat sich auf seine stille Weise gerächt. Dass er das Ministeramt aufgibt und sich als Sparkassenpräsident bewirbt, hat er in einem Interview verkündet. Und hinter den Kulissen betrieb er Lobbyarbeit in eigener Sache, um vorab mächtige Regionalverbände hinter sich zu bringen. Gerlach gibt entnervt auf, und dem amtierenden Präsidenten Heinrich Haasis bleibt nichts übrig, außer dessen Rückzug „honorig“ und „ein Signal zur Geschlossenheit“ zu nennen.

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