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Stellungnahme. Tengelmann hat dem Kartellamt die geplante Edeka-Übernahme erklärt.

© Jens Kalaene/dpa

Update

Geplante Übernahme: Edeka und Tengelmann gehen auf das Bundeskartellamt zu

Um die Übernahme von Kaiser’s zu retten, planen die Ketten Zugeständnisse an die Wettbewerbsbehörde.

Die Einzelhandelskonzerne Tengelmann und Edeka wollen die umstrittene Fusion ihrer Supermarktketten doch noch retten. Die beiden Unternehmen bereiten Branchenkreisen zufolge Zugeständnisse vor, mit denen sie die Bedenken des Bundeskartellamts gegen die geplante Übernahme der 451 Kaiser’s-Tengelmann-Supermärkte durch Edeka zerstreuen wollen. Möglicherweise würden diese Vorschläge bereits am Wochenende, spätestens aber Anfang nächster Woche den Kartellwächtern auf den Tisch gelegt, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag.

Wenn die Unternehmen Angebote machen, gewinnen sie Zeit

Sobald die Unternehmen inhaltliche Vorschläge machen, verlängert sich die Prüffrist des Bundeskartellamts automatisch um einen Monat. Bislang hatten die Bonner Wettbewerbshüter angekündigt, dass sie eine Entscheidung über die umstrittene Übernahme bis zum 6. März fällen wollen. Sprecher von Edeka und Tengelmann wollten die Angaben nicht kommentieren. Das Bundeskartellamt befürchtet, dass Edeka – die unangefochtene Nummer eins im Lebensmitteleinzelhandel – mit dem Kauf von Kaiser’s Tengelmann zu mächtig wird. Falls das Mülheimer Unternehmen von Edeka geschluckt werde, blieben an vielen Orten nur noch Edeka und Rewe als Supermarktketten, die Markenartikel und ein Vollsortiment bieten, hatte das Bundeskartellamt bemängelt. Zudem sehen die Wettbewerbshüter Probleme auf der Beschaffungsseite, wenn die Lieferanten mit Tengelmann einen Abnehmer verlieren. Edeka, Rewe, Aldi und die Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland beherrschen 85 Prozent des deutschen Marktes. Klar ist: Wenn sich die Unternehmen nicht bewegen, wird das Kartellamt die Übernahme untersagen. Bis Freitag hatten die Unternehmen dem Amt gegenüber aber nur Stellungnahmen eingereicht. Man halte das Abmahn-Schreiben des Amts „in einigen Punkten für angreifbar“, sagte eine Tengelmann-Sprecherin.

Die Unternehmen könnten Supermärkte verkaufen

Edeka und Tengelmann könnten versuchen, die Wettbewerbshüter mit Zugeständnissen umzustimmen und sich mit einer längeren Prüffrist eine Atempause verschaffen. So könnten sie anbieten, Supermärkte an Wettbewerber zu veräußern. Im Gespräch ist angeblich, Filialen in der Region südlich von München aus dem Edeka-Paket herauszunehmen, hieß es in der Branche. Allerdings sieht das Kartellamt nicht nur in München, sondern auch in Berlin und in einigen Städten des Ruhrgebiets Probleme. Kaufland hat bereits Interesse an einzelnen Filialen signalisiert, auch Rewe-Chef Alain Caparros ist interessiert. Allerdings will Rewe nicht den Staubsauger spielen. „Einzelteile von Kaiser’s wären immer willkommen, aber nur, wenn dadurch Edeka nicht den Zuschlag für den Hauptteil bekommt“, sagte Caparros. „Wir wollen nicht die Krümel auflesen“. Am liebsten wäre Rewe eine vollständige Übernahme von Tengelmann, doch auch das dürfte mit dem Kartellamt nicht zu machen sein. Denn die Vorbehalte gegen Edeka treffen auch – wenngleich abgeschwächt – auf den Branchenzweiten Rewe zu.
Edeka argumentiert mit den 16 000 Arbeitsplätzen bei Tengelmann. Das spielt auf die Möglichkeit einer Ministererlaubnis an, mit der Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) das Kartellamt überstimmen könnte. Caparros sieht dafür aber keinen Anlass. Kaiser’s habe ein gutes Filialnetz, das profitabel geführt werden könne. Es sei abwegig zu argumentieren, dass die Arbeitsplätze verloren gingen, wenn Edeka Kaiser’s nicht übernehmen dürfe.

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