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Wirtschaft: Gesamtbetriebsrat hegt Zweifel am Erfolg des vierten Sanierungsprogramms in drei Jahren

Der Gesamtbetriebsrat des angeschlagenen Schienenfahrzeugkonzerns Adtranz hat erhebliche Zweifel an dem am Freitag vom Vorstand angekündigten Sanierungskonzept angemeldet. "Das ist schon das vierte Kahlschlagsanierungsprogramm, das der Vorstand seit der Gründung des Unternehmens 1996 vorlegt.

Der Gesamtbetriebsrat des angeschlagenen Schienenfahrzeugkonzerns Adtranz hat erhebliche Zweifel an dem am Freitag vom Vorstand angekündigten Sanierungskonzept angemeldet. "Das ist schon das vierte Kahlschlagsanierungsprogramm, das der Vorstand seit der Gründung des Unternehmens 1996 vorlegt. Aber die versprochenen Erfolge sind jedes Mal ausgeblieben", kritisierte Michael Wobst, der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, am Montag in Hennigsdorf. Die Tatsache, dass das erst im Februar mit dem Betriebsrat besiegelte Sanierungsprogramm für die deutschen Werke nur wenige Monate später bereits Makulatur sei, habe in der Belegschaft einen "Schock" ausgelöst. Die Glaubwürdigkeit des Adtranz-Managements habe bei den Beschäftigten des Unternehmens "den absoluten Nullpunkt erreicht", sagte Wobst.

Adtranz, eine Tochter des DaimlerChrysler-Konzerns, hatte am Freitag angekündigt, dass wegen der angespannten Ertragslage weltweit sechs Werke geschlossen - darunter in Deutschland das Werk Nürnberg/Donauwörth mit noch rund 850 Beschäftigten - und insgesamt 3000 der rund 23 000 Arbeitplätze wegfallen werden.

Mit dieser Entscheidung verstoße das Management gegen geltende Betriebsvereinbarungen, sagte Wobst. Laut dem im Februar 1999 vereinbarten Interessenausgleich sollten im Werk Nürnberg eigentlich Elektromontage-Kapazitäten aufgebaut werden. Davon könne nun keine Rede mehr sein. Mögliche Reaktionen des Betriebsrates würden nun juristisch geprüft. Wobst warf dem Management aber auch grobe Planungsfehler vor: Es sei wenig glaubwürdig, wenn der Vorstand nun behaupte, dass Adtranz in der Fertigung weltweit 50 Prozent Überkapazitäten habe. "Die sind doch nicht über Nacht entstanden. Da hätte man längst handeln müssen." Auch die schwierige Marktentwicklung sei "absehbar" gewesen. Statt dessen hätte der Konzern in den vergangenen Jahren "massiv Kapazitäten zugekauft", etwa in Polen.

Zweifel äußerte Wobst auch an einem Erfolg des nun angekündigten Sanierungsprogramms. Die Hoffnung des Vorstands, das qualifizierte Personal aus Nürnberg an andere Standorte zu locken, könnte sich als Illusion erweisen. Nicht nur in der Schienenfahrzeugbranche, sondern in der Industrie allgemein gebe es derzeit einen Mangel an Ingenieuren. Auch die Angaben des Vorstandes, wonach der Standort Hennigsdorf durch Neuordnung gestärkt werde, zog Wobst in Zweifel. Eine völlige Ausgliederung der Wagenkastenfertigung sei "noch nicht vom Tisch".

Gleichwohl bekundete der Betriebsrat die Bereitschaft, das Management bei der Sanierung zu unterstützen. Das Programm des Vorstandes sei ein "letzter verzweifelter Versuch", Adtranz aus der Verlustzone zu bringen. "Wenn das nicht gelingt, dann stellt sich die Frage des Überlebens insgesamt." Betriebsrat und Beschäftigten sei bewusst, "dass die Geduld unseres Eigentümers DaimlerChrysler am Ende ist", sagte Wobst.

chi

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