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Wirtschaft: Gespräch mit dem US-Nobelpreisträger über Aktien, Etatüberschüsse und den IWF

Der US-Ökonom Milton Friedman hat vor den Gefahren eines weiterhin rasanten Wachstums an den amerikanischen Börsen gewarnt. In einem Gespräch mit dem Düsseldorfer "Handelsblatt" verwies der Nobelpreisträger auf die Parallelitäten zwischen heute und den 20er Jahren in den Vereinigten Staaten beziehungsweise den 80er Jahren in Japan.

Der US-Ökonom Milton Friedman hat vor den Gefahren eines weiterhin rasanten Wachstums an den amerikanischen Börsen gewarnt. In einem Gespräch mit dem Düsseldorfer "Handelsblatt" verwies der Nobelpreisträger auf die Parallelitäten zwischen heute und den 20er Jahren in den Vereinigten Staaten beziehungsweise den 80er Jahren in Japan. Damals wie heute hätten technische Entwicklungen zunächst zu einer Hausse an den Börsen geführt, die dann aber abrupt zu Ende ging. Auch mittlerweile gebe es deutliche Anzeichen ungerechtfertigter Übertreibung, sagte Friedman. Ein Rückschlag an den Börsen aber bedeutete das Ende des amerikanischen Aufschwungs.

Die aktuelle Politik der US-Notenbank unter Alan Greenspan wollte Friedman nicht kommentieren. Er bezeichnete die gegenwärtige Geldpolitik aber als restriktiv - trotz einer Wachstumsrate der Geldmenge von fünf Prozent bis sechs Prozent. Dies sei auf Dauer zu viel, um das Preisniveau stabil zu halten, schränkte er ein. Bis jetzt habe dies freilich kein großes Problem dargestellt.

Als unrealistisch bezeichnete Friedman die Forderungen des Internationalen Währungsfonds (IWF), angesichts einer überhitzten Wirtschaftsentwicklung in den USA den erwarteten staatlichen Etatüberschuss einzubehalten. "Kein Haushaltsüberschuss wird je gespart werden", sagte er. "Entweder wird er ausgegeben, oder er wird per Steuersenkungen den Bürgern zurückgegeben." Man könne sich auf die Regierungen verlassen, dass sie alles ausgeben werden, was das Steuersystem erbringt - und alles, was sie darüber hinaus bekommen können. Zur Position des Währungsfonds erklärte Friedman: "Ohnehin denke ich, dass der IWF schon riesigen Schaden verursacht hat. Ich wünschte, es gäbe einen Weg, ihn loszuwerden." Er bekräftigte seine Überzeugung, dass es ohne den IWF keine Asienkrise gegeben hätte. Auch Russland wäre ohne den Fonds in einer weitaus besseren Verfassung. "Denn was ist das Problem in fast allen Fällen? Eine Regierung, die zu viel Macht hat und die sich zu sehr in die Wirtschaft einmischt. Wem aber stellt der IWF Geld zur Verfügung? Gibt er es dem kleinen Unternehmer, oder gibt er es der Regierung?", fragte Friedman. Wie die Weltbank stärke der IWF mit seinem Mitteln Regierungen, die die Wirtschaft am Ende schädigten, gab sich der Ökonom überzeugt.

pw

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