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Aus Kostengründen will Mercedes sich von Autohäusern trennen.

© p-a/dpa

Gespräche laufen: Daimler erwägt Verkauf aller Mercedes-Autohäuser im Osten

Statt 16 will Daimler nun womöglich alle 63 Autohäuser in den neuen Bundesländern aufgeben. Betriebsrat und IG Metall befürchten Stellenstreichungen.

Von Maris Hubschmid

Unruhe bei Daimler: Der Stuttgarter Autobauer erwägt, seine Vertriebsgesellschaften in Ostdeutschland komplett zu verkaufen. Das teilte das Unternehmen seinen Betriebsräten in einer Rundmail mit, wie eine Sprecherin am Freitag bestätigte. Demnach gibt es einen „ernstzunehmenden Interessenten“ für die Stützpunkte, zu denen auch eine Filiale in Berlin-Marzahn gezählt wird. Noch sei nichts entschieden, betonte Daimler.

Die IG Metall erklärte, sie werde schlechtere Bedingungen oder den Abbau von Beschäftigten bei einem Verkauf auf keinen Fall hinnehmen. Joachim Fichtner von der Berliner IG Metall forderte „klare Zusagen für alle Standorte und Arbeitsplätze sowie die Festschreibung bisheriger Arbeitsstandards“. „Wenn es zum Verkauf kommt, werden die Standorte in ihrer jetzigen Struktur übernommen“, hieß es bei Mercedes. Betriebsbedingte Kündigungen würden bis 2023 ausgeschlossen. Arbeitnehmervertreter fürchten aber eine Verschlechterung der Perspektiven für die Beschäftigten und niedrigere Sozialstandards.

Die Mehrheit der Autohäuser wird schon von Lizenznehmern betrieben

Bereits 2013 hatte Daimler angekündigt, seine Autohäuser wegen mangelnder Profitabilität auf den Prüfstand zu stellen. Deutschlandweit werden an 1200 Stützpunkten Mercedes-Autos verkauft. Nur 158 dieser Autohäuser werden aber vom Konzern selbst unterhalten, bei der überwiegenden Mehrheit handelt es sich um Lizenzpartner, die auf eigene Rechnung wirtschaften.

Daimler hatte zunächst erklärt, sich von 56 Standorten trennen zu wollen – davon sollten 40 in den alten und 16 in den neuen Bundesländern abgegeben werden. „Der Verkauf aller Ost-Standorte ist eine Option, die sich erst während der Gespräche ergeben hat“, erklärte Daimler nun. Das wären in Summe 63 Autohäuser in Rostock, Schwerin, Magdeburg, Dresden, Leipzig und Berlin mit 1100 Mitarbeitern. In der Filiale in der Rhinstraße sind nach Konzernangaben 160 Mitarbeiter beschäftigt.

Die Arbeit an einem Alternativkonzept war bereits angelaufen

IG-Metall-Sprecher Bodo Grzonka sagte dem Tagesspiegel: „Betriebsräte und IG Metall haben noch letzte Woche mit Sachverständigen an einem Alternativkonzept zur Neuausrichtung der Niederlassungen gearbeitet. Man hat uns in dem Glauben gelassen, dass für die betroffenen Standorte eine Weiterentwicklung unter dem Dach von Mercedes-Benz möglich sei.“ Am Mittwoch kommender Woche will der Gesamtbetriebsrat über das weitere Vorgehen diskutieren. Mit konkreten Entscheidungen sei nicht vor 2015 nicht zu rechnen, sagte die Daimler-Sprecherin.

Die Niederlassung am Salzufer und andere Berliner Autohäuser stehen nicht zur Verhandlung.

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