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Goldene Zeiten. Mit dem Novembergehalt zahlen viele Arbeitgeber ihren Beschäftigten ein Weihnachtsgeld aus. Für Einzelhandelsgeschäfte und Shoppingcenter beginnt damit die umsatzstärkste Zeit des Jahres.

© picture alliance / dpa

Geteilte Bescherung: Wer sich auf Weihnachtsgeld freuen kann

Gut die Hälfte der Beschäftigten bekommt Weihnachtsgeld. Noch immer gibt es große Unterschiede zwischen Ost und West. Und in Berlin zahlen neben etablierten Branchen inzwischen auch Start-ups einen Bonus zum Fest.

Zu Weihnachten ist Deutschland geteilt. Gut die Hälfte der Beschäftigten hierzulande erhält von ihrem Arbeitgeber ein Weihnachtsgeld. Die andere Hälfte geht leer aus, wie die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung am Montag in Düsseldorf mitteilte. Dabei ist der Unterschied zwischen West und Ost auch 25 Jahre nach dem Mauerfall deutlich sichtbar. Zwar hätten die Beschäftigten in den neuen Bundesländern in vielen Bereichen mittlerweile gleichgezogen. So liegt die Sondervergütung für die Beschäftigten in der sächsischen Metallindustrie mit 55 Prozent eines Bruttomonatslohnes genauso hoch wie die ihrer Westkollegen. Ebenso verhält es sich für die rund 42.000 tariflich Beschäftigten in der Berliner Metall- und Elektroindustrie.

Über alle Branchen gesehen erhalten jedoch lediglich 40 Prozent der ostdeutschen Angestellten ein Weihnachtsgeld – im Westen sind es 57 Prozent. Die deutliche Differenz lässt sich unter anderem mit dem wesentlich geringeren Anteil an Tarifbeschäftigten in den neuen Ländern erklären. Während im Westen noch 60 Prozent nach Tarif bezahlt werden, sind es im Osten nur 47 Prozent. Zudem gebe es dort häufig kleinere Betriebe, die weniger oder keine Sondervergütung zahlen könnten.

Die Spanne reicht von 20 bis 110 Prozent

Ob ein Angestellter in den Genuss eines Weihnachtsgeldes kommt, hängt darüber hinaus davon ab, ob er befristet oder unbefristet, Teilzeit oder Vollzeit beschäftigt ist. Nicht zuletzt spielt es eine Rolle, ob es sich um einen Mann (56 Prozent) oder eine Frau handelt (51 Prozent). Auch die Höhe des Weihnachtsgeldes fällt abhängig von der Branche höchst unterschiedlich aus. Die Spanne reicht von 20 Prozent im Kfz-Gewerbe bis zu 110 Prozent des monatlichen Bruttolohns in der Kautschuk- und der Stahlindustrie. Für die Analyse stützt sich das WSI-Tarifarchiv der gewerkschaftsnahen Stiftung auf eine Online-Umfrage unter 10 100 Beschäftigten. Sie wurden zwischen Juli 2013 und Juni 2014 befragt.

Genaue Erkenntnisse für Berlin weisen die Wirtschaftsforscher nicht aus. Nach Einschätzung der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) dürfte sich die Lage in der Hauptstadt aber nicht bemerkenswert vom Gesamtergebnis unterscheiden. „Die Tarifverträge vieler Berliner Branchen sehen zusätzliche Gratifikationen in Form von Weihnachtsgeld vor“, sagte UVB-Sprecherin Stephanie Beer. Die Deutsche Bahn, mit rund 18.000 Beschäftigten größter Berliner Arbeitgeber, zahlt ihren Angestellten ein volles Monatsgehalt zum Fest.

Klinikärzte bekommen nichts, Zalando zahlt erstmals

In der Hotelbranche sieht das gemeinsame Tarifregister für Berlin und Brandenburg eine Sonderzahlung nach einem Jahr im Betrieb vor – dann erhalten Mitarbeiter 435 Euro. „Bei uns werden alle Kollegen nach Tarif bezahlt“, sagte die Sprecherin des Hotels Adlon, Sabrina Held. Die Unternehmenssprecherin des Hotels Waldorf Astoria an der Kaiser-Wilhelm- Gedächtniskirche wollte sich zum Thema Weihnachtsgeld nicht äußern.

Bei den landeseigenen Kliniken und Pflegeeinrichtungen der Vivantes-Kette werden rund zwei Drittel der insgesamt 15.000 Mitarbeiter nach der Tarifordnung des öffentlichen Dienstes bezahlt. Auch sie erhalten die sogenannte „Jahressonderzahlung“, wie Sprecherin Kristina Tschenett sagte. „Sie beträgt zwischen 60 und 90 Prozent des jeweiligen Durchschnittsgehaltes von Juli bis September.“ Etwas anders verhalte es sich mit den Medizinern, deren Tarifverträge von der Ärzte-Gewerkschaft Marburger Bund geschlossen werden. Für sie gibt es keine finanziellen Extras zur Weihnachtszeit, da „diese bereits in das Monatsgehalt eingerechnet“ seien.

Doch nicht nur in den traditionellen Branchen Berlins ist das Weihnachtsgeld ein Thema. Auch in der Start-up-Szene gibt es erste Sonderzahlungen, die sich an Tarifverträgen orientieren – etwa bei Zalando. „Den gewerblichen Logistik-Mitarbeitern zahlen wir nun erstmals einen Weihnachtsbonus“, sagte Sprecher Matthias Ernst.

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