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Da hilft keine Politur. Der niedrige Euro-Kurs kostet BMW ein Vermögen. Foto: dapd

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Wirtschaft: Getroffen vom Markt

BMW macht 28 Prozent weniger Gewinn / Euro-Krise und Entwicklungskosten belasten / Aktie bricht ein.

Berlin - Man müsse bei aller Sorge um die Zukunft „die Kirche auch mal im Dorf lassen“, sagte BMW-Finanzchef Friedrich Eichiner. Und er konnte ja am Mittwoch auch Geschäftszahlen vorlegen, die das abgelaufene Quartal zum zweitbesten der Firmengeschichte machen. Doch für die Anleger blieb die Kirche überhaupt nicht im Dorf: Weil der Konzernüberschuss um 28,1 Prozent einbrach, rutschte der Aktienkurs der Münchner zeitweise fünf Prozent ins Minus. BMW führte die Verliererliste im Dax an.

Bei BMW zeigt sich wie schon zuvor bei Daimler und Volkswagen, dass auch die deutschen Premiumhersteller die Euro-Krise zu spüren bekommen. In Italien oder Spanien sinken die Verkaufszahlen seit längerem, doch das Minus tut dennoch weh. „Da trifft uns die Härte des Marktes“, sagt BMW-Vorstandschef Norbert Reithofer. Bislang gleicht der nach wie vor gute Absatz in China und den USA die Schwierigkeiten in Europa mehr als aus. Die Märkte seien aber derzeit sehr uneinheitlich, sagte Reithofer. Hinzu komme „eine erhöhte Wettbewerbsintensität“, konstatierte der Münchner Hersteller.

Und auch die hohen Entwicklungskosten für neue Antriebskonzepte schlagen zu Buche. So startet BMW im neuen Jahr mit dem elektrisch angetriebenen i3, dessen Karosserie zu einem Großteil aus Karbonfasern besteht: einem teuren und kaum in der Serienfertigung erprobten Werkstoff. So stieg zwar der Umsatz im zweiten Quartal um 7,3 Prozent auf 19,2 Milliarden Euro, und auch der Absatz stieg um 5,4 Prozent auf die neue Bestmarke von 475 011 Fahrzeugen. Aber unterm Strich blieben nur 1,3 Milliarden Euro hängen, eben 28,1 Prozent weniger als im gleichen Vorjahresquartal. Allerdings trug zu dem Rückgang auch ein Sondereffekt bei, weil BMW ein Jahr zuvor einmalig 464 Millionen Euro infolge verringerter Restwert- und Kreditausfallrisiken verbuchen konnte.

Von der Euro-Krise getroffen wird auch die BMW-Motorradsparte, die nahezu ausschließlich in Berlin-Spandau produziert. Der Absatz sank im zweiten Quartal um 4,2 Prozent auf 37 409 Einheiten, der Umsatz sogar mehr als doppelt so stark um 8,9 Prozent auf 410 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern konnte aber mit 47 Millionen Euro gehalten werden. Positiv blickt die Motorradsparte in die zweite Jahreshälfte: Wegen der Markteinführung des Scooter – eines großen Motorrollers – in Europa rechne man „mit einer Belebung des Absatzes“.

Trotz des Gewinneinbruchs bleibt der Konzern bei seinen Zielen für das Gesamtjahr: „Wir streben 2012 unverändert beim Absatz sowie beim Konzernergebnis vor Steuern an, das Vorjahr zu übertreffen“, sagte Reithofer. Voraussetzung sei aber, dass die Lage sich nicht deutlich verschlechtere. Risiken sieht BMW in der Euro-Krise und beim nachlassenden Wachstum in China. „Die Risiken nehmen eher zu als ab“, sagte Reithofer. Zwar gebe es zu einem einheitlichen Währungsraum in Europa keine Alternative. Aber Reithofer mahnte, die Stabilität des Euro nicht zu gefährden. „Die Rettung des Euro darf nicht zulasten der industriellen Wettbewerbsfähigkeit erfolgen.“

Die negativen Effekte aus dem wegen der Krise gesunkenen Euro-Kurs werden sich nach Angaben von Finanzvorstand Eichiner im laufenden Jahr auf einen mittleren bis hohen dreistelligen Millionenbetrag belaufen. Doch der Mann, der die Kirche lieber im Dorf lassen will, verbreitet auch in Sachen Euro-Krise Zuversicht. „Natürlich können wir heute nicht genau sagen, wie wir rauskommen“, sagte Eichiner. Er sei aber „vorsichtig optimistisch“. mit dpa

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