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Gewerkschaft Transnet: Angst um 13.000 Bahn-Jobs

Die Bahn-Gewerkschaft Transnet warnt vor tiefen Einschnitten und Jobabbau durch die Krise – der Konzern befürchtet eine langwierige Flaute.

Berlin - Bei der Deutschen Bahn könnten in den kommenden Jahren bis zu 13 000 Arbeitsplätze wegfallen. Diese Befürchtung äußerte Alexander Kirchner, Vorsitzender der Gewerkschaft Transnet, am Dienstagabend in Berlin. Die Ursache sei die Wirtschaftskrise, in deren Folge die Bahn Sparprogramme aufgelegt hat und sich im Güterverkehr neu aufstellen will. Bislang hatte die Gewerkschaft von lediglich 7000 Stellen gesprochen, die wegen des eingebrochenen Güterzuggeschäfts wegfallen müssten, die Bahn hatte die Zahl 3900 angegeben.

In dem Staatskonzern gebe es derzeit Berechnungen über den zukünftigen Personalbedarf, hieß es bei der Gewerkschaft. „Schlimmstenfalls“ stünden 11 000 bis 13 000 Stellen zur Disposition – dies ergebe sich aus den verschiedenen Sparprogrammen, die das Unternehmen als Reaktion auf den heftigen Konjunktureinbruch aufgelegt habe. Die Planer gehen laut Kirchner zurzeit davon aus, dass 2011 noch immer elf Prozent weniger Güter auf der Schiene transportiert würden als 2008. Der Aufsichtsrat will Anfang Dezember die Planung für die kommenden fünf Jahre beschließen.

Ein Bahn-Sprecher wollte die Zahlen der Gewerkschaft am Mittwoch nicht bestätigen. „Kein Bahner wird arbeitslos“, sagte er weiter und verwies auf den konzerninternen Arbeitsmarkt. Entlassungen sind bei der Bahn aufgrund einer Vereinbarung mit den Gewerkschaften bis Ende 2010 ausgeschlossen, daher werden Beschäftigte, für die es keine Arbeit mehr gibt, innerhalb des Unternehmens in andere Tätigkeiten vermittelt. Ohnehin, sagte ein Manager, liege die Fluktuation im Inland bei 3600 Stellen pro Jahr, daher würde sich ein Stellenabbau relativieren. Seit Beginn des Jahres hat die Bahn weltweit ihre Mitarbeiterzahl bereits um mehr als 4000 reduziert – auf gut 235 000.

Güterverkehrschef Karl-Friedrich Rausch hatte kürzlich von einem „zusätzlichen Arbeitsplatzrisiko“ gesprochen, ohne dies näher zu beziffern. Die Krise hat die Bahn bislang vor allem im Güterbereich getroffen, weil die wichtigen Kunden aus der Industrie heftige Einbrüche zu verzeichnen hatten und die Nachfrage nach Schienentransporten entsprechend um ein Viertel sank. Zudem schickte die Bahn 11 500 Leute in Kurzarbeit. Auch die Instandhaltung von Lokomotiven und Waggons ist von der Flaute betroffen – wenn weniger Züge fahren, müssen auch weniger repariert werden.

Der Personenverkehr gilt bislang als noch stabil. Doch auch hier gibt es Fragezeichen. So fürchten die Arbeitnehmer, dass die Bahn im Regionalverkehr weitere Aufträge an Konkurrenten verlieren wird. Und im Fernverkehr könnte die Arbeitsmarktkrise für eine geringere Nachfrage sorgen – ebenfalls mit Folgen für den Personalbedarf. Deshalb wächst die Sorge, dass die Bahn im Konzern gar nicht genügend alternative Arbeitsplätze anbieten könnte, sollten tatsächlich 13 000 Stellen wegfallen. „Darüber werden wir mit dem Vorstand sprechen müssen“, hieß es. Man müsse unbedingt erreichen, dass der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen über 2010 hinaus gelte.

Unabhängig von der Konjunktur reduziert die Bahn seit Jahren ihren Personalbestand. Er wuchs stets nur, wenn der Staatskonzern andere Firmen übernahm – etwa mehrere Logistiker in der ganzen Welt. In Deutschland arbeiten derzeit 180 000 Menschen für die Bahn.

Gleichwohl sehen führende Bahn-Manager leichte Erholungstendenzen. Man müsse aber noch von einer zwei bis drei Jahre anhaltenden Durststrecke ausgehen, hieß es in Kreisen des Aufsichtsrats. Probleme bereite die Konkurrenz des Lkw. „Die fahren um jeden Preis“, hieß es. Dies sei eine harte Konkurrenz für den Verkehr auf der Schiene. Dennoch wolle man nach bisherigem Stand in diesem Jahr im Gesamtkonzern schwarze Zahlen schreiben. „Wir kommen wohl mit einem blauen Auge davon“, sagte ein Manager.

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