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Wirtschaft: Gewerkschaften bringen Ausbildungsumlage wieder ins Gespräch

Der DGB fordert eine gesetzliche Regelung – beim Ausbildungspakt will er aber nicht mitmachen

Berlin - Zur Bekämpfung der Lehrstellenmisere haben die Gewerkschaften die Bundesregierung aufgefordert, mehr Druck auf die Arbeitgeber auszuüben. „Wir brauchen eine gesetzliche Ausbildungsumlage“, forderte DGB-Vorstandsmitglied Ingrid Sehrbrock. Wenn sich die Tarifpartner eines Wirtschaftszweigs freiwillig auf eine Branchenumlage zur Finanzierung von Ausbildungsplätzen verständigten, müsse das Gesetz nicht zur Anwendung kommen. „Arbeitgeber und Gewerkschaften haben es dann in der Hand, die Anwendung des Gesetzes zu verhindern“, sagte sie dem Tagesspiegel. Auch die IG Metall fordert die große Koalition auf, mit einer solchen Lehrstellenabgabe „wieder mehr Gerechtigkeit zwischen ausbildenden und nicht ausbildenden Betrieben herzustellen“, wie es in einem Positionspapier heißt.

Die Gewerkschaften lehnen das Angebot der Bundesregierung ab, künftig beim Ausbildungspakt mitzumachen. In den vergangenen Jahren hätten sie schon bei „zu vielen erfolglosen Veranstaltungen mit Appell-Charakter“ mitgemacht, sagte DGB-Vertreterin Sehrbrock. Die Gewerkschaften seien aber bereit, einzelne Themen zur Verbesserung der beruflichen Ausbildung zu beraten. „Gesprächen verschließen wir uns nicht.“ Der Ausbildungsexperte der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, René Rudolf, sagte, seine Organisation sei bereit, sich einzubringen – „aber nur, wenn es verbindliche Vereinbarungen gibt“. Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) hatte kürzlich einen Ausbildungsgipfel für Winter 2006 angeregt.

Bundesregierung und Wirtschaftsverbände wollen an diesem Montag eine Bilanz des Ausbildungsjahres 2005 ziehen. Sehrbrock zufolge hat der Ausbildungspakt die Lage auf dem Ausbildungsmarkt nicht verbessert. „Die Zahl der betrieblichen Lehrstellen schrumpft, und viel zu wenig Betriebe bilden aus“, kritisierte sie. 2005 gab es 22 000 weniger betriebliche Lehrstellen als im Vorjahr. Nach Angaben des DGB bilden nur 23 Prozent der deutschen Betriebe aus. Von 1,2 Millionen Unternehmen mit Ausbildungsgenehmigung beschäftigt nur die Hälfte Azubis. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) hatte sich am Freitag dennoch für eine Verlängerung des Paktes mit der Wirtschaft ausgesprochen.

Sehrbrock appellierte an die Wirtschaft, auch jungen Leuten eine Chance zu geben, die zum Beginn der Ausbildung noch nicht ausbildungsreif sind. „Viele junge Menschen machen während der Ausbildung einen riesigen Sprung“, sagte sie. Diesen Azubis müsse man begleitende Hilfen anbieten – etwa Mathematik- oder Deutschunterricht sowie sozialpädagogische Unterstützung. Die Wirtschaftsverbände wollen nach Informationen des Tagesspiegels am Montag einen Kriterienkatalog für die Ausbildungsreife von Jugendlichen vorlegen. Jugendliche sollen bewertet werden, ob sie ausbildungsreif, berufsreif oder vermittlungsreif sind.

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