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Wirtschaft: Gewerkschaften machen bei den Tarifgesprächen Druck

BERLIN (Ha).Als Streikhansel mochten die Lokführer nicht gelten.

BERLIN (Ha).Als Streikhansel mochten die Lokführer nicht gelten.Am Montag jedoch ist den Eisenbahnern der Kragen geplatzt, sieben Jahre nach dem letzten Streik.90 Minuten lang verließen tausende Lokführer am Morgen ihre Führerstände und postierten sich mit Streik-Westen aus Plastik auf den Bahnsteigen.Aber auch andere Bahnbeschäftigte schlossen sich dem Warnstreik an, zu dem die Gewerkschaft der Lokführer (GDL), die Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED) und die Verkehrsgewerkschaft GDBA aufgerufen hatten.

Der Ausstand leitete die dritte Verhandlungsrunde im Tarifstreit der Bahn in Frankfurt (Main) ein.Von 6 Uhr bis 7.30 Uhr standen alle Fern- und Regionalzüge in den neuen Bundesländern und Berlin still.In Ballungsräumen wie München, Frankfurt (Main) und Stuttgart waren die S-Bahnen lahmgelegt.Auch der Güter- und der Fernverkehr waren beeinträchtigt.Alle Warnstreiks wurden aber kurz vor Beginn der Tarifverhandlungen am Vormittag beendet.Ein Bahn-Sprecher wertete dies als gutes Zeichen.

Am massivsten, weil flächendeckend war der Streik im Osten der Republik und in Berlin.Im Westen sind noch etwa 80 Prozent der Lokführer Beamte.Zu dem Ausstand hatte die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) aufgerufen."Wir haben in den vergangenen Jahren nur Kröten geschluckt", sagte GDL-Bezirkschef Hans-Joachim Kernchen gestern.Seit 1995 habe die Deutsche Bahn AG 100 000 Arbeitsplätze gestrichen, die Produktivität des Konzerns sei jedoch in dieser Zeit um 62 Prozent gestiegen.Deshalb sei das Angebot einer Lohnerhöhung von 1,3 Prozent, das der Arbeitgeber vergangene Woche vorlegte, eine "Verhöhnung".Die Gewerkschaften hatten Einkommensverbesserungen von bis zu sechs Prozent gefordert.

Kernchen machte die Überlastung der Beschäftigten auch mitverantwortlich für die Serie von Pannen bei der Bahn."Der Druck kann zu Defiziten im Sicherheitsbereich führen", sagte er, betroffen seien auch Wartung und Instandhaltung.

Die Arbeitgeber kündigten zu Beginn der Gespräche ein neues Angebot für die rund 155 000 Beschäftigten an.Details wurden nicht genannt, die Gewerkschaften sprachen aber nur von "unwesentlichen" Verbesserungen."Die Verhandlungen bewegen sich in die richtige Richtung, aber sie sind zäh", sagte der Sprecher der GdED, Hubert Kummer.Beide Parteien rechneten mit langwierigen Verhandlungen.

Die Gewerkschaften erklärten sich unterdessen zu Zugeständnissen bereit.Es müsse aber eine Drei vor dem Komma stehen, sagte der Verhandlungsführer der GdED, Lothar Krauß.Auch Berlins GDL-Chef Kernchen hält drei Prozent für einen guten Kompromiß."Seit 1995 hatten wir nur Abschlüsse unter zwei Prozent", betonte Kernchen, in diesem Jahr werde das nicht noch einmal akzeptiert.

Die Verhandlungen wurden zunächst zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED) aufgenommen.Später gab es Gespräche mit der GDBA und der GDL.Die dritte Runde war mit einem "open end" angesetzt worden.Sollte es zu keiner Einigung kommen, ist für den 12.Mai eine vierte und letzte Verhandlungsrunde angesetzt.Die Tarifparteien richteten sich auf eine lange Nacht ein.

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