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Wirtschaft: Gewerkschaften stellen Banken ein Ultimatum

BERLIN (hej).Eine Einigung im Arbeitskampf des Bankgewerbes ist nach Meinung der Arbeitgeber schon in den nächsten Tagen möglich.

BERLIN (hej).Eine Einigung im Arbeitskampf des Bankgewerbes ist nach Meinung der Arbeitgeber schon in den nächsten Tagen möglich."Wir sind jederzeit verhandlungsbereit", sagte der Sprecher der Bankarbeitgeber, Jürgen Stein, dem Tagesspiegel.Unterdessen gingen am Freitag erneut rund 8000 Bankbeschäftigte auf die Straße.Allein in Berlin demonstrierten nach Angaben der Gewerkschaft Handel, Banken, Versicherungen (HBV) rund 6000 Arbeitnehmer.

Während die Arbeitgeber am Freitag versöhnliche Töne anschlugen, fuhren die Gewerkschaften eine harte Verhandlungslinie.HBV und die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) stellten den Bank-Arbeitgeberverbänden schriftlich ein Ultimatum: Wenn bis Ende dieses Monats kein Tarifabschluß erreicht werde, würden sie Anfang Mai Tausende Beschäftigte zu einem bundesweiten Großstreik und einer zentralen Kundgebung in Frankfurt aufrufen.

Schwerpunkt der Streiks war am Freitag Berlin.Hier gingen am zweiten Tag in Folge Bankbeschäftigte auf die Straße."Die Zustimmung der Mitarbeiter für den Streik wächst", sagte der Landesvorsitzende der HBV, Manfred Birkhahn.Betroffen war erneut vor allem die Bankgesellschaft: Von den 173 Filialen der Sparkasse waren nur 72 geöffnet, bei der Berliner Bank waren von 100 Zweigstellen 16 geschlossen.

Die Tarifverhandlungen für die Bank-Beschäftigten waren am 29.März in der vierten Runde gescheitert.Umstritten zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften ist vor allem die Arbeit an Sonnabenden.Die Gewerkschaften werfen den Banken vor, sie wollten den Sonnabend zu einem regulären Arbeitstag ausbauen - ohne Zuschläge und Freizeitausgleich.Das sei nicht akzeptabel."Die Arbeitnehmer sind nicht für den freien Sonnabend auf die Straße gegangen, um ihn jetzt peu a¡ peu wieder abzuschaffen", sagt DAG-Sprecher Matthias Flickschu.Die Gewerkschaften fühlen sich durch die Resonanz auf ihre Streikaufrufe bestätigt.Von den 470 000 Beschäftigten bundesweit hätten sich bereits 70 000 an den Streiks beteiligt.Für eine Branche, "in der man sonst nicht gerade mit der Fahne auf die Straße geht", sei das ein "unglaublicher Vorgang".

Während die Gewerkschaften mit ihrem Ultimatum die Stimmung weiter anheizten, zeigten sich Arbeitgeber kompromißbereit."Wir hängen das Thema Sonnabendarbeit nicht so hoch", betonte Annette Kaiser, Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken."Wenn die Gewerkschaften weiterverhandeln wollen, setzen wir uns gern wieder an den Tisch".

Verhandlungsbereit zeigen sich auch die privaten Banken, denen die Neuregelung der Arbeit an Sonnabenden aber sehr am Herzen liegt."Die Gewerkschaften machen aus dieser Frage ein Grundsatzproblem", kritisiert Jürgen Stein, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes des privaten Bankgewerbes.Zu Unrecht, so Stein: Man wolle weder an der 5-Tage-Woche im Bankgewerbe rütteln noch solle sich an den Zuschlägen etwas ändern.Auch künftig würden die Arbeitgeber einen Aufschlag von 50 Prozent zahlen, wenn durch die Arbeit am Sonnabend die tarifliche Wochenarbeitszeit von 39 Stunden überschritten wird.

Wie die Gewerkschaften möchten auch die Banken die Zusatzarbeit möglichst über freie Tage ausgleichen.Uneins ist man sich jedoch, wie die Verrechnung aussehen soll.Während die Gewerkschaften für einen 6-stündigen-Arbeitstag am Sonnabend eine Kompensation von acht oder neun Stunden verlangen, wollen die Arbeitgeber die Stunden eins zu eins abgelten.Dennoch will Stein eine schnelle Einigung nicht ausschließen.Immerhin habe man schon bei den letzten Gesprächen Ende März kurz vor einem Abschluß gestanden.Anders als etwa in der Metallindustrie sind im Bankbereich die Tarifparteien gezwungen, aus eigener Kraft einen Kompromiß zu finden: Ein formelles Schlichtungsverfahren gibt es im Geldgewerbe nicht.

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