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Gewerkschaftskampf: Über 300 Flüge gestrichen - Bsirske droht mit weiteren Streiks

100 Flüge in Frankfurt, 77 in Hamburg, 50 in Hannover: 18.500 Passagiere bleiben am Boden, viele Reisende heute auf der Strecke. Lufthansa hat 300 Flüge gestrichen. Die Gewerkschaften machen ihre Drohungen wahr und streiken auf der ganzen Linie. Verdi-Chef Bsirske klatscht derweil in die Hände und droht mit Eskalation.

Der Arbeitskampf der Gewerkschaften tobt weiter. Auf einer Kundgebung heizte der Gewerkschaftsführer Frank Bsirske die Stimmung noch weiter an: "Wir sind streikbereit", rief er den Arbeitnehmern zu und schimpfte noch einmal über das Angebot der Arbeitgeber: Es sei "provokativ, frech und schamlos".

Die Warnstreiks im öffentlichen Dienst haben am Mittwoch zu erheblichen Beeinträchtigungen im innerdeutschen Flugverkehr geführt. Allein am größten deutschen Flughafen Frankfurt am Main fielen am Morgen rund 100 Inlandsflüge aus. Ebenfalls von Ausständen betroffen waren nach Angaben der Gewerkschaft Verdi die Flughäfen München, Nürnberg, Düsseldorf, Dortmund, Stuttgart, Köln-Bonn, Münster-Osnabrück, Hannover, Hamburg und Saarbrücken. Außerdem legten bundesweit erneut zehntausende Mitarbeiter von Behörden, Kitas,  Stadtreinigungen, Kliniken sowie Nahverkehrsbetrieben die Arbeit nieder. In Berlin begannen unbefristete Streiks bei Bussen und Bahnen.

Die Streikaktionen im Flugverkehr sollten laut Verdi am Mittag überall beendet sein. Aufgrund der liegen gebliebenen Arbeit wurde jedoch den ganzen Tag über vielerorts mit Behinderungen gerechnet. Am Frankfurter Flughafen hatten rund 2000 Mitarbeiter der Frühschichten die Arbeit niedergelegt. Unter anderem standen die Bänder der Gepäckabfertigung still. Auch die Flughafenfeuerwehr trat zeitweilig in den Ausstand. "Der Flugbetrieb war aber nicht bei Null, vor allem Langstreckenflüge wurden bedient", sagte der Unternehmenssprecher.   Die Lufthansa strich 300 der 1200 innerdeutschen Tagesflüge. "Die meisten der betroffenen 18.500 Passagiere konnten auf spätere Flüge umgebucht werden, der Interkontinentalverkehr war nicht betroffen", sagte ein Lufthansa-Sprecher in Berlin. Bei Air Berlin fielen nach Unternehmensangaben rund 30 Flüge aus. Von den Ausständen ausgenommen waren laut Verdi die Berliner Flughäfen, Leipzig-Halle oder Erfurt.

In München gingen dagegen etwa 180 Mitarbeiter pünktlich um fünf Uhr in den Ausstand. Am Nürnberger Flughafen legten der Gewerkschaft zufolge etwa 100 Beschäftigte die Arbeit vorübergehend nieder, unter anderen Haustechniker und Busfahrer. Auf dem Flughafen Düsseldorf standen seit vier Uhr die Bänder der Gepäckförderanlagen still, 60 Flüge wurden laut Unternehmen annulliert.

67.000 Beschäftigte zu Warnstreiks aufgerufen

Die Arbeit ruhte auch erneut im öffentlichen Nahverkehr, in Kliniken, Kitas, Stadtreinigungsbetrieben oder Behörden. Allein in Nordrhein-Westfalen waren insgesamt 67.000 Beschäftigte von Bund und Kommunen zu Warnstreiks aufgerufen.

Mit den Warnstreiks wollen Verdi und andere Gewerkschaften ihren Forderungen Nachdruck verleihen. Sie verlangen für die 1,3 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen eine Lohnanhebung um acht Prozent, wenigstens aber 200 Euro mehr im Monat. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll ein Jahr betragen. Die Arbeitgeber bieten eine Lohnanhebung um fünf Prozent für zwei Jahre. Gleichzeitig soll die Arbeitszeit im Westen von 38,5 Wochenstunden auf 40 Stunden steigen. Am Donnerstag startet in Potsdam die fünfte und vorerst letzte Verhandlungsrunde. Bisher gab es keine Annäherung zwischen den Tarifpartnern.

Unbefristete Streiks im Berliner Nahverkehr
 
In der Hauptstadt gingen unterdessen die Mitarbeiter der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) in einen unbefristeten Streik. Busse, U-Bahnen und Straßenbahnen blieben in den Depots. "Der Betrieb ruht fast komplett", sagte ein Verdi-Sprecher in Berlin. Nur ein kleiner Anteil der Busse würde noch fahren. Die Berliner können aber noch auf die S-Bahn und Regionalzüge der Deutschen Bahn umsteigen. Die Streiks sollen zunächst bis zum 14. März andauern, falls die Arbeitgeber kein neues Angebot vorlegen. Die Polizei bewertete die Situation auf den Straßen allerdings nicht als Verkehrschaos.

Die Gewerkschaft verlangt für die 12.500 BVG-Beschäftigten zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 250 Euro mehr im Monat bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten. Die Arbeitgeber bieten eine gestaffelte Lohnerhöhung bis 2010 um sechs Prozent an, allerdings nur für die ab 2005 neu eingestellten Mitarbeiter.

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