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Gewinn stagniert: RWE streicht mehr als 10 000 Stellen

Anders als Eon tut sich RWE noch schwer mit der Energiewende. Der neue Vorstandschef Peter Terium kündigt ein weiteres Sparprogramm an.

Der Nachfolger von Jürgen Großmann kündigte am Dienstag einen weiteren Stellenabbau, die „Verlagerung oder Auslagerung bestimmter Funktionen“ sowie die Zusammenlegung der Kraftwerke in einer neuen Gesellschaft an. Der Essener Konzern, zweitgrößter Stromerzeuger hierzulande, will zusätzlich zu dem bereits avisierten Abbau von 8000 Arbeitsplätzen 2400 Stellen streichen.

Den Mitarbeitern sollen Angebote wie Abfindungen oder Altersteilzeit angeboten werden. Betriebsbedingte Kündigungen sind bei RWE bis Ende 2012 ausgeschlossen. Entsprechende Vereinbarungen zur Beschäftigungssicherung möchte Verdi bis 2023 verlängern. Verhandlungen darüber stehen ebenso an wie mit den RWE-Betriebsräten über den Abbau der zusätzlichen 2400 Arbeitsplätze. Mit den neuen Sparmaßnahmen will Terium von 2014 an den Gewinn um eine Milliarde Euro pro Jahr erhöhen. Im ersten Halbjahr 2012 kam der Konzern auf einen um Sondereffekte bereinigten Nettogewinn von 1,7 Milliarden Euro; das war Vorjahresniveau. Für das Gesamtjahr erwartet Terium einen Überschuss von 2,5 Milliarden Euro, was ebenfalls dem Wert von 2011 entspricht. Die Börse reagierte enttäuscht, die RWE- Aktie notierte schwächer.

Marktführer Eon hatte am Montag sowohl für das Halbjahr als auch bei der Prognose für das Gesamtjahr deutlich bessere Zahlen vorgelegt. Das hängt entscheidend damit zusammen, dass die Düsseldorfer sich bereits mit dem Lieferanten Gazprom über neue, günstigere Gaspreise geeinigt haben. RWE ist noch nicht so weit. Bislang hat sich das RWE-Management nur mit der norwegischen Statoil auf neue Lieferkonditionen geeinigt. Auf die Frage, warum RWE noch zu keiner Einigung mit dem Hauptlieferanten Gazprom gekommen sei, sagte Strategievorstand Leonhard Birnbaum am Donnerstag, man versuche, „strukturelle Lösungen herbeizuführen, die die Verhältnisse am Markt widerspiegeln. Das ziehen wir schlechten schnellen Lösungen vor“. Vorstandschef Terium ergänzte, man wolle alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um im kommenden Jahr mit Gazprom zu einer Verständigung zu kommen. Bei Eon hatte sich der Kompromiss mit Gazprom im ersten Halbjahr mit einer Milliarde Euro im Ergebnis niedergeschlagen.

„Die gegenwärtigen Rahmenbedingungen sind alles andere als einfach“, versuchte Terium die nicht sonderlich überzeugenden Halbjahreszahlen zu erklären. Konkret nannte er „zunehmende Staatseingriffe, rückläufige Kraftwerksmargen und immer stärkeren Wettbewerb im Strom- und Gasvertrieb“. Zu den Gegenmaßnahmen gehören die Kürzung der Investitionen um mindestens eine Milliarde pro Jahr sowie weitere Beteiligungsverkäufe. Vor wenigen Wochen hatte RWE seine 24,95 Prozent an den Berliner Wasserbetrieben für 618 Millionen Euro an das Land Berlin verkauft. RWE hat derzeit Schulden von 34 Milliarden Euro und muss dennoch Milliarden in Erneuerbare stecken, um bei der Energiewende nicht abgehängt zu werden. Eon ist in einer ähnlichen Lage, hier lag die Verschuldung zuletzt sogar bei gut 41 Milliarden Euro.

Den „grundlegenden Veränderungen“ auf dem Stromerzeugungsmarkt begegnet Terium mit der Gründung einer „paneuropäischen Erzeugungsgesellschaft“, um „schneller auf die rasanten Veränderungen im Strommarkt reagieren“ zu können. Alle konventionellen Kraftwerke in der Bundesrepublik, den Niederlanden und Großbritannien werden in die neue Gesellschaft eingebracht.

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