zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Gewinneinbruch bei Goldman Sachs

Der Wall-Street-Primus verbucht durch eine Rekordstrafe das schlechteste Quartal seit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers

New York - Turbulenzen an den Kapitalmärkten, die britische Bonussteuer und eine Rekordgeldbuße haben der US-Investmentbank Goldman Sachs einen drastischen Gewinneinbruch beschert. So schmolz der Gewinn im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 83 Prozent auf 453 Millionen Dollar zusammen. „Das zeigt uns, dass Goldman wie jeder andere von der Lage betroffen ist“, sagte Chris Whalen, Geschäftsführer bei Institutional Risk Analytics. Für den Wall-Street-Primus ist es das schlechteste Quartal seit dem Zusammenbruch des Konkurrenten Lehman Brothers im Herbst 2008. Die Aktie von Goldman verlor zwei Prozent. Auch deutsche Finanztitel drehten vorübergehend ins Minus.

Vor allem die Verunsicherung der Märkte im Zuge der Griechenland-Krise traf Goldman mit voller Wucht. „Das Marktumfeld wurde im zweiten Quartal immer schwieriger, und in der Folge hielten sich die Kunden zurück“, erklärte Bank-Chef Lloyd Blankfein am Dienstag in New York. So brachen die Einnahmen im Handelsgeschäft, das den Löwenanteil der Gewinne generiert, um 39 Prozent ein. Insbesondere das Geschäft mit Aktien litt unter den wilden Schwankungen der Märkte. Finanzvorstand David Viniar räumte bei Vorstellung der Zahlen ein, der Derivatehandel der Bank sei im zweiten Quartal auf dem falschen Fuß erwischt worden. Man habe auf fallende und nicht steigende Kursschwankungen gesetzt, und das habe Geld gekostet. Viniar deutete an, dass sich die Märkte auch zu Beginn des dritten Quartals nicht zugunsten der Bank gedreht hätten. Am Markt bewege sich immer noch wenig.

Zwei Sonderfaktoren drückten den Gewinn von Goldman zusätzlich. So zahlte das Institut 600 Millionen Dollar für die britische Bonussteuer und 550 Millionen Dollar für einen Vergleich mit der US-Börsenaufsicht SEC. Goldman wurde vorgeworfen, Anlegern Hypothekenpapiere verkauft und gleichzeitig dagegen gewettet zu haben. Mit der Millionenstrafe entgeht die Bank einer Klage wegen Betrugs.

Mit dem schwachen Geschäft im Investmentbanking bestätigt Goldman den Trend, den die US-Banken Citigroup und Bank of America am vergangenen Freitag vorgegeben haben. Auch sie verzeichneten teils empfindliche Gewinnrückgänge. JP Morgan hatte in der vergangenen Woche vor allem dank niedrigerer Kreditausfälle bei Privatkunden mit einem satten Nettogewinn überrascht. An diesem Mittwoch legen mit Morgan Stanley und Wells Fargo zwei weitere große US-Banken Quartalszahlen vor.

Bedeckt hielten sich die Goldman-Manager am Dienstag zu der Frage, wie sich die neue Finanzmarktregulierung von US-Präsident Barack Obama auf die Wall Street auswirkt. Obama will das Gesetz am heutigen Mittwoch mit einem Festakt in Washington in Kraft setzen. Rolf Benders (HB)

Zur Startseite