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Wirtschaft: Giganten unter sich

Rohstoffkonzerne planen milliardenschwere Fusion.

London/Zug - Auf dem Markt für Kohle, Erz und Metalle entsteht ein neuer milliardenschwerer Großkonzern: Der weltgrößte Rohstoffhändler Glencore und das Bergbauunternehmen Xstrata haben einen Zusammenschluss unter Gleichen vereinbart und schaffen eine neue Gesellschaft mit einem Jahresumsatz von fast 210 Milliarden Dollar. Das neue Unternehmen soll die gesamte Wertschöpfungskette der Branche von der Förderung über den Transport bis zum Verkauf von Rohstoffen abdecken.

Die beiden Unternehmen mit Sitz im Schweizer Steuerparadies Zug kommen auf einen Marktwert von rund 90 Milliarden US-Dollar (68,7 Milliarden Euro) und einen gemeinsamen operativen Gewinn (Ebitda) von gut 16,2 Milliarden Dollar. Der Zusammenschluss, der für das dritte Quartal geplant ist, soll den Umsatz mittelfristig um mindestens 500 Millionen Dollar verbessern, wie beide Seiten am Dienstag mitteilten.

Fraglich ist jedoch, ob die Xstrata-Aktionäre der Fusion zustimmen werden. Branchenexperten sehen die Vorteile eines Zusammenschlusses vor allem für Glencore. Als Rohstoffhändler sind die Margen des Konzerns viel kleiner als die des Förderunternehmen.

Die Xstrata-Aktionäre sollen für einen Anteilsschein 2,8 Aktien von Glencore bekommen und künftig 45 Prozent am fusionierten Unternehmen halten. Insgesamt wird Xstrata damit mit knapp 62 Milliarden Dollar bewertet. Das entspricht einem Zuschlag von gut 15 Prozent auf den Schlusskurs am vergangenen Mittwoch, bevor Xstrata die Verhandlungen öffentlich machte.

Einigen einflussreichen Aktionären ist der gebotene Preis jedoch nicht hoch genug. Die britischen Vermögensverwalter Standard Life Investments und Schroders, die zu den zehn größten Xstrata-Investoren zählen, lehnten das Angebot am Dienstag ab.

„Wir werden gegen die Fusion stimmen, wenn die Bedingungen für die Xstrata-Anteilseigner nicht erheblich nachgebessert werden“, kündigte David Cumming, Chef der Aktienabteilung von Standard Life, an. Das Unternehmen ist der viertgrößte Anteilseigner des Bergbaukonzerns. Richard Buxton vom Finanzhaus Schroders sagte Journalisten, der vorgeschlagene Deal sei „nicht überzeugend oder attraktiv“ für die Anteilseigner von Xstrata.

Allein können die beiden Investmentfirmen, die laut britischen Medienberichten zusammen weniger als vier Prozent an Xstrata halten, den Deal aber nicht verhindern. Sollte es ihnen jedoch gelingen, weitere Aktionäre auf ihren Gegenkurs einzuschwören, könnten sie die Fusionspläne zu Fall bringen.

Abgesehen von kritischen Aktionären werden auch die Wettbewerbsbehörden den geplanten Mega-Deal genau prüfen. Denn der riesige Konzern würde einen wesentlichen Teil des Weltmarktes für Kohle, Zink und weitere wichtige Rohstoffe kontrollieren. In der Branche war erst im Jahr 2010 die Zusammenlegung der Eisenerzsparten der beiden Konzerne Rio Tinto und BHP Billiton am Widerstand der Kartellbehörden gescheitert.

Verbunden sind Glencore und Xstrata ohnehin schon seit längerem. Glencore-Gründer Marc Rich hatte sich Anfang der neunziger Jahre bei Südelektra eingekauft, das 1999 schließlich zu Xstrata wurde. 2002 kaufte das Unternehmen die australischen und südafrikanischen Kohleaktivitäten von Glencore für 2,5 Milliarden Dollar. Das war einer der wichtigsten Bausteine für den ebenfalls in diesem Jahr über die Bühne gebrachten Börsengang von Xstrata. dpa

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