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Zürich ist das Bankenzentrum der Schweiz.

© picture alliance / dpa

"Global Wealth Report": Reich, reicher, Schweiz

87 Billionen Euro hat die Welt auf der hohen Kante. Auch in Deutschland wächst der Geldberg - dabei hat die Finanzkrise Anleger Milliarden gekostet.

Es könnte noch besser gehen. Etwa 280 Euro haben sich die Deutschen seit 2010 entgehen lassen – pro Kopf: In Summe 23 Milliarden Euro hätten sich Anleger hierzulande entgehen lassen, weil die Zinsen niedrig und die Zurückhaltung bei Aktien groß sei. „Geld wird nicht investiert, sondern geparkt“, moniert Allianz-Vorstandschef Michael Diekmann im Vorwort des „Global Wealth Report“, den der Finanzkonzern am Dienstag in Frankfurt am Main vorstellte.

Dem Reichtumsbericht zufolge sind die Deutschen beim Anhäufen großer Geldvermögen ohnehin nur internationales Mittelmaß. So reicht es mit einem Pro-Kopf- Geldvermögen von 44.280 Euro (plus 2326 Euro gegenüber 2012) zu Platz 16 – hinter Belgien (78.300 Euro), den Niederlanden (71.430), Italien (48.800) und Frankreich (46.020). Hinter den USA sowieso, wo das Netto-Geldvermögen 2013 bei umgerechnet knapp 120.000 Euro lag. Über allen sitzen jedoch die Schweizer mit im Schnitt 146.500 Euro pro Kopf auf dem dicksten Batzen Geld.

Die reichen Golf-Staaten fehlen, die armen afrikanischen auch

Insgesamt geht der Trend zu stark wachsenden Vermögen. Vor allem wegen der gut laufenden Aktienmärkte in den USA, Japan und Europa wuchsen die Vermögen der privaten Haushalte in Form von Bargeld, Bankeinlagen, Aktien oder Ansprüchen gegenüber Versicherungen so deutlich wie seit zehn Jahren nicht. Das Brutto-Plus beläuft sich dem Bericht zufolge auf fast zehn Prozent, mit 118 Billionen Euro ist die Summe so groß wie nie. Nach Abzug der Schulden ist das Netto-Plus mit fast 12,5 Prozent auf 86,6 Billionen Euro noch stärker.

Im Schnitt lag das globale Geldvermögen pro Kopf bei 17.700 Euro. Global ist allerdings relativ: Der Finanzkonzern weist nur Daten aus 50 Ländern aus. Die reichen Golfstaaten und Saudi-Arabien werden ebenso wenig erfasst wie Afrika, mit Ausnahme von Südafrika.

In vielen Staaten wächst die Kluft zwischen Arm und Reich

Dem Bericht zufolge ist es nicht so, dass nur die Reichen immer reicher werden. Allianz-Chef-Volkswirt Michael Heise betonte, dass sich die Vermögensverteilung in etlichen Ländern verbessert habe. „Es gibt mehr Länder, in denen sich die Vermögensverteilung in der letzten Dekade kaum verändert oder sogar verbessert hat, vor allem unter den Schwellenländern und hier insbesondere in Lateinamerika.“

Allerdings sei der Trend in Russland und in Indien etwa umgekehrt. Dort sei der Vermögensanteil der reichsten zehn Prozent noch weiter gestiegen. „Aber nirgendwo ist die Entwicklung markanter als in den USA.“

Niedrigzinsen entlasten Krisenländer

Auch in Frankreich, der Schweiz, Irland und Italien ist die Kluft zwischen Reich und Arm dem Bericht zufolge gewachsen. Generell aber werde die Mittelschicht immer größer. „Nahezu einer halben Milliarde Menschen“ sei es seit der Jahrtausendwende gelungen, in die Mittelklasse mit Vermögen zwischen 5300 und 31.800 Euro aufzusteigen, sagte Heise. „Von zunehmender Ungleichheit kann aus dieser globalen Sicht keine Rede sein.“ Doch immer noch leben 3,55 Milliarden Menschen in den 50 untersuchten Ländern mit einem Geldvermögen unter 5300 Euro in bescheidenen oder ärmlichen Verhältnissen.

Während die Deutschen durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank Geld verloren, liegen Haushalte in Finnland, Spanien, Irland, Griechenland und Portugal mit rund 1000 Euro pro Kopf oder mehr im Plus. Insgesamt addieren sich die Gewinne dort auf 97 Milliarden Euro. Diese Entlastung sei zwar gewollt, sagte Allianz-Ökonom Arne Holzhausen. Man solle jedoch nicht die Augen davor verschließen, dass dies erhebliche Auswirkungen auf deutsche Anleger und ihre Altersvorsorge habe. mit dpa

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