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Globale Wirtschaft: Manager warnen vor Ausverkauf

Führende deutsche Manager warnen vor einem Ausverkauf der deutschen Industrie, wenn die heimischen Konzerne nicht mehr Rückhalt im eigenen Land erhielten. Deutschland könnte zur "konzernfreien Zone" werden.

Berlin - "Die Politik und die Gesellschaft sollten uns unterstützen, vorn dabei zu sein", sagte Paul Achleitner, Finanzvorstand des Münchener Allianz-Konzerns, der Zeitung "Die Welt". "Es kann nicht in unserem Interesse sein, dass Deutschland eines Tages konzernfreie Zone ist", fügte Achleitner hinzu. Im gemeinsamen europäischen Markt sei es zwangsläufig, dass sich europäische Konzerne formten: "Die Frage ist nur, wo sie ihren Sitz haben werden."

Auch Siemens-Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer warnt davor, dass deutsche Konzerne international weiter zurückfallen und somit leichte Übernahmeopfer werden, wenn sie sich nicht flexibel an die Anforderungen des globalen Wettbewerbs anpassen können: "Wir müssen aufpassen, dass wir Deutschen und Europäer bei der anstehenden Konsolidierung nicht leer ausgehen." Bedauerlicherweise seien bereits wichtige Weichen gestellt worden, so Matthias Graf von Krockow, Sprecher der Geschäftsführung des Bankhauses Sal. Oppenheim. "Die deutsche Industriepolitik wird zunehmend in Spanien, Frankreich und New York gemacht. Dort sitzen die großen Banken", sagte von Krockow dem Blatt.

Private-Equity-Gesellschaften auf Einkaufstour in Deutschland

In den vergangenen Monaten hat die Angst vor einem Ausverkauf in der deutschen Unternehmenslandschaft stark zugenommen. Weltweit sammeln Private-Equity-Gesellschaften immer höhere Milliarden-Summen ein, um sie unter anderem hierzulande zu investieren. Derzeit leisten sich beispielsweise die australische Macquarie und die britische BC Partners eine Übernahmeschlacht um den börsennotierten Energiedienstleister Techem.

Bester Schutz gegen feindliche Übernahmen ist nach Einschätzung der Manager eine hohe Börsenbewertung. Vielen Konzernen falle es allerdings schwer, die dafür erforderlichen Schritte zu unternehmen. "Wir können nicht immer solange warten, bis die nächste Krise kommt", sagt Allianz-Vorstand Achleitner. Wer in Deutschland Gewinn erwirtschafte und trotzdem Stellen abbaue, müsse sich den Vorwurf gefallen lassen, unsozial zu sein. "Das aber macht den notwendigen Konzernumbau sehr schwierig und manchmal gar unmöglich." (tso/AFP)

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