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Den größten Sprung beim Vermögen haben im vergangenen Jahr die Chinesen gemacht, von denen immer mehr zur Mittelschicht gehören.

© Wu Hong/dpa

Globales Vermögen: Die Welt wird reicher

Das Geldvermögen rund um den Globus wächst. Den größten Sprung haben zuletzt die Chinesen gemacht. In Deutschland wächst derzeit die Ungleichheit.

Die Menschen rund um den Globus sind so reich wie nie zuvor. Insgesamt ist das Brutto-Geldvermögen im vergangenen Jahr um gut sieben Prozent auf 136 Billionen Euro gestiegen. Das geht aus dem Weltvermögensbericht (Global Wealth Report) hervor, den der Versicherungskonzern Allianz am Dienstag vorgelegt hat. Das Netto-Geldvermögen – also das Vermögen ohne Immobilien und abzüglich der Schulden – lag demnach erstmals bei mehr als 100 Billionen Euro. „Mit ihrem Brutto-Vermögen könnten die privaten Haushalte die gesamten Staatsschulden von 46 Billionen Euro dreimal tilgen“, sagte Allianz-Chef-Volkswirt Michael Heise bei der Vorstellung der Studie in Frankfurt am Main. Die höchsten Netto-Vermögen pro Kopf gibt es mit 157 500 Euro weiterhin in der Schweiz, Deutschland rangiert mit 44 800 Euro auf Platz 18.

Eine Studie mit riesigen geografischen Lücken

Auch wenn die Mittelschicht weiter gewachsen ist, belegt die Studie, dass die ungleiche Verteilung der Vermögen kaum abgenommen hat. In manchen Staaten – vor allem in den USA, aber auch in Deutschland wegen des West-Ost-Gefälles – hat sie sogar weiter zugenommen. Während die reichsten zehn Prozent der Menschen mit einem Netto-Geldvermögen pro Kopf von mehr als 36 700 Euro in den von der Allianz untersuchten Ländern 80 Prozent des gesamten Geldvermögens halten, entfallen auf die Mittelklasse 16,5 und auf Ärmeren nur vier Prozent. Im Jahr 2000 hatten die Reichsten sogar noch 90 Prozent des Geldvermögens kontrolliert. Die reichen Golfstaaten werden von der Analyse jedoch noch nicht erfasst. Dort gibt es laut Heise keine entsprechenden Statistiken. Ähnliches gilt für Afrika, die Allianz analysiert lediglich die Lage in Südafrika.

Den größten Sprung gab es im vergangenen Jahr in China. Dort übertraf das gesamte private Geldvermögen erstmals das von Japan. Pro Kopf ist es mit netto 8000 Euro allerdings noch fast um den Faktor zehn niedriger als in Japan mit fast 74 000 Euro. Insgesamt verbuchte Asien ohne Japan mit einem Plus von 18 Prozent den größten Netto-Vermögenszuwachs. In China, aber auch in Mexiko, der Türkei oder Rumänien schafften es überdurchschnittlich viele Menschen, in die Mittelschicht aufzusteigen.

Mehr als eine Milliarde Menschen bilden die Mittelschicht

Zu der zählen laut Statistik Menschen mit einem Netto-Geldvermögen zwischen 6100 und 36 700 Euro. Erstmals, so Heise, zählten im vergangenen Jahr mehr als eine Milliarde Menschen in den 53 untersuchten Ländern zur Mittelschicht – 85 Prozent davon kommen aus China. „Seit dem Jahr 2000 haben 600 Millionen Menschen diesen Sprung nach oben geschafft“, sagt Heise.

In Deutschland stieg das Netto-Geldvermögen 2014 um gut 2000 Euro auf 44 800 Euro. Heise zufolge hat das unter anderem damit zu tun, dass die Deutschen trotz der niedrigen Zinsen weiter fleißig sparen. Im Vergleich zu 2007 und damit der Zeit vor der Finanzkrise legten sie im vergangenen Jahr 39 Prozent mehr zur Seite. Die Griechen oder Portugiesen brauchten dagegen bis zu 24 Prozent ihres Geldvermögens aufgrund der Krise auf. Die Deutschen hätten sich durch die starke Sparleistung in Europa weiter nach oben gearbeitet, sagt Heise. Trotzdem sparten „viel zu viele Haushalte noch zu wenig, um ihre Altersversorgung abzusichern“. Und die, die sparen, verhielten sich extrem vorsichtig und scheuten jegliches Risiko. Generell habe die Krise in der Euro-Zone dem privaten Vermögensaufbau deutlich geschadet. „Mittlerweile gibt es unter den zehn Top-Ländern nur noch zwei Euro-Staaten.“

Chinesischen Börsenverlust durch Gewinne beinahe wieder ausgeglichen

Hinter der Schweiz folgt die USA (netto 138 700 Euro pro Kopf), vor Großbritannien (86 200) und Belgien (84 800). Im Blick auf die Euro-Zone rangieren vor Deutschland noch die Niederlande (78 000), Frankreich (50 800), Italien (49 400) und Österreich (48 400). Pro Kopf haben die Slowaken in der Euro-Zone mit 5200 Euro das geringste Geldvermögen, die Griechen kommen auf 11600 Euro. Heise zufolge hat das Geldvermögen in den 53 untersuchten Ländern im ersten Halbjahr um weitere drei bis 3,5 Prozent zugelegt. Durch die Talfahrt an den Börsen seit Anfang Juli dürften sich bis Ende September allerdings Verluste von etwa zwei Billionen Euro angehäuft haben, in Deutschland etwa 40 bis 45 Milliarden Euro. In China halten sich die Einbußen trotz der starken Talfahrt an der Börse aber in Grenzen. Dort haben die Aktienmärkte mittlerweile wieder das Niveau von Ende 2014 erreicht. Sollte das so bleiben, müssten die Chinesen mit Blick auf Aktien sogar überhaupt keine Verluste hinnehmen.

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